Fair telefonieren – ja bitte.

Mit seinem Unternehmen Fairphone zeigt Bas van Abel neue Wege in der Informations- und Kommunikationsbranche.

forum Chef­redakteur Fritz Lietsch fragte Bas von Abel am Rande des deutschen Umweltpreises wie man mit einem Telefon Zeichen für Nachhaltigkeit setzen kann.

Bas, wie kam es eigentlich zu Fairphone?
Fairphone Gründer Bas van Abel hat die gesamte Wertschöpfungs­kette im Blick: Material, Design, Fertigung, Vertrieb und Lebenszyklus eines Smartphones werden für das Fairphone auf den Prüfstand gestellt. © Peter HimselFairphone wurde 2013 aus einer Kampagne heraus gegründet, die seit 2010 Aufmerksamkeit auf die Probleme in der Lieferkette von Elektronikprodukten lenkt. Diese Kampagne wird auch mit dem Produkt Fairphone weitergeführt. Als Designer war ich immer schon an Systemen hinter Produkten interessiert – was steckt dahinter, wo kommt es her, wie kann man es aufmachen?  Letztendlich haben die Recherche zu Konfliktmineralien und mein Besuch in den Minen im Kongo den Ausschlag gegeben, ein Smartphone selber herzustellen und den Versuch anzustellen, diesen Prozess besser zu machen. Zu verstehen, was zwischen Anfang (Mine) und Ende (Smartphone) passiert und es zu verbessern, das ist immer noch, was wir bei Fairphone machen.

Was war Dein Part?
Mein Part als Gründer war es vor allem, die Idee zu haben, dass man ein Smartphone als Erzähl-Objekt benutzen kann. Als Gegenstand, der eine Geschichte erzählen kann. Smartphones sind ein Paradox, sie sind extrem persönliche Gegenstände mit denen und durch die wir die intimsten Momente teilen und dennoch wissen wir kaum etwas über sie. Niemand weiß so richtig, wo kommen diese Produkte genau her? Wer hat sie gemacht? Was war dafür notwendig? Durch das Fairphone wollen wir die Menschen wieder mit dem Produkt und dessen Geschichte verbinden und ein Bewusstsein für die Probleme schaffen. Wir hätten auch ein anderes Produkt herstellen können, aber Smartphones eignen sich besonders dazu.

Was ist das Besondere daran?
Smartphones eignen sich dazu besser als jedes andere Elektronikprodukt. Milton Friedman hat es einmal eindrucksvoll anhand eines Bleistiftes erklärt: keine Person kann alleine einen Bleistift herstellen – die Fertigkeiten und die Produktionsmöglichkeiten, die man dafür braucht, sind enorm – und niemand kann so richtig sagen, woher er kommt und dennoch haben wir am Ende dieses Produkt. Er beschreibt die Möglichkeiten, die globale Märkte bieten und wie entfremdet wir vom Prozess der Herstellung sind. Beim Smartphone ist das noch viel mehr ausgeprägt. Man hat sprichwörtlich die Welt in seiner Tasche. Die Prozesse, die notwendig sind, um ein solches Produkt herzustellen sind enorm – und ebenso die Probleme, die das mit sich bringt. Von beidem bekommen wir als Verbraucher kaum noch etwas mit. Das wollen wir ändern und zeigen, dass es einen Markt für bewusst gekaufte und nachhaltige Produkte gibt.

Wo waren die größten Probleme?
Fairphone konzentriert sich auf vier Bereiche, in denen wir Veränderungen herbeiführen wollen. Dort sehen wir Potenzial, dass sich etwas verändern kann und muss: Das sind die Förderung der Mineralien, die am Ende im Smartphone enthalten sind, die Herstellung des Produktes in den Fabriken, das Design beziehungsweise die Funktionalität des Smartphones und letztlich die Möglichkeit, es reparieren und recyceln zu können.

In diesen Bereichen machen wir Fortschritte. Das Fairphone 2 ist das erste modulare Smartphone, das jeder selber reparieren und öffnen kann. Mittlerweile beziehen wir alle Konfliktmineralien aus konfliktfreien Förderstätten und verwenden Fairtrade Gold. Wir haben mehrere Recyclinginitiativen ins Leben gerufen und verbessern die Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Dennoch bleiben viele Probleme bestehen und auch das Fairphone 2 ist noch nicht 100% fair.

Wie geht‘s weiter?
Um diese Probleme anzugehen, müssen wir als Firma wachsen – das gibt uns auf dem Markt bessere Möglichkeiten Einfluss zu nehmen und macht noch deutlicher: Es gibt einen Markt für nachhaltige Produkte. Wir arbeiten verstärkt mit Providern wie T-Mobile in Öster­reich oder Mobilcom in Deutschland zusammen, was uns hilft, zu wachsen. Auf dem Produkt-Level konzentrieren wir uns auf die Möglichkeiten, die die modulare Infrastruktur dem Fairphone 2 gibt. Als nächstes werden wir ein neues Kameramodul herausbringen, welches das Fairphone 2 zum ersten Smartphone macht, das man aufrüsten kann.

Bas, wir wünschen Ihnen und Fairphone weiterhin viel Erfolg.


Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.02.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2017 - And the winner is... erschienen.
     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Lunch & Learn: Begeisterung für die Erde!
Wie gelingt der ökologische Wandel?
online
13
MAI
2024
IFAT Munich 2024
Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft
81823 München
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Landwirte sind nicht bloß Produzenten, sie verdanken ihren Ertrag vor allem der Natur.
Christoph Quarch vermisst bei den Bauernprotesten ein Verantwortungsbewusstsein für die Gesamtgesellschaft
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Preise gehen nach Bayern

Recruiting: weibliche Talente für männerdominierte Branchen

Incycle – rundum nachhaltig

PTA IT-Beratung erhält Siegel „Klimaneutral durch Kompensation“ von PRIMAKLIMA

toom zum sechsten Mal für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

„Das Beste an meinem Beruf ist, Menschen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen für sie zu finden!“

Porsche engagiert sich für die Kinderhospizarbeit

„Der Earth Day erinnert uns daran, wie wichtig es ist, sich gemeinsam für den Schutz unserer Umwelt einzusetzen.”

  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Engagement Global gGmbH