"Die Teilnehmer haben neue Allianzen gebildet"
Zum dritten internationalen Umweltkonvent sind über 100 Umweltpreisträger und Aktivisten nach Freiburg gekommen.
Convention-Leiter Bernd Dallmann zieht nach vier intensiven Tagen mit Foren, Vorträgen und Diskussionsrunden eine erste Bilanz.
Von Horst Hamm
Herr Dallmann: Zwei ganze und zwei halbe Tage sind über 100 Umweltpreisträger und Aktivisten in Freiburg aus aller Welt zusammen gekommen, zur Convention of Environmental Laureates. Welches Fazit ziehen Sie?
Das dritte Zusammentreffen war das intensivste seiner Art. Damit beginnt ein Teil unserer Ziele bereits Wirklichkeit zu werden: Die Umweltpreisträger beginnen damit, sich gegenseitig zu beraten, zu unterstützen und zu vernetzen. Darüber hinaus war das Treffen geprägt von sehr aktuellen, aber auch von sehr unterschiedlichen Themen. Günter Pauli hat seine Blue Economy vorgestellt und jeden einzelnen dazu aufgerufen, Ideen entwickeln, um zu einem anderen Wirtschaften zu kommen. Paul Walker wiederum hat den Teilnehmern einen ganz aktuellen Bericht über die Chemiewaffenvernichtung in Syrien geliefert, und Raluca Radu hat ein ganz junges Unternehmen vorgestellt, das das erste Fairphone der Welt entwickelt hat. Ein Beispiel, das ganz ausgezeichnet zeigt, dass ein verantwortungsvolles Wirtschaften möglich ist, wenn man es nur will.
Wie sehen die Netzwerke denn konkret aus, die die Preisträger untereinander aufbauen?
Es ist ganz eindeutig so, dass diejenigen, die aus den gleichen Bereichen kommen, miteinander ganz neue Allianzen schmieden. Sie informieren sich zunächst gegenseitig, weil sie sehen, dass sie letztlich die gleichen Probleme haben, auch wenn sie von ganz unterschiedlichen Kontinenten kommen. Wie kann ich mich gegen den Staat wehren? Wie die sozialen Medien nutzen? Wie lässt sich ein Protest am besten organisieren und verstärken? Oder wie kann man letztlich auch mit den neuen Medien grenzüberschreitend arbeiten, um dem Widerstand gegen bestimmte Maßnahmen noch mehr Gewicht zu verleihen? Das sind Fragen, die ganz viele Teilnehmer gleichermaßen umtreiben.
Sie haben bereits im Vorfeld erklärt, dass diese Veranstaltung durch die Öffentlichkeit, die sie schafft, auch dazu beiträgt, dass Umwelt- und Naturschützer, die aus Ländern kommen, in denen Bürgerrechte keine Selbstverständlichkeit sind, ein wenig sicherer sind. Wie kann man sich das denn vorstellen?
Zunächst einmal stärken diese Convention und die Kontakte, die hier geknüpft werden, ganz viele Teilnehmer in ihrer moralischen Position. Sie sehen, was in anderen Ländern möglich ist, was andere Umweltaktivisten machen. Aber wir schützen unsere Teilnehmer auch durch die Institution dieser Convention. Sie wird von Regierungen genauso beachtet wie von der Europäischen Union, so dass wir im Gefahrenfalle auch die Möglichkeit haben, eine wirkungsvolle Öffentlichkeit herzustellen. Wir haben Kontakt zu anderen Stiftungen, zu Regierungskreisen und dadurch auch eine Macht, die man nicht einfach übergehen kann.
Das war bereits die dritte Veranstaltung dieser Art. Sind das immer wieder neue Gesichter, die sich erst kennenlernen müssen - oder kommen viele Teilnehmer quasi als Stammgäste nach Freiburg?
Etwa ein Drittel der Preisträger kam bereits in den vergangenen Jahren. Gerade von diesen Teilnehmern hören wir, dass sich unsere Veranstaltung weiter entwickelt hat. Am Anfang gab es zum Beispiel noch Misstrauen, weil wir einfach zu dieser Convention eingeladen und die Kosten übernommen haben. Beim zweiten Mal hatten diese Teilnehmer bereits Vertrauen gefasst, und die Möglichkeit zum Austausch mit anderen genutzt. Vor einem Jahr wurde dann allerdings auch der Wunsch geäußert, sich noch besser kennenzulernen - das haben wir aufgegriffen und in diesem Jahr organisiert.
Inzwischen sprechen in ihrem Rahmenprogramm auch Vertreter der Bundes- und Landesregierung zu den Teilnehmern.
Darüber freuen wir uns sehr. Wir hatten nicht nur herausragende Gastredner und Rednerinnen. In diesem Jahr kamen auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Alexander Bonde und Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter aus dem Bundesumweltministerium. Und Klimakommissarin Connie Hedegaard war mit einem Grußwort dabei. Das zeigt uns, dass dieses Treffen inzwischen auch von Regierungsvertretern Ernst genommen wird. Da hilft uns natürlich auch, dass Klaus Töpfer nach wie vor unser Schirmherr ist.
Das heißt, es wird auch im nächsten Jahr wieder ein Treffen von "Environmental Laureates" geben.
Der Termin steht bereits: 13.-15. März 2015.
Es ist ja eine aufwändige Sache, wie in diesem Jahr 100 Persönlichkeiten aus aller Welt nach Freiburg zu bringen. Braucht da die Europäische Umweltstiftung noch Unterstützer und Sponsoren, um im nächsten Jahr vielleicht noch mehr Menschen zusammen zu bringen und zu vernetzen?
Sicherlich. Solche Veranstaltungen brauchen immer Unterstützer. Und es gehört noch zu unseren Hauptarbeiten, die nächste Veranstaltung zu finanzieren. Denn es gibt keinen festen Fonds und keinerlei konkrete Zusagen - wir sind auf die Zusammenarbeit mit sehr vielen angewiesen. Aber wir haben bereits etliche Anregungen für das nächste Treffen bekommen und Anfragen von anderen Städten, die sich um die Ausrichtung beworben haben. Unser Konzept scheint von Beobachtern rund herum sehr interessiert aufgenommen worden zu sein.
Können Sie denn schon Namen zu möglichen Bewerbern nennen?
Auf keinen Fall. Das ist streng vertraulich. Im Moment steht aber nach wie vor Freiburg an erster Stelle.
Von Horst Hamm
Herr Dallmann: Zwei ganze und zwei halbe Tage sind über 100 Umweltpreisträger und Aktivisten in Freiburg aus aller Welt zusammen gekommen, zur Convention of Environmental Laureates. Welches Fazit ziehen Sie?
Das dritte Zusammentreffen war das intensivste seiner Art. Damit beginnt ein Teil unserer Ziele bereits Wirklichkeit zu werden: Die Umweltpreisträger beginnen damit, sich gegenseitig zu beraten, zu unterstützen und zu vernetzen. Darüber hinaus war das Treffen geprägt von sehr aktuellen, aber auch von sehr unterschiedlichen Themen. Günter Pauli hat seine Blue Economy vorgestellt und jeden einzelnen dazu aufgerufen, Ideen entwickeln, um zu einem anderen Wirtschaften zu kommen. Paul Walker wiederum hat den Teilnehmern einen ganz aktuellen Bericht über die Chemiewaffenvernichtung in Syrien geliefert, und Raluca Radu hat ein ganz junges Unternehmen vorgestellt, das das erste Fairphone der Welt entwickelt hat. Ein Beispiel, das ganz ausgezeichnet zeigt, dass ein verantwortungsvolles Wirtschaften möglich ist, wenn man es nur will.
Wie sehen die Netzwerke denn konkret aus, die die Preisträger untereinander aufbauen?
Es ist ganz eindeutig so, dass diejenigen, die aus den gleichen Bereichen kommen, miteinander ganz neue Allianzen schmieden. Sie informieren sich zunächst gegenseitig, weil sie sehen, dass sie letztlich die gleichen Probleme haben, auch wenn sie von ganz unterschiedlichen Kontinenten kommen. Wie kann ich mich gegen den Staat wehren? Wie die sozialen Medien nutzen? Wie lässt sich ein Protest am besten organisieren und verstärken? Oder wie kann man letztlich auch mit den neuen Medien grenzüberschreitend arbeiten, um dem Widerstand gegen bestimmte Maßnahmen noch mehr Gewicht zu verleihen? Das sind Fragen, die ganz viele Teilnehmer gleichermaßen umtreiben.
Sie haben bereits im Vorfeld erklärt, dass diese Veranstaltung durch die Öffentlichkeit, die sie schafft, auch dazu beiträgt, dass Umwelt- und Naturschützer, die aus Ländern kommen, in denen Bürgerrechte keine Selbstverständlichkeit sind, ein wenig sicherer sind. Wie kann man sich das denn vorstellen?
Zunächst einmal stärken diese Convention und die Kontakte, die hier geknüpft werden, ganz viele Teilnehmer in ihrer moralischen Position. Sie sehen, was in anderen Ländern möglich ist, was andere Umweltaktivisten machen. Aber wir schützen unsere Teilnehmer auch durch die Institution dieser Convention. Sie wird von Regierungen genauso beachtet wie von der Europäischen Union, so dass wir im Gefahrenfalle auch die Möglichkeit haben, eine wirkungsvolle Öffentlichkeit herzustellen. Wir haben Kontakt zu anderen Stiftungen, zu Regierungskreisen und dadurch auch eine Macht, die man nicht einfach übergehen kann.
Das war bereits die dritte Veranstaltung dieser Art. Sind das immer wieder neue Gesichter, die sich erst kennenlernen müssen - oder kommen viele Teilnehmer quasi als Stammgäste nach Freiburg?
Etwa ein Drittel der Preisträger kam bereits in den vergangenen Jahren. Gerade von diesen Teilnehmern hören wir, dass sich unsere Veranstaltung weiter entwickelt hat. Am Anfang gab es zum Beispiel noch Misstrauen, weil wir einfach zu dieser Convention eingeladen und die Kosten übernommen haben. Beim zweiten Mal hatten diese Teilnehmer bereits Vertrauen gefasst, und die Möglichkeit zum Austausch mit anderen genutzt. Vor einem Jahr wurde dann allerdings auch der Wunsch geäußert, sich noch besser kennenzulernen - das haben wir aufgegriffen und in diesem Jahr organisiert.
Inzwischen sprechen in ihrem Rahmenprogramm auch Vertreter der Bundes- und Landesregierung zu den Teilnehmern.
Darüber freuen wir uns sehr. Wir hatten nicht nur herausragende Gastredner und Rednerinnen. In diesem Jahr kamen auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Alexander Bonde und Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter aus dem Bundesumweltministerium. Und Klimakommissarin Connie Hedegaard war mit einem Grußwort dabei. Das zeigt uns, dass dieses Treffen inzwischen auch von Regierungsvertretern Ernst genommen wird. Da hilft uns natürlich auch, dass Klaus Töpfer nach wie vor unser Schirmherr ist.
Das heißt, es wird auch im nächsten Jahr wieder ein Treffen von "Environmental Laureates" geben.
Der Termin steht bereits: 13.-15. März 2015.
Es ist ja eine aufwändige Sache, wie in diesem Jahr 100 Persönlichkeiten aus aller Welt nach Freiburg zu bringen. Braucht da die Europäische Umweltstiftung noch Unterstützer und Sponsoren, um im nächsten Jahr vielleicht noch mehr Menschen zusammen zu bringen und zu vernetzen?
Sicherlich. Solche Veranstaltungen brauchen immer Unterstützer. Und es gehört noch zu unseren Hauptarbeiten, die nächste Veranstaltung zu finanzieren. Denn es gibt keinen festen Fonds und keinerlei konkrete Zusagen - wir sind auf die Zusammenarbeit mit sehr vielen angewiesen. Aber wir haben bereits etliche Anregungen für das nächste Treffen bekommen und Anfragen von anderen Städten, die sich um die Ausrichtung beworben haben. Unser Konzept scheint von Beobachtern rund herum sehr interessiert aufgenommen worden zu sein.
Können Sie denn schon Namen zu möglichen Bewerbern nennen?
Auf keinen Fall. Das ist streng vertraulich. Im Moment steht aber nach wie vor Freiburg an erster Stelle.
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