Mission Is Possible
Was wurde eigentlich aus ...Jimmy Carter
forum Medien-Tipp:
Wie kein zweiter US-Präsident begeisterte sich Jimmy Carter öffentlich für populäre Musik – ganz zum Gefallen der US-amerikanischen Musikstars, die sich im Wahlkampf 1977 für ihn engagierten. Der Dokumentarfilm wirft einen völlig neuen Blick auf den heute 96-jährigen "Rock'n'Roll-Präsidenten" – und zeigt, welch entscheidende Rolle Popmusik für seinen Wahlsieg spielte.
92 Min. Verfügbar in der arte-Mediathek bis zum 17.01.2021 |
Mit Donald Trump und den amerikanischen Präsidentschaftswahlen am Horizont wollte forum 2016 wissen, was einen Präsidenten der USA, der Solarzellen auf das Weiße Haus montieren ließ und den Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten besiegelte, heute bewegt. Wir begegneten dabei einem Engagement für Frieden und Menschlichkeit, das einzigartig ist und damit auch einem anderen Amerika.
Jimmy Carter (eigentlich James Earl Carter) ist nun (2020) 96 Jahre alt. Gerade hat er eine Krebserkrankung überstanden, ist wieder quickfidel und hat einen weiteren Grammy-Award für sein Hörbuch A Full Life: Reflections at Ninety erhalten. Persönliche Begegnungen sind ihm wichtig. Briefe beantwortet er meist handschriftlich. Er beeindruckt mit einer enormen Ausstrahlung, mild-gütigen Augen und einem einnehmend-freundlichem Lächeln. Von 1977 bis 1981 war er der 39. Präsident der U.S.A. Die herausragenden Errungenschaften und Leistungen seiner Ära sind seine Menschenrechtspolitik, der Natur- und Umweltschutz und seine Friedensmissionen. In Camp David handelte er einen epochalen Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten aus. Mitunter als Weltverbesserer belächelt, geriet er in Vergessenheit, denn zu groß waren die Probleme des Kalten Krieges, mit denen die Welt in diesen Jahren konfrontiert war. Wer fragte sich damals nicht, wie Carters Bekenntnis zu Moral, Anstand, Religion, Menschenrechten, Sozialreformen und Umweltschutz ihm zum Einzug in das Weiße Haus hatte verhelfen können. Scharfsinnige Beobachter hatten rasch eine Erklärung: Amerika sollte durch ihn nach den Erfahrungen mit Vietnam und Watergate moralisch aufgebaut werden. Als dann aber die Konsequenzen seines friedliebenden, auf Verständigung ausgerichteten Handelns deutlich wurden und seine Forderungen in gesellschaftlichen und sozialen Bereichen an jeden einzelnen Bürger herangetragen wurden, verlor er an Akzeptanz. Als er forderte, das Verhalten zu ändern und die Umwelt zu respektieren, hatte er sich nicht nur mit der Großindustrie angelegt, sondern auch dem einfachen Bürger zuviel abverlangt. Als er sich dann weigerte, das Geiseldrama von Teheran gewaltsam zu beenden, wurde der Ruf nach dem starken Mann lauter. So konnten nach nur einer Amtsperiode der Schauspieler und Republikaner Ronald Reagan, und damit rechtsgerichtete Kräfte, die Macht ergreifen. Wie sich Geschichte oftmals wiederholt …
Ein Kämpfer für Toleranz und Frieden
Carter kehrte zurück in den kleinen Ort Plains in Georgia. Dort wohnt er allerdings nur, denn er ist Weltbürger geblieben. Nach seinem Präsidentenamt zimmerte er in seiner kleinen Werkstatt Möbel für sich, seine Kinder und Enkelkinder, dann ging er daran, Häuser für Obdachlose und sozial Schwache zu bauen. Aus dieser Initiative gründeten er und seine Frau Rosalynn die Wohltätigkeitsorganisation „Habitat for Humanity", für die, so meint die Frankfurter Allgemeine, ihm allein schon der Friedensnobelpreis zugestanden hätte. Einmal pro Jahr verbringen er und seine Frau mindestens eine Woche mit hochgekrempelten Ärmeln beim Häuslebau in sozialen Randgebieten in Amerika und an vielen Orten in der Welt. Rosalynn Carter setzt sich unermüdlich dafür ein, die in Amerika noch immer verbreitete Tabuisierung von geistig kranken Menschen zu durchbrechen, und das von dem engagierten Paar gegründete Carter Center soll ein Ort der Begegnung sein, wo Vertreter streitender Parteien auf neutralem Boden miteinander und mit externer Hilfe an friedlichen Lösungen arbeiten können.
Dabei geht Carter auch unangenehmen Themen nicht aus dem Weg und scheute sich nicht, mit Diktatoren und Despoten zusammenzutreffen, unter anderen mit Kim Il-sung, dem 1994 verstorbenen stalinistischen Regenten von Nordkorea. Dies brachte ihm schärfste Kritik seiner Gegner ein. Geleitet, wie er sagt, vom christlichen Geist der Versöhnung, der Liebe, formuliert er sein Gegenargument und sagt, auch diese Burschen, die vielleicht Atomwaffen bauen oder die Menschenrechte verletzen, brauchen jemanden, der ihnen zuhört, ihre Probleme versteht und ihnen hilft, ihr Anliegen zu kommunizieren. Besonders wichtig ist den Carters die Bekämpfung des Hungers, weil der Hunger in der Welt halbiert werden könnte, wenn jede Person in der hochentwickelten Welt eine geringe, kaum spürbare, monatliche Spende für Programme zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und für die Bekämpfung chronischer Unterversorgung leistet. Schon 1993 verkündete Carter seine Doktrin zum Hunger auf der Konferenz der Weltbank. Explizit wies er darauf hin, dass er nicht als ehemaliger Präsident spreche, sondern als Vertreter einer Nichtregierungsorganisation, als einer von Hunderten, die sich des Problems des Hungers in der Welt angenommen haben. Er bezeichnet die Kluft zwischen Arm und Reich als das Kernproblem, wobei ihm nicht erst die Anhäufung von Besitz und Geld als Reichtum gilt, sondern eine Lebensweise, die elementare Bedürfnisse anderer Menschen unberücksichtigt lässt. 1980 erschien in seinem Auftrag der Bericht „Global 2000", ein epochales Werk über den Zustand der Welt mit Zahlen, Fakten und Dokumenten. Dieses Buch hat einer ganzen Generation die Augen geöffnet und wird noch heute als Nachschlagewerk geschätzt.
Immer gegen den Strom
Jimmy und Rosalynn Carter haben trotz ihres hohen Lebensalters noch immer ein beachtliches Arbeitsprogramm, um in Fragen der Gesundheitspolitik, der Nahrungsmittelproduktion, in Menschenrechtsfragen, im Aufbau von Rechtswesen und in der Vorbereitung und Durchführung demokratischer Wahlen zu beraten, wann immer sie darum gebeten werden. Denn, so formuliert es Carter, der Frieden hat immer eine Chance.
Jimmy hat mehr als 20 Bücher geschrieben. Nicht nur zu politischen, privaten oder historischen Themen äußert sich der intellektuelle Ex-Präsident, sondern er hat auch Fachbücher für Fliegenfischer, ein Kinderbuch und einen Band mit Liebesgedichten verfasst. Geschätzt wird auch sein Werk zur Problematik des Alterns, das in Amerika eine Diskussion über den bis ins Groteske verzerrten Jugendkult auslöste.
Carter stellt sich bewusst gegen den Strom der Zeit und scheut sich nicht, auch ganz persönliche Erfahrungen zu thematisieren, z.B. wenn er freimütig über Sexualität im Alter spricht. Er gibt auch nicht vor, ein Historiker zu sein sondern verpackt seine Kritik an der fehlenden Aufarbeitung amerikanischer Traumata in einem Roman. (deutsch: Die Rebellen, 2004). Nach seiner Ansicht sei es ein wichtiger Schritt, die patriotisch-nationalistische Glorifizierung der amerikanischen Geschichte zu durchschauen und sich der kalten Logik unnötiger Kriege entgegenzustellen. Carter wird nicht müde, seine Meinung über die Politik der USA zu äußern, so über den Völkermord an den Indianern, die Sklaverei, den amerikanischen Rassismus, über die derzeitige Regierung, die Stellung Amerikas in der Welt, den Nahostkonflikt, den Irakkrieg, Guantanamo-Bay, die Einschränkung der Bürgerrechte, über den amerikanischen Fundamentalismus, Mangel an Umweltschutz, zunehmende Verarmung und soziales Elend ganzer Bevölkerungsschichten sowie ganz besonders den Hunger in der Welt. 2007 „setzte er sich endgültig in die Nesseln" mit einem Buch, dessen Titel allein schon die Gemüter erregte: Palestine: Peace Not Apartheid. Er hat darin die Politik Israels gegenüber den Palästinensern kritisiert. Seitdem steht der Ex-Präsident auf der schwarzen Liste der Neuen Rechten, der NRA (der Waffenlobby), die unerwünschte Amerikaner auflistet und als unpatriotisch, unamerikanisch brandmarkt.
Das andere Amerika
Jimmy Carter wurde zum prominentesten Sprecher eines anderen Amerika. Er kritisiert in erster Linie den alle Bereiche der amerikanischen Gesellschaft durchziehenden Fundamentalismus und das Großmachtgebaren auf internationalem Gebiet. Er ist das krasse Gegenbild zu George W. Bush oder Donald Trump und deren Tun. Die USA seien inzwischen keine rechtstaatliche Demokratie mehr, so Carter. Von sich selbst sagt er, er diene dem Fürsten des Friedens.
Er besuchte Cuba und den von den USA geächteten Fidel Castro, forderte die Aufhebung des US-Embargos und nutzte die Möglichkeit, medienwirksam und unzensiert das kommunistische Regime wegen der Menschenrechtsverletzungen zu kritisieren. Fortlaufend finden Friedensgespräche verfeindeter Parteien im Carter Center statt und bis heute arbeitet der ehemalige Präsident unermüdlich in Wort (Vorträge, Artikel, Bücher) und Tat (Reisen, Mediationen) an Lösungen für die Probleme der Welt. Sein Wirken ist mit seinen 91 Lebensjahren noch nicht zu Ende. Selbst die mit Lob eher sparsame FAZ spricht dem „lästigen Idealisten" eine verstärkte moralische Autorität zu. Carter darf als „das Gewissen Amerikas auftreten, weil er selbst ein Gewissen hat."
Damit lässt er sich einreihen in die edle amerikanische Tradition des Philosophen Ralph Waldo Emerson, eines Henry David Thoreau und anderer Transzendentalisten, eines Martin Luther King und vieler eher stiller und unbekannt gebliebener Amerikaner. Sie alle stehen für ein anderes Amerika.
Jimmy Carter (eigentlich James Earl Carter) ist nun (2020) 96 Jahre alt. Gerade hat er eine Krebserkrankung überstanden, ist wieder quickfidel und hat einen weiteren Grammy-Award für sein Hörbuch A Full Life: Reflections at Ninety erhalten. Persönliche Begegnungen sind ihm wichtig. Briefe beantwortet er meist handschriftlich. Er beeindruckt mit einer enormen Ausstrahlung, mild-gütigen Augen und einem einnehmend-freundlichem Lächeln. Von 1977 bis 1981 war er der 39. Präsident der U.S.A. Die herausragenden Errungenschaften und Leistungen seiner Ära sind seine Menschenrechtspolitik, der Natur- und Umweltschutz und seine Friedensmissionen. In Camp David handelte er einen epochalen Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten aus. Mitunter als Weltverbesserer belächelt, geriet er in Vergessenheit, denn zu groß waren die Probleme des Kalten Krieges, mit denen die Welt in diesen Jahren konfrontiert war. Wer fragte sich damals nicht, wie Carters Bekenntnis zu Moral, Anstand, Religion, Menschenrechten, Sozialreformen und Umweltschutz ihm zum Einzug in das Weiße Haus hatte verhelfen können. Scharfsinnige Beobachter hatten rasch eine Erklärung: Amerika sollte durch ihn nach den Erfahrungen mit Vietnam und Watergate moralisch aufgebaut werden. Als dann aber die Konsequenzen seines friedliebenden, auf Verständigung ausgerichteten Handelns deutlich wurden und seine Forderungen in gesellschaftlichen und sozialen Bereichen an jeden einzelnen Bürger herangetragen wurden, verlor er an Akzeptanz. Als er forderte, das Verhalten zu ändern und die Umwelt zu respektieren, hatte er sich nicht nur mit der Großindustrie angelegt, sondern auch dem einfachen Bürger zuviel abverlangt. Als er sich dann weigerte, das Geiseldrama von Teheran gewaltsam zu beenden, wurde der Ruf nach dem starken Mann lauter. So konnten nach nur einer Amtsperiode der Schauspieler und Republikaner Ronald Reagan, und damit rechtsgerichtete Kräfte, die Macht ergreifen. Wie sich Geschichte oftmals wiederholt …
Ein Kämpfer für Toleranz und Frieden
Carter kehrte zurück in den kleinen Ort Plains in Georgia. Dort wohnt er allerdings nur, denn er ist Weltbürger geblieben. Nach seinem Präsidentenamt zimmerte er in seiner kleinen Werkstatt Möbel für sich, seine Kinder und Enkelkinder, dann ging er daran, Häuser für Obdachlose und sozial Schwache zu bauen. Aus dieser Initiative gründeten er und seine Frau Rosalynn die Wohltätigkeitsorganisation „Habitat for Humanity", für die, so meint die Frankfurter Allgemeine, ihm allein schon der Friedensnobelpreis zugestanden hätte. Einmal pro Jahr verbringen er und seine Frau mindestens eine Woche mit hochgekrempelten Ärmeln beim Häuslebau in sozialen Randgebieten in Amerika und an vielen Orten in der Welt. Rosalynn Carter setzt sich unermüdlich dafür ein, die in Amerika noch immer verbreitete Tabuisierung von geistig kranken Menschen zu durchbrechen, und das von dem engagierten Paar gegründete Carter Center soll ein Ort der Begegnung sein, wo Vertreter streitender Parteien auf neutralem Boden miteinander und mit externer Hilfe an friedlichen Lösungen arbeiten können.
Dabei geht Carter auch unangenehmen Themen nicht aus dem Weg und scheute sich nicht, mit Diktatoren und Despoten zusammenzutreffen, unter anderen mit Kim Il-sung, dem 1994 verstorbenen stalinistischen Regenten von Nordkorea. Dies brachte ihm schärfste Kritik seiner Gegner ein. Geleitet, wie er sagt, vom christlichen Geist der Versöhnung, der Liebe, formuliert er sein Gegenargument und sagt, auch diese Burschen, die vielleicht Atomwaffen bauen oder die Menschenrechte verletzen, brauchen jemanden, der ihnen zuhört, ihre Probleme versteht und ihnen hilft, ihr Anliegen zu kommunizieren. Besonders wichtig ist den Carters die Bekämpfung des Hungers, weil der Hunger in der Welt halbiert werden könnte, wenn jede Person in der hochentwickelten Welt eine geringe, kaum spürbare, monatliche Spende für Programme zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und für die Bekämpfung chronischer Unterversorgung leistet. Schon 1993 verkündete Carter seine Doktrin zum Hunger auf der Konferenz der Weltbank. Explizit wies er darauf hin, dass er nicht als ehemaliger Präsident spreche, sondern als Vertreter einer Nichtregierungsorganisation, als einer von Hunderten, die sich des Problems des Hungers in der Welt angenommen haben. Er bezeichnet die Kluft zwischen Arm und Reich als das Kernproblem, wobei ihm nicht erst die Anhäufung von Besitz und Geld als Reichtum gilt, sondern eine Lebensweise, die elementare Bedürfnisse anderer Menschen unberücksichtigt lässt. 1980 erschien in seinem Auftrag der Bericht „Global 2000", ein epochales Werk über den Zustand der Welt mit Zahlen, Fakten und Dokumenten. Dieses Buch hat einer ganzen Generation die Augen geöffnet und wird noch heute als Nachschlagewerk geschätzt.
Immer gegen den Strom
Jimmy und Rosalynn Carter haben trotz ihres hohen Lebensalters noch immer ein beachtliches Arbeitsprogramm, um in Fragen der Gesundheitspolitik, der Nahrungsmittelproduktion, in Menschenrechtsfragen, im Aufbau von Rechtswesen und in der Vorbereitung und Durchführung demokratischer Wahlen zu beraten, wann immer sie darum gebeten werden. Denn, so formuliert es Carter, der Frieden hat immer eine Chance.
Jimmy hat mehr als 20 Bücher geschrieben. Nicht nur zu politischen, privaten oder historischen Themen äußert sich der intellektuelle Ex-Präsident, sondern er hat auch Fachbücher für Fliegenfischer, ein Kinderbuch und einen Band mit Liebesgedichten verfasst. Geschätzt wird auch sein Werk zur Problematik des Alterns, das in Amerika eine Diskussion über den bis ins Groteske verzerrten Jugendkult auslöste.
Carter stellt sich bewusst gegen den Strom der Zeit und scheut sich nicht, auch ganz persönliche Erfahrungen zu thematisieren, z.B. wenn er freimütig über Sexualität im Alter spricht. Er gibt auch nicht vor, ein Historiker zu sein sondern verpackt seine Kritik an der fehlenden Aufarbeitung amerikanischer Traumata in einem Roman. (deutsch: Die Rebellen, 2004). Nach seiner Ansicht sei es ein wichtiger Schritt, die patriotisch-nationalistische Glorifizierung der amerikanischen Geschichte zu durchschauen und sich der kalten Logik unnötiger Kriege entgegenzustellen. Carter wird nicht müde, seine Meinung über die Politik der USA zu äußern, so über den Völkermord an den Indianern, die Sklaverei, den amerikanischen Rassismus, über die derzeitige Regierung, die Stellung Amerikas in der Welt, den Nahostkonflikt, den Irakkrieg, Guantanamo-Bay, die Einschränkung der Bürgerrechte, über den amerikanischen Fundamentalismus, Mangel an Umweltschutz, zunehmende Verarmung und soziales Elend ganzer Bevölkerungsschichten sowie ganz besonders den Hunger in der Welt. 2007 „setzte er sich endgültig in die Nesseln" mit einem Buch, dessen Titel allein schon die Gemüter erregte: Palestine: Peace Not Apartheid. Er hat darin die Politik Israels gegenüber den Palästinensern kritisiert. Seitdem steht der Ex-Präsident auf der schwarzen Liste der Neuen Rechten, der NRA (der Waffenlobby), die unerwünschte Amerikaner auflistet und als unpatriotisch, unamerikanisch brandmarkt.
Das andere Amerika
Jimmy Carter wurde zum prominentesten Sprecher eines anderen Amerika. Er kritisiert in erster Linie den alle Bereiche der amerikanischen Gesellschaft durchziehenden Fundamentalismus und das Großmachtgebaren auf internationalem Gebiet. Er ist das krasse Gegenbild zu George W. Bush oder Donald Trump und deren Tun. Die USA seien inzwischen keine rechtstaatliche Demokratie mehr, so Carter. Von sich selbst sagt er, er diene dem Fürsten des Friedens.
Er besuchte Cuba und den von den USA geächteten Fidel Castro, forderte die Aufhebung des US-Embargos und nutzte die Möglichkeit, medienwirksam und unzensiert das kommunistische Regime wegen der Menschenrechtsverletzungen zu kritisieren. Fortlaufend finden Friedensgespräche verfeindeter Parteien im Carter Center statt und bis heute arbeitet der ehemalige Präsident unermüdlich in Wort (Vorträge, Artikel, Bücher) und Tat (Reisen, Mediationen) an Lösungen für die Probleme der Welt. Sein Wirken ist mit seinen 91 Lebensjahren noch nicht zu Ende. Selbst die mit Lob eher sparsame FAZ spricht dem „lästigen Idealisten" eine verstärkte moralische Autorität zu. Carter darf als „das Gewissen Amerikas auftreten, weil er selbst ein Gewissen hat."
Damit lässt er sich einreihen in die edle amerikanische Tradition des Philosophen Ralph Waldo Emerson, eines Henry David Thoreau und anderer Transzendentalisten, eines Martin Luther King und vieler eher stiller und unbekannt gebliebener Amerikaner. Sie alle stehen für ein anderes Amerika.
Das Carter Center in Atlanta – Ein Impuls für Frieden und globale Gerechtigkeit
Gemeinsam mit seiner Frau Rosalynn gründete Carter 1982, kurz nach dem Ausscheiden aus dem Amt, das Carter Center in Atlanta, Georgia. Die Arbeit dieser privaten, nicht parteipolitischen, international aktiven Organisation dient unter anderem der friedlichen Lösung von Konflikten. Zu diesem Ziel beraten Mitarbeiter des Centers Verantwortungsträger in Regierungen und wichtigen Ämtern bei der Einrichtung demokratischer Staatsgebilde und in wichtigen Fragen der Demokratie, der Finanzen, der Ernährung und der Medizin. Carters Credo ist „Wenn die grundlegenden Bedürfnisse eines Menschen: Essen, Unterkunft, sauberes Wasser, Zugang zu medizinischer Versorgung, nicht verfügbar sind, kommt es zu einer Verrohung des Herzens und der Seele. Die Menschen erleben die Hoffnungslosigkeit und einige mögen zur Gewalt greifen, um Konflikte zu lösen." Das Center hat maßgeblich dazu beigetragen, das Leben von Millionen entscheidend zu verbessern, durch:
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Harald Kiczka hat Theologie, Philosophie und Amerikanistik studiert. Er war bis 2002 Fachlehrer an der Rudolf Steiner Schule Witten. Er arbeitet als Autor, Lektor, freier Übersetzer und Vortragsredner. Er ist Herausgeber zahlreicher Werke und Mitherausgeber von Carl Stegmanns "Das andere Amerika".
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.05.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
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