Größtes Klimaschutzranking der Welt veröffentlicht 2016er-Ergebnisse
Einige deutsche Unternehmen riskieren, global den Anschluss zu verlieren
- Neuer Bericht zu Klimaschutz-Maßnahmen bewertet Fortschritt der Wirtschaft in Bezug auf die Pariser Klimaziele
- Globale Wirtschaft rüstet sich für Kohlenstoffsenkungen und bereits 85% der Unternehmen haben Reduktionsziele aufgestellt. Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bleiben hier hinter dem globalen Durchschnitt zurück: 68% berichten von Zielen zur Emissionsreduktion.
- CDP's globale und regionale Berichte zeigen, dass den meisten Zielen allerdings langfristige Perspektiven sowie die Orientierung an der aktuellen Klimawissenschaft fehlen, um die globale Erwärmung unter der kritischen 2°C Schwelle zu halten
- Das diesjährige Klimaranking von 2400 börsennotierten Unternehmen steht fest, mit 20 deutschen, österreichischen und schweizer Unternehmen unter den Spitzenreitern.
Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft eingeleitet. Insgesamt konnten im letzten Jahr 9 Millionen Tonnen CO2-eq eingespart werden. Während einige Unternehmen bereits von den Chancen, die dieser Wandel bietet, profitieren, riskiert eine große Zahl durch Untätigkeit und das Fehlen langfristiger Planung den Anschluss zu verlieren. Das zeigen die heute veröffentlichten Analysen des CDP Climate Change Report 2016 - DACH 350+ Edition von CDP, der gemeinnützigen globalen Umweltdatenplattform.
Neben CDP's DACH-Bericht wird heute die erste Ausgabe von CDP's Global Climate Tracking Series veröffentlicht. Der globale Bericht Out of the starting blocks: Tracking progress on corporate climate action wurde in Zusammenarbeit mit We Mean Business produziert und präsentiert Kohlenstoffemissionen und Umwelt-Daten von 1.089 Unternehmen, die CDP auf Wunsch von 827 institutionellen Investoren mit Vermögenswerten von 100 Billionen US-Dollar dargelegt wurden. Die ausgewählten Unternehmen zählen zu den weltweit wichtigsten in Bezug auf Börsenwert und Umweltauswirkungen. Zusammen sind sie für 12% der gesamten globalen Treibhausgase verantwortlich.
Nach dem Inkrafttreten des Pariser Klimaschutzabkommens, das den Wechsel zu einer CO2-armen Wirtschaft verbindlich festgelegt hat, wird CDP das Handeln dieser 1.089 Unternehmen bezüglich der neuen globalen Klimaziele in jährlichen Berichten verfolgen.
Der diesjährige globale Bericht legt den Grundstein dafür. Er zeigt, dass eine klimafreundliche Transformation hohe Gewinne bringen kann. Über einen fünfjährigen Zeitraum haben 62 Unternehmen ihre Emissionen um 10% oder mehr reduziert, während sie ihre Erträge im gleichen Ausmaß steigern konnten. Insgesamt stieg der Umsatz innerhalb dieser Gruppe um 29% und die Emissionen sanken um 26%. Der Rest der Unternehmen verzeichnete eine Gewinnsenkung und eine Emissionssteigerung von jeweils 6%.
Um die kritische 2°C Schwelle nicht zu überschreiten, müssen Unternehmen ihre Emissionen verringern. Wenn sie ihre aktuell gesetzten Ziele erreichen, haben die 1.089 Unternehmen aus CDP's Global Climate Tracking Series erst ein Viertel des Weges geschafft.
Diese Gruppe beinhaltet:
- Daimler: Der deutsche Automobilhersteller verringerte die durchschnittlichen Flottenemissionen um 5% im Vergleich zum Vorjahr und spart damit 2.2 Millionen Tonnen CO2-eq pro Jahr während der Nutzungsphase seiner Fahrzeuge.
- Givaudan: Der Schweizer Hersteller von Aromen und Duftstoffen hat seinen Betrieb auf Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen umgestellt, was zu einem großen Teil zu der über zehnprozentigen Verringerung von Emissionen allein im letzten Jahr beitrug.
- SCA: Der schwedische Verbrauchsgüter- und Papierhersteller reduzierte seine Emissionen um 32%, während er gleichzeitig seinen Umsatz um 19% erhöhte. So erreichte er eine 42-prozentige Verringerung der Emissionsintensität. Die Firma senkte dank eines neuen mit Biokraftstoff betriebenen Brennofens in einer ihrer Fabriken jährliche Kosten um 5 Millionen Euro.
- Sodexo: Das französische Unternehmen hat eine Reihe von Diensten entwickelt, um seinen Kunden dabei zu helfen, ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Diese Dienste machen mittlerweile 30% von Sodexos Geschäftstätigkeit aus.
Bei der Erreichung der globalen Klimaziele spielen Unternehmen eine Schlüsselrolle. Die 155 Unternehmen der DACH Region, auf die sich die lokale Edition der CDP Analysen bezieht, repräsentieren 85% des gesamten Börsenwerts der angefragten Unternehmen Region. Der Bericht zeigt, dass sich 68% dieser DACH-Unternehmen mindestens ein Ziel gesetzt haben, um ihre Treibhausgasemissionen zu verringern (verglichen mit dem globalen Durchschnitt von 85% und einem europäischen Durchschnitt von 92%). Oft fehlt diesen Zielen eine langfristige Perspektive, da nur 12% der Unternehmen Ziele bis 2030 oder darüber hinaus festgelegt haben (verglichen mit einem globalen Durchschnitt von 14% und einem europäischen Durchschnitt von 17%).
45% der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen sich vor, in den nächsten 2 Jahren ihre Ziele mit dem aktuellen Stand der Klimawissenschaft für das Erreichen des 2C°-Ziels abzustimmen. Nur 2 Unternehmen haben jedoch bereits so ein Ziel gesetzt. Positiv zu vermerken ist, dass fast die Hälfte der befragten Unternehmen (46%) finanzielle und andere Anreize für Mitarbeiter und Manager im Kerngeschäft und nicht nur in den Nachhaltigkeitsabteilungen setzt.
Paul Simpson, CEO von CDP, erklärt: "Unser diesjähriger globale Bericht nutzt Daten zu den Klimaschutzaktivitäten von Unternehmen vor Beschluss des Pariser Klimaabkommens. Zwar sind viele schon auf dem richtigen Weg, aber es gilt noch große Lücken zu schließen. Hunderte Firmen teilten CDP mit, dass sie wesentliche Veränderungen für ihre Geschäfte erwarten, die aus dem Pariser Abkommen resultieren. Deshalb rechnen wir in den kommenden Jahren mit einer Verschiebung zu längerfristigen und auf aktueller Forschung basierenden Zielen."
So zeigt sich bereits ein wachsender Weitblick der Unternehmen, die immer mehr über ihre indirekten Emissionen wissen - 30% können hier das geforderte Reporting vorlegen. Gleichzeitig bleibt die schlechte Datenlage bei 70% der Unternehmen besorgniserregend, da in vielen Branchen diese Emissionen aus Vorprodukten, der Produktnutzung und anderen Aspekten das Vielfache der direkten Emissionen betragen. Denn eine Tonne Kohlendioxid emittiert in China schädigt das Klima genauso wie eine Tonne aus Deutschland. Dramatisch ist die Transparenzlage im Finanzsektor. Nur eines - Raiffeisen Bank International - von 29 berichtenden Unternehmen (59 angefragte) hat Zahlen zum CO2-Fußabdruck aus Investments berichtet.
Mit dem Bericht veröffentlicht CDP heute auch das Klimaranking 2016. Darin sind u.a. die Firmen gelistet, die im Berichtsjahr 2015 die Spitzennote A erhielten und mit ihren Strategien und Maßnahmen vorbildlich halfen, den Klimawandel abzuschwächen. Einer unabhängigen Untersuchung anhand CDPs Bewertungsverfahren folgend, ist die globale Liste aus 193 Unternehmen zusammengesetzt, davon 54 kontinentaleuropäische. Dazu gehören BMW, Daimler, Deutsche Telekom, Nestlé, Novartis, Symrise und VERBUND. Die CDP Climate Scores werden auf einer Skala von A bis F vergeben (A, A-, B, B-, C, C-, D, D-, F).
Die Ergebnisse der DACH Region werden auf der CDP DACH Climate Leadership Award Conference und Ceremony unter dem Sonderthema "Klimaschutz im Luftverkehr" am 25. Oktober in München unter Gastgeberschaft von Deutsche Lufthansa und Flughafen München vorgestellt.
Thomas Weyer, Geschäftsführer Finanzen und Infrastruktur der Flughafen München GmbH, berichtet: "Seit Jahren verfolgt der Flughafen München das ambitionierte Ziel, sich bis zum Jahr 2020 CO2-neutral zu entwickeln. Das bedeutet, dass die CO2-Emissionen trotz des weiter steigenden Flugverkehrs und des laufenden Flughafenausbaus nicht höher sein sollen als im Basisjahr 2005. Das erreichen wir und mit einer Vielzahl innovativer Maßnahmen für einen verträglichen und ressourcenschonenden Flughafenbetrieb sind wir auf gutem Weg, von einem "Five-Star-Airport" zu einem "Green-Five-Star-Airport". Nachfolgende Generationen müssen die gleichen Chancen und Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse haben wie wir. Das ist eine Verpflichtung und deshalb lohnt jeder Einsatz für den Klimaschutz."
Thomas Winkelmann, CEO Lufthansa-HUB München, Deutsche Lufthansa AG, ergänzt: "Wir freuen uns, gemeinsam mit dem Flughafen München Gastgeber der diesjährigen CDP-Konferenz zu sein. Die Lufthansa Group nimmt ihre Verantwortung im Umwelt- und Klimaschutz seit langem ernst und beteiligt sich bereits seit 2006 an der jährlichen CDP-Berichterstattung. Wir informieren damit den Kapitalmarkt und weitere Interessengruppen transparent über unsere Klimaschutzstrategie, Programme und Maßnahmen zur Reduktion unserer CO2-Emissionen."
Beachtenswert ist, dass einige der Unternehmen mit dem größten globalen Marktwert in der Analyse fehlen. Sie verweigerten CDP die Offenlegung ihrer Daten. CDP wird deshalb für eine Gruppe von über 700 Unternehmen überprüfen, ob diese in Zukunft an dem globalen Prozess teilnehmen werden und so Investoren helfen, verdeckte Risiken besser einschätzen zu können.
Die drei größten börsennotierten Unternehmen, die dieses Jahr CDPs Anfrage ablehnten, sind Berkshire Hathaway, Facebook und Amazon. In der DACH Region hielten Munich Re und Swatch ihre Daten zurück, obwohl sie über mehrere Jahre deswegen von CDP angefragt worden waren.
Die Financial Stability Board's Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) wird in den kommenden Monaten ihre Empfehlungen für dieses Jahr veröffentlichen. Es ist zu erwarten, dass dadurch der Druck auf Unternehmen weiterhin wächst, ihre Daten und Strategien zum Klimaschutz offenzulegen. "Investoren achten darauf, Risiken zu reduzieren, indem sie ihre Investments auf eine weniger CO2-intensive Infrastruktur verlagern", sagt Simpson. "Klimafreundliches Handeln steht deshalb immer deutlicher im Blickpunkt. Es ist noch alles offen im Rennen um die Chancen, die dieser Wandel bietet."
Der CDP Climate Change Report 2016 - DACH 350+ Edition, der globale Bericht CDP Out of the starting blocks und die Bestenliste 2016 sind auf CDP Website zugänglich, einschließlich des Klimarankings für tausende Unternehmen, die ihre Daten über CDP offenlegen.
Umwelt | Klima, 25.10.2016
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