Susanne Baust
Gesellschaft | Green Cities, 01.05.2016
Die Zukunft hat schon begonnen
Österreich initiiert Forschungsförderprogramme für die "Stadt der Zukunft"
Immer mehr Menschen tauschen ihr Leben in ländlichen Regionen gegen ein Dasein in urbanen Ballungszentren, derzeit sind es weltweit etwa eine Million pro Woche, bis zum Jahr 2050 werden 85 Prozent der europäischen Bevölkerung in Städten leben. Um diese Herausforderung bewältigen zu können, haben sich in Europa nationale Plattformen und Kompetenzzentren gebildet, die von der öffentlichen Hand koordiniert und unterstützt werden.
In Österreich hat diese Aufgabe zum überwiegenden Teil das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, kurz bmvit genannt, übernommen und initiiert bereits seit Jahren Forschungsförderungsprogramme wie „Stadt der Zukunft" und „Haus der Zukunft", um den Verantwortlichen für die Entwicklung der nationalen Ballungszentren zu „Smart Cities" Forschungsergebnisse und darauf basierend Lösungsansätze bieten zu können. Diese Forschungsprogramme sind in vier Teilbereiche gegliedert und decken primär die Themen Mobilität, Energiemanagement, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie sämtliche Sicherheitsaspekte ab.

Die Voraussetzungen sind klar umrissen: Unsere Gesellschaft wird demografisch älter – bis 2025 wird ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Österreich über 60 Jahre alt sein – aber durch die zunehmende Digitalisierung auch besser informiert, vernetzt und sowohl körperlich als auch geistig aktiver und anspruchsvoller sein als bisher.
Wohnraum – alleine in Wien rechnet man bis 2025 mit einer Zunahme der Einwohnerzahl um 370.000 Personen – wird knapper und wesentlich teurer, die Qualität der Atemluft schlechter, denn 75 Prozent der Kohlendioxidemissionen erfolgen schon jetzt in den Städten, und der sozialökonomische Strukturwandel schließlich zu steigender Aggressivität zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Stichwort „Gentrifizierung") führen, wenn nicht so rasch wie möglich auf die zu erwartenden Veränderungen reagiert und Steuerungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Daher müssen nicht nur Emissionsziele erreicht, sondern auch Technologien entwickelt werden, die das städtische Angebot den Bedürfnissen derer anpassen, die künftig in den Ballungszentren leben werden – das gilt sowohl für die Wohnsituation als auch den Verkehr, Arbeitsbedingungen und die Betreuung hilfsbedürftiger Menschen. Effiziente Konzepte und Lösungsansätze sind gefragt: Um deren Durchführbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz beurteilen zu können, sind Modellregionen ausgewählt worden – die „Smart Cities".
Effiziente Forschung als Basis aller Lösungsansätze
Neue Produkte und Dienstleistungen, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen, sind natürlich vielfältig, basieren aber hauptsächlich auf den Ergebnissen der Forschungsprojekte, die vom bmvit initiiert und gefördert werden. Daher wurden die gesamten „Smart Cities"-Aktivitäten in zwei Bereiche geteilt und unterschiedlichen Koordinationsstellen zugewiesen: Die „Stadt der Zukunft" als Forschungsinitiative fällt direkt in die Verantwortlichkeit des bmvit, der Bereich „Smart Cities Demo", also das Testen und Implementieren von Lösungen, in jene des österreichischen Klimafonds, der ebenfalls vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, aber gleichzeitig auch vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft beauftragt und finanziert wird. Ziel ist es, durch eine synchronisierte Steuerung beider Projektteile den Übergang zu einer energieeffizienten und klimaverträglichen Lebens- und Arbeitsweise in einer „Stadt von morgen" zu ermöglichen und sowohl die individuelle Lebens- als auch die wirtschaftliche Standortqualität künftiger Ballungszentren zu erhöhen.

Forschung unter Beteiligung von potenziellen Nutzern und Anbietern
Das bmvit hat seine Forschungsinitiativen in vier Gebiete unterteilt: „smart mobility", „smart Energy & Environmental Technologies", „smart infrastructure" (ICT, Informations- und Kommunikationstechnologie) und „Smart Security"), womit sowohl die Fragen der Daten- als auch der Versorgungssicherheit angesprochen werden.
Derzeit sind mehr als 160 österreichische Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen an diesen „Smart Cities"-Projekten beteiligt; neue Ausschreibungen, die sich nach den aktuellen Anforderungen richten, lassen eine steigende Zahl an weiteren Projekten erwarten. Die Unterstützung des bmvit reicht von der Auswahl der Projektanträge durch eine Fachjury, die als Kriterien unter anderem den Nutzen für die adressierte Zielgruppe, gesellschaftspolitische Aspekte und die zu erwartenden Möglichkeiten wirtschaftlichen Nutzens bewertet, über die finanzielle Beteiligung an den zur Förderung empfohlenen Forschungsprojekten, Vernetzung, Begleitung und Evaluierung bis hin zur Kommunikation der Projektergebnisse. Basierend auf diesen umfangreichen Forschungsinitiativen konnte die österreichische Wirtschaft in vielen Bereichen starke Kompetenzen, Wettbewerbsvorteile und Technologieführerschaften entwickeln, die nicht nur dem eigenen Land zugute kommen. Viele der Lösungsvorschläge fließen in transnationale Projekte ein und tragen dazu bei, die Probleme einer sich rasant verändernden Umwelt sowohl im gesamteuropäischen Raum, als auch in der direkten Kooperation mit anderen Ländern und deren Forschungseinrichtungen zu bewältigen.
Ein Beispiel eines globalen Projektes ist „United Smart Cities" – initiiert von OiER (Organization for International Economic Relations) & UNECE (United Nations Economic Commission for Europe), das Unternehmen ermöglicht, als exklusive Industriepartner in ihren branchenspezifischen Sektoren zu fungieren, strategische Partnerschaften mit den Städten und deren Entscheidungsträgern zu begründen und eine beratende oder auch führende Rolle in der nachhaltigen Städteplanung zu spielen (mehr Information auf www.unitedsmartcities.com).
Darüber hinaus fließen innovative Produkte und Dienstleistungen, die sich aus der Kooperation mit führenden österreichischen Unternehmen ergeben, direkt in den Weltmarkt, um grenzüberschreitend Lösungen für die Probleme modernen Städtebaus, aber auch umweltverträglicher Mobilität, Energieversorgung, integrativen Kommunikationslösungen und Sicherheit in allen Lebensbereichen bereitzustellen.
FRESH VIEW – der Kompetenzkatalog der österreichischen Wirtschaft und Forschungseinrichtungen
Welche österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen an der Projektentwicklung im Rahmen der „Smart Cities"-Programme beteiligt sind und welche breit gefächerten Kompetenzen sie aufweisen, kann man der Publikation „FRESH VIEW" der österreichischen Wirtschaftskammer, Ausgabe 157, entnehmen: Dieser Katalog bietet nicht nur eine Basisinformation für Brancheninteressierte, sondern dient auch als praktisches Nachschlagewerk für Unternehmen, die nach internationalen Kooperationspartnern oder nach innovativen Produkten und Dienstleistungen suchen, die sowohl ihre Produktion als auch ihre Angebotspalette zukunftsorientierter, effizienter und nachhaltiger gestalten wollen.
Susanne Baust berichtet seit 25 Jahren als freie Journalistin und Buchautorin in Österreich über die Bereiche Wirtschaft, Touristik, Mobilität und Fahrzeugtechnik. Ihre Leidenschaft gehört der Entwicklung der Automobilindustrie, die Förderung und redaktionelle Begleitung einer zukunftsfähigen Wirtschaft ist ihr ein besonderes Anliegen.
Der Beitrag ist mit der freundlichen Unterstützung des Österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie entstanden. Entgeltliche Einschaltung.
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
Weitere Artikel von Susanne Baust:
Stadt der Zukunft
Futuristisch oder sanierter Altbau?
Nachhaltiges Bauen ist in Österreich ein wichtiges Forschungsthema. Die Förderprogramm-Initiative „Haus der Zukunft“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) findet deshalb eine Fortsetzung in der Kampagne die „Stadt der Zukunft“. Doch eine Zukunftsstadt wird nicht nur aus Neubauten bestehen! forum berichtet, wie man den Spagat zwischen Erhaltung von Bausubstanz und hoher Energieeffizienz erfolgreich bewältigen kann.
Futuristisch oder sanierter Altbau?
Nachhaltiges Bauen ist in Österreich ein wichtiges Forschungsthema. Die Förderprogramm-Initiative „Haus der Zukunft“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) findet deshalb eine Fortsetzung in der Kampagne die „Stadt der Zukunft“. Doch eine Zukunftsstadt wird nicht nur aus Neubauten bestehen! forum berichtet, wie man den Spagat zwischen Erhaltung von Bausubstanz und hoher Energieeffizienz erfolgreich bewältigen kann.
Arbeit muss sinnvoll sein
Ein Interview mit Andreas Gnesda - Präsident des österreichischen Gewerbevereins
Andreas Gnesda begleitet seit über dreißig Jahren Organisationen bei der Entstehung neuer Arbeitswelten und hat daraus das Modell „Next World of Working“ entwickelt. Sein Credo: Erfolg ist mehr als eine positive Bilanz und fette Gewinne.
Ein Interview mit Andreas Gnesda - Präsident des österreichischen Gewerbevereins
Andreas Gnesda begleitet seit über dreißig Jahren Organisationen bei der Entstehung neuer Arbeitswelten und hat daraus das Modell „Next World of Working“ entwickelt. Sein Credo: Erfolg ist mehr als eine positive Bilanz und fette Gewinne.
Geschwindigkeit und Flexibilität
Warum David gegen Goliath auch künftig Chancen hat.
Die Arbeitswelt verändert sich dramatisch: Die Grenzen der Unternehmen werden fließend und feste Jobstrukturen verschwinden. Dies bringt mehr Flexibilität für alle Beteiligten, birgt aber auch Gefahren in sich.
Warum David gegen Goliath auch künftig Chancen hat.
Die Arbeitswelt verändert sich dramatisch: Die Grenzen der Unternehmen werden fließend und feste Jobstrukturen verschwinden. Dies bringt mehr Flexibilität für alle Beteiligten, birgt aber auch Gefahren in sich.
Wasser marsch!
Sparsame Verbrennungsmotoren contra E-Mobilität
Gegner und Befürworter liefern sich Duelle auf allen Ebenen. Daneben entwickelt sich still und leise eine Alternative: das Fahren mit Wasserstoff. forum hat den Stand der Entwicklung unter die Lupe genommen.
Sparsame Verbrennungsmotoren contra E-Mobilität
Gegner und Befürworter liefern sich Duelle auf allen Ebenen. Daneben entwickelt sich still und leise eine Alternative: das Fahren mit Wasserstoff. forum hat den Stand der Entwicklung unter die Lupe genommen.
Nützen und teilen
Emissionsarme Mobilität
Die Stadt der Zukunft wird nicht zur Gänze autofrei sein, aber weder der Individual- noch der Güterverkehr können endlos wachsen. Alternativen müssen gefunden werden, neue Verkehrskonzepte zur Erhöhung der Effizienz und innovative Angebote, die den Verzicht auf das eigene Fahrzeug leicht machen.
Emissionsarme Mobilität
Die Stadt der Zukunft wird nicht zur Gänze autofrei sein, aber weder der Individual- noch der Güterverkehr können endlos wachsen. Alternativen müssen gefunden werden, neue Verkehrskonzepte zur Erhöhung der Effizienz und innovative Angebote, die den Verzicht auf das eigene Fahrzeug leicht machen.
forum future economy
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.
- Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Anzeige
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
LOHAS & Ethischer Konsum
"Du sollst konsumieren!"Für Christoph Quarch ist der Black Friday ein schwarzer Tag
Jetzt auf forum:
Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit
The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy
future economy: Regeneration als neue Fortschrittserzählung
Für Hobby- und professionellen Gartenbau: Label kennzeichnet nachhaltige Substratherstellung
"Was heute vermieden wird, muss später unter massivem Zeit- und Kostendruck nachgeholt werden."















