Andrei Krioukov
Der Cola-Dosen-Künstler
Coca-Cola ist eine Markenikone, die wie kaum eine andere Marke für Globalisierung und moderne Konsummuster steht. Der in Russland geborene Künstler Andrei Krioukov nutzt diese Markenikone als Stellvertreter in seinen überwiegend großformatigen Ölbildern, um unsere Welt zu beschreiben.

„Einwegrealismus" als Spiegel der modernen Gesellschaft
Krioukov geht es nicht darum, anzuklagen, vielmehr sieht er seine Rolle als genauer Beobachter der Realität. Es geht ihm nicht um Coca-Cola an sich, sondern deren Dosen stehen stellvertretend für den typischen Müll unserer heutigen Zeit. Die zerquetschte Dose steht für ein kurzes Glücksgefühl, wenn wir die Cola trinken, welches sofort danach überflüssig und damit vergänglich wird. Die imposante Größe der Bilder, die häufig ein Format von zwei mal zwei Metern aufweisen, sowie die Reduktion auf eine Marke und deren Verpackung fördert eine Reflexion über unsere Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Die Größe erzeugt aber nicht nur Aufmerksamkeit, sondern es werden auch Details wie Schrift sicht- und wahrnehmbar, die im normalen Konsumprozess vollständig untergehen. Diese Kenntnis über die Macht der großen Bilder und der Reduktion lässt sich auch aus dem Lebenslauf von Andrei Krioukov ableiten. Er ist 1959 in Moskau geboren und hat nach einer Ausbildung an der Moskauer Kunstfachschule mit dem Schwerpunkt „Malerei und Lehramt Kunst" ein Studium zur Reklamemalerei an der Kunsthochschule Moskau mit dem Abschluss Diplomgrafiker abgeschlossen. Seit 1987 ist er als freischaffender Künstler tätig. Seit 2001 lebt und arbeitet er in Deutschland, wo er zusammen mit seiner Frau auch eine Kunstschule betreibt.
Vom Müllberg zur Cola-Dose
Schon früh begann Andrei Krioukov sich in seinen Bildern mit Müll zu beschäftigen. 1989 malte er die Müllberge, die er hinter einem Moskauer Nobelhotel fand. Diese Bilder waren aber durch die abgebildete Vielfalt zu stark auf Müll fokussiert und ließen dem Betrachter wenig Raum zum eigenen Nachdenken und Reflektieren. 2009 stolperte er sprichwörtlich über die einzelne Verpackung als Objekt. In dieser Zeit betrieb er mit seiner Frau eine Kunstschule in einer Kulturbrauerei. Am Wochenende feierten dort viele junge Menschen in den Clubs. Am Sonntag bei Sonnenaufgang war das ganze Gelände übersät mit Dosen, Flaschen und Kronkorken. Da kam ihm die Idee zur Reduktion auf gebrauchte Getränkeverpackungen. Für den Künstler ist die Dose eine interessante Form, die noch an Spannung dadurch gewinnt, dass sie in ihrer zerquetschten Form ein neues grafisches Muster bildet. Darüber hinaus reizen ihn die Schrift, Zeichen und Typographien auf den Verpackungen, die uns heute überall umgeben. Andrei Krioukov sammelt zunächst Cola-Dosen, die er überall auf dieser Welt findet. Anschließend wird das Bild nach der Technik der klassischen niederländischen Ölmalerei in mehreren Schichten aufgebaut. Für seine Bilder benötigt er mehrere Wochen, wobei er oft parallel an mehreren Bildern arbeitet, da die Schichten vor dem nächsten Arbeitsschritt trocknen müssen. Aber er malt schon lange nicht mehr nur Coca-Cola-Dosen in klassischer Öltechnik, sondern er gießt vergoldete und zerquetschte Dosen in Acrylharz, erstellt Radierungen und entwickelt dreidimensionale Reliefs. Auch malt er nicht nur die Dose, sondern auch den Kronkorken oder die Flasche. Für die Zukunft wünscht sich der Künstler mehr Zeit für die eigene Kunst und eine Beteiligung an großen Kunstmessen wie der Art Basel. Weiterhin denkt er neuerdings über neue Arten der künstlerischen Inszenierung von Cola-Dosen wie zum Beispiel Mobiles in der Tradition von Alexander Calder nach. www.krioukov.de
Wir danken Andrei und Rita Krioukov ganz herzlich für die Unterstützung und Hintergrundinformationen.
Von Carsten Baumgarth
Die Serie „NachhaltigKunst" ...
... stellt in jeder Ausgabe einen Künstler, eine Künstlergruppe und/oder ein Kunstwerk vor, welche die Sphären Nachhaltigkeit und Kunst interessant verbinden. Das soll Sie als Leser berühren und für Kunst begeistern. Es darf aber auch als Inspiration für Unternehmen, Institutionen und NGOs dienen, sich mit den Potenzialen von Kunst für die Nachhaltigkeitskommunikation auseinanderzusetzen.
Prof. Dr. Carsten Baumgarth ist Professor für Marketing, insbesondere Markenführung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Verbindung von Marke und Nachhaltigkeit sowie den Verknüpfungen zur Kunst. Speziell die Kooperation von Kunst und Unternehmen ist ihm ein Anliegen.
Lifestyle | Einrichten & Wohnen, 01.08.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2016 - Zukunft der Arbeit erschienen.

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