Mikrofinanz. Jetzt auch für Privatkunden
Günther Kastner, österreichischer Initiator von Vision Microfinance im forum Interview.
Günther Kastner, österreichischer Initiator von Vision Microfinance
sprach mit forum über die Chancen des Dual Return Fund, Vision
Microfinance im deutschen Privatkundengeschäft und warum Mikrofinanz
als Assetklasse für Langzeit-Investments eine sinnvolle Alternative ist.
Sie sind mit Ihrem Mikrofinanzfonds vor einem Jahr in das Privatkundengeschäft eingestiegen. Mit welchem Ziel?
Wir wollten damit auch Privatanlegern die Möglichkeit bieten, in Mikrofinanzen zu investieren. Davor waren Investments in unsere Mikrofinanzprodukte nur für institutionelle Investoren wie Family Offices und Pensionskassen möglich. Jetzt kommen Stiftungen und Privatkunden mit den passenden Kooperationspartnern wie Sparkassen oder Genossenschaftsbanken dazu.
Vor einem Jahr hatten wir Fondsvolumina von etwa 250 Millionen Euro. Ein Jahr nach der Zulassung für das Privatkundengeschäft in Deutschland sind es etwa 500 Millionen Euro. Insgesamt ist die weitere Entwicklung bei diesem Produkt aber schwer zu prognostizieren, weil es eigentlich nicht skalierbar ist. Will man in einem anderen Bereich das Volumen vergrößern, könnte man einfach größere Darlehen vergeben. Das geht im Bereich Mikrofinanz nicht, weil es ja dem Sinn des Investments widersprechen würde. Wir müssten also viel mehr Darlehen vergeben statt größere – das ist natürlich ein schwierigeres Geschäft, welches auch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Viel Platz für Sozialromantik bleibt da nicht.
Im Vergleich zur Konkurrenz – wie wollen Sie sich im deutschen Markt hervorheben?
Wir verfügen über eine Historie, die mittlerweile elf Jahre zurückreicht. Deshalb ist Vision Microfinance eine starke Marke und entsprechend bekannt. Das Ertrags-Risiko-Verhältnis ist aus unserer Sicht auch besser als bei vergleichbaren Produkten. Wir haben das Produkt außerdem von Anfang an als Dual Return Fund angelegt, bieten also nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen sozialen Ertrag. Im Hinblick auf die Rendite-Möglichkeiten ist das jetzt besonders interessant, da die Ertragschancen in vielen anderen Bereichen momentan nicht besonders vielversprechend sind – zumindest in den Bereichen Anleihen und Geldmarkt.Und wir wählen die Mikrofinanz-Institute, in die wir investieren, so aus, dass sie die Philosophie der Sparkassen und Genossenschaften auch umsetzen. Eigene Tools wie ein Social Rating, das wir neben den Financial Ratings eingeführt haben, sollen das gewährleisten. Das ist etwas, das andere Marktteilnehmer in dem Umfang so nicht machen.
Wie funktioniert Social Rating? Das klingt ein wenig soft.
Im Gegenteil. Der soziale Aspekt wird auf sieben Achsen analysiert. Das reicht vom Arbeitsklima vor Ort über Weiterbildungsmöglichkeiten oder ökologische Fragen vor allem im Bereich Energieeffizienz, Spar- oder Versicherungsmöglichkeiten bis hin zur Frage, inwieweit die Produkte an die Kreditnehmer angepasst werden.Was ist den Investoren derzeit wichtiger? Die Frage nach dem sozialen oder die nach dem finanziellen Ertrag?
Das ist ganz unterschiedlich. Im Moment, da Geldmarkt- und Anleiheerträge sehr niedrig sind, gehen die Fragen schon wieder verstärkt in Richtung Ertrag. Vor zehn Jahren, als beispielsweise Sparbücher vier, fünf Prozent Zinsen gebracht haben, lag das Interesse der Anleger vorwiegend auf dem sozialen Nutzen. Mikrofinanz stehen medial immer wieder in der Kritik …
Der Markt weist ein Volumen von 100 Milliarden Euro aus, was in etwa 100 Millionen Darlehen entspricht. Bei einer Ausfallrate von einem Prozent findet man natürlich eine Million Menschen, bei denen es nicht geklappt hat. Dem gegenüber stehen aber 99 Millionen Menschen, bei denen Mikrofinanz funktioniert.
Bei einem Markt von 100 Millionen Kreditnehmern – wie wählen Sie diese aus?
Unser erfahrenes Investment-Team arbeitet seit vielen Jahren mit dem Genfer Research House Symbiotics zusammen. Die verstehen ihr Geschäft.
Herr Kastner, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen viel Erfolg in Deutschland.
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