Müllsammelschiff für Umweltdesignpreis nominiert
Müllsammelschiff SEEKUH von One Earth - One Ocean e.V. für den Bundespreis ecodesign 2016 nominiert
Lesen Sie dazu in forum 4/2016:
Die Seekuh startet durch mit Appetit auf Plastik und mehr |
Die SEEKUH; das Mitte
September fertiggestellte Müllsammelschiff der Münchner Umweltorganisation
One Earth - One Ocean e.V., wurde für den diesjährigen Bundespreis ecodesign
nominiert. Aus mehr als 160 Einreichungen wählte die Jury aus Design- und
Umweltexperten auf der Jurysitzung im Kunstgewerbemuseum in Berlin 26
Projekte als Nominierte aus, darunter auch die SEEKUH. Der Preis, der
jährlich vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt verliehen wird,
zeichnet innovative Produkte, Dienstleistungen und Konzepte aus, die sich
durch eine herausragende ökologische Qualität, einen innovativen Ansatz und
durch eine hohe Designqualität auszeichnen.
Der Bundespreis ecodesign ist die höchste staatliche Auszeichnung für
ökologisches Design in Deutschland und wird jährlich in vier Kategorien
vergeben. Rund 50 Expertinnen und Experten aus den verschiedenen
Fachabteilungen des Umweltbundesamtes bewerten die ökologische Qualität der
Einreichungen und entscheiden zusammen mit einem Projektbeirat über die
Zulassung zur Jurysitzung. Eine interdisziplinäre Jury namhafter
Designerinnen und Designer sowie Umweltexpertinnen und -experten bestimmte
dann auf der Jurysitzung im Kunstgewerbemuseum am 10. Oktober 2016 in Berlin
die Nominierten und Preisträger. Das Bundesumweltministerium und das
Umweltbundesamt stehen als Auslobende für Glaubwürdigkeit, Qualität und eine
fundierte Bewertung.
Die feierliche Preisverleihung findet schließlich am 28. November 2016 im
Bundesumweltministerium statt, dort werden die diesjährigen Gewinner in der
jeweiligen Kategorie bekannt gegeben und erhalten ihre Auszeichnung von
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sowie der UBA-Präsidentin Maria
Krautzberger. Alle nominierten und prämierten Arbeiten werden dann 2017 in
einer deutschlandweiten Wanderausstellung präsentiert.
Der Spezialkatamaran SEEKUH zum Sammeln von Plastikmüll ist eines von vier
nominierten Projekten in der Kategorie Konzept. Das Müllsammelschiff wurde
von Günther Bonin, dem Gründer der Münchner Umweltorganisation One Earth -
One Ocean e.V., entwickelt, hat eine Größe von etwa 12 x 10 Metern (L x B)
und wiegt knapp sechs Tonnen. Das Schiff ist zerlegbar und kann per
Frachtcontainer zu Einsätzen an jeden Ort der Welt gebracht werden. Für den
vollständig durch Spenden finanzierten Bau der SEEKUH, einem Forschungs-,
Reinigungs- und Aufklärungsschiff, wurden Mittel in Höhe von etwa einer
viertel Million Euro gesammelt. Hauptsponsor ist die Mannheimer
Röchlingstiftung.
Von der Idee zum fertigen Schiff
Immer mehr Menschen erkennen in Plastikmüll eines der drängendsten
Umweltprobleme der weltweiten Ozeane. Bereits heute befinden sich mehr als
140 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren und jedes Jahr gelangen
mindestens weitere 8 Millionen Tonnen hinzu. Bis zum Jahre 2050 werden mehr
Plastikteile als Fische in den weltweiten Meeren schwimmen. Plastikmüll hat
eine Lebensdauer von bis zu 450 Jahren und gelangt letztlich als
Mikroplastik (kleinste Teilchen) durch die Nahrungsaufnahme der Fische auch
in unsere Nahrungskette. Damit schadet Plastik in den Ozeanen nicht nur dem
fragilen Ökosystem, sondern insbesondere auch uns Menschen.
Für ihr Konzept der "maritimen Müllabfuhr", bei der Plastikmüll von
Spezialschiffen wie der SEEKUH aus dem Meer gefischt und wiederverwertet
wird, wurde die Umweltorganisation One Earth - One Ocean e.V nun für den
Bundespreis ecodesign 2016 nominiert. Die SEEKUH, die für den Einsatz in
küstennahen Regionen und Flussmündungen konzipiert ist, ist das erste
seetaugliche Forschungs-, Reinigungs- und Aufklärungsschiff des Konzepts.
Der auf der Werft von Lübeck Yacht Trave Schiff GmbH gebaute Katamaran wurde
als Arbeitsschiff DNV/GL-zugelassen (dem TÜV für Schiffe) und kann neben dem
Müllsammeln auch Wasseranalysen vornehmen.
Die Katamaranform ermöglicht es bei einem Tiefgang von nur 60 Zentimetern,
zwischen den beiden Rümpfen eine Netztkonstruktion ins Wasser abzusenken,
mit der der Plastikmüll bis in eine Tiefe von zwei Metern herausgefischt
wird. Damit sich keine Lebewesen in den Netzen verfangen, fährt die SEEKUH
in Schrittgeschwindigkeit. In Gegenden mit hohem Müllaufkommen im Wasser
kann sie mit ihren Netzen täglich mehrmals 2-3 Tonnen sammeln oder bei hohen
Verunreinigungen am Strand den Müll nach dem Baggerprinzip direkt an Land
schieben. Später sollen HOCHSEEKÜHE - autark durch Wind- und Sonnenenergie
angetrieben - auf hoher See selbständig Plastikmüll sammeln.
"Wir freuen uns sehr, dass nach dem Stapellauf und der Schiffstaufe der
SEEKUH im September nun mit der Nominierung zum Bundespreis ecodesign ein
weiteres Highlight für öffentliche Aufmerksamkeit für unser
Müllsammelkonzept sorgt", erklärt Günther Bonin, Gründer und Entrepreneur
des Vereins One Earth - One Ocean e.V.. "Natürlich kann eine SEEKUH nicht
die Welt retten, aber je mehr Menschen sich mit dem drängenden Problem des
Plastikmülls und des Marine Littering unserer Gewässer auseinandersetzen,
umso mehr kommt hoffentlich in Bewegung."
One Earth - One Ocean e. V.
Die Umweltorganisation One Earth - OneOcean mit Sitz in München Garching hat
das Ziel, Gewässer vom Plastikmüll, aber auch Öl und Schadstoffen zu
befreien. Bereits heute schwimmen auf den Weltmeeren riesige Teppiche aus
Plastikmüll, der größte davon im Pazifik ist so groß wie Mitteleuropa, d.h.
wie Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Luxemburg, Ungarn und
Tschechien zusammen. Schreitet die Verschmutzung im derzeitigen Tempo weiter
voran, werden die Meere in wenigen Jahren vollständig vermüllt sein.
Gründer von One Earth - One Ocean (OEOO) ist Günther Bonin, 60, ehemals
Inhaber einer IT-Firma und passionierter Segler. Seine Vision der "maritimen
Müllabfuhr" gliedert sich in mehrere Stufen: In einem ersten Schritt wird
der Plastikmüll mit speziell von ihm entwickelten Geräten auf den Meeren
eingesammelt, sortiert und zerkleinert. Trennung und Recycling des Mülls
erfolgt an Land. In einer späteren Phase soll das gesammelte Plastik direkt
an Bord von Tankern in Öl rückverwandelt werden. Aus einer Tonne Plastik
lassen sich ca. 900 Liter Öl rückgewinnen. Seit 2015 hat Bonin sein
IT-Unternehmen umgewidmet in eine AG zur Reinigung von Gewässern, um den
Verein administrativ zu unterstützen.
Was wie die Utopie eines Idealisten klingt, nimmt mittlerweile konkrete
Formen an. Mehr als 100 Unternehmen und Privatpersonen, darunter die
Röchling Stiftung und die Deutsche Telekom AG, unterstützen das Projekt in
unterschiedlicher Weise. Auch Thomas Hahn, der bei BMW Oracle das
Siegerschiff des America's Cup mitkonstruierte, unterstützt OEOO bei der
Entwicklung der Müllschlucker-Schiffe. Im September 2016 wird die erste
SEKUH ihre Arbeit aufnehmen. 2013 wurde One Earth - One Ocean e.V. für sein
Konzept der Maritimen Müllabfuhr mit dem renommierten GreenTec Award 2013,
Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, ausgezeichnet. 2016 folgte die
Nominierung für den Bundespreis ecodesign in der Kategorie Konzept.
Weitere Informationen erhalten Sie hier oder auf der Facebook-Seite.
Umwelt | Wasser & Boden, 12.10.2016
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