Mit Kultur heilen

Gesundheit ist nicht etwas Äußeres, was sich quantifizieren lässt

Wenn es nach Hartmut Schröder ginge, sollte in unserer Medizin künftig der Einfluss kultureller Faktoren mehr Beachtung finden. Mit seiner Vision einer Kulturheilkunde möchte er das Gesundheitswesen reformieren.
 
Christoph Quarch im Gespräch mit Professor Hartmut Schröder. © Sven Nieder Es ist ein frischer Frühlingsmorgen in Hamburg. Noch treibt ein kühler Wind ein paar flache Hochnebelfelder von der Küste her übers Land, doch arbeitet sich die Morgensonne tapfer vor und schickt ein paar wärmende Strahlen in die Parkanlage von Planten und Bloomen. Ich bin mit Hartmut Schröder verabredet, dem Mann, den ich am Vorabend noch bei einem Vortrag gehört hatte und dessen Vision mich begeistert hat: die Heraufkunft einer Kulturheilkunde – ein Zauberwort, hinter dem sich nicht mehr und nicht weniger verbirgt als eine Neuformatierung unseres Gesundheitswesens aus dem Gei­ste der traditionellen Heilkunst. Das finde ich spannend. Ich muss nicht lange warten. Mein Gesprächspartner kommt zügigen Schrittes vom Dammtor-Bahnhof herüber. Sogleich nehmen mich seine wachen und munteren Augen gefangen, die wie kleine Diamanten aus seinem erstaunlich runden und kahlköpfigen Gesicht funkeln. »Schön, dass wir zusammen spazierengehen«, sagt er. Ich stimme zu, auch wenn ich et­was zögerlich bin: Das ist eine Premiere. Ich habe noch nie ein Interview im Gehen geführt. Aber es dauert nicht lange, bis mir klar wird, dass diese Premiere mit keinem anderen als mit Hartmut Schröder stattfinden konnte, sind doch für ihn Kultur und Natur aufs Engste verbunden.
 
Der Arzt der Zukunft ist ein Philosoph
Wir sind noch keine fünf Meter gegangen, da verblüfft er mich mit einem Zitat des amerikanischen Philosophen und Schrift­stellers Ralph Waldo Trine, der vor mehr als hundert Jahren in seinem Bestseller »In Harmonie mit dem Unendlichen« einst die These vertreten habe, der Arzt der Zukunft werde ein »Philosoph und Lehrer«, dem es darum gehen werde, »den Menschen gesund zu erhalten und nicht erst wenn er krank geworden ist seine Heilung zu versuchen«; was im Üb­rigen nicht neu sei, da auch in der europäischen Antike keine Grenze zwischen Heilkunst und Philosophie bestanden habe. Damals habe man noch ein klares Bewusstsein für die Ver­bindung von Natur und Kultur gehabt. Diesem Bewusstsein im heutigen Heilwesen zu einer Renaissance zu verhelfen, sei sein Anliegen. Wobei er »keine scharfe Trennlinie zwischen Natur und Kultur« sehe. Kulturheilkunde ziele auf die stim­mige Verbindung von Geist und Natur um einer umfassenden Gesundheit willen.
 
Ich bitte ihn um ein Beispiel für die von ihm avisierte Kultur­heilkunde, was er mit einem Hinweis auf das seit der Antike in Europa geläufige Badewesen beantwortet. Das Wasser – eigentlich ein Naturstoff – sei dort kulturell so eingebettet worden, dass es medizinische Bedeutung annehmen konnte. Erst in der Gegenwart sei diese Tradition abgerissen – »lei­der«, wie er betont. Denn die alten Badeorte seien in ih­rer Verbindung von Medizin, Natur und Kultur echte Orte der Heilung gewesen. Genau das sollten sie wieder sein. Und nicht nur sie. Denn das heutige Gesundheitswesen im Ganzen ist in Schröders Wahrnehmung dringend reformbe­dürftig. Was gegenwärtig in Kliniken und Krankenhäusern geschehe, sei der Heilung der Patienten oft abträglich, weil Kultur und Natur schlechterdings ausgeblendet werden.
 
Natur heilt, Beton nicht
'Wenn es zwischen Arzt und Patient passt, wenn alles stimmt, dann ist Heilung möglich.', so Prof. Schröder. © Sven NiederUm diese These zu untermauern, verweist er auf Untersu­chungen aus den Vereinigten Staaten, laut denen es für die Heilungschancen eines Patienten ungleich besser ist, wenn er beim Blick aus dem Fenster in die Natur schaut und nicht auf eine Betonwand starren muss. Woraus man schließen könne, dass Raumgestaltung, Atmosphärik und kulturelle Prägung eines Ortes für das Heilungsgeschehen von hoher Relevanz sind. Hinzu kommen nach seiner Erfahrung soziale Faktoren, die ebenso unterstützend auf die Heilung einwir­ken können – oder, was leider auch geschieht – hemmend.
 
»Von entscheidender Bedeutung ist die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, vor allem wie wir mit einander reden«, erläutert Schröder. Man müsse zwar nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, aber es sei wichtig, sich dessen bewusst zu sein, »dass man mit nur einem Wort einen Men­schen in einen völlig anderen Zustand versetzen kann – im Guten wie im Bösen«. Die Sprache, so seine Überzeugung, wird als Therapeutikum weitgehend unterschätzt. Das sei in der von ihm vorgeschlagenen Kulturheilkunde ganz anders.
 
Von der Linguistik zur Heilkunde
Gerne erzählt Schröder in diesem Zusammenhang von An­tiphon von Athen, einem antiken Arzt, den Paul Watzlawick als Gründer dessen feierte, was er eine »somatische Rhe­torik« nannte: eine Redekunst, die über die Sprache auf die Physiologie der Menschen einzuwirken wusste. Das Thema scheint Schröder zu begeistern. Ein markantes Funkeln spielt in seinen Augen, da er seinen Schritt unterbricht und sich mir zuwendet. »Antiphon«, erzählt er, »trat mit dem Anspruch auf, mit Mitteln der Sprache seine Patienten zu heilen. Und er hatte offenbar großen Erfolg damit.«
 
Die Bedeutung der Sprache für die Heilkunst zu ermitteln, ist wohl nicht zufällig Schröders Sternchenthema. Jeden­falls verrät ein Blick in die Vita des 60-Jährigen, dass er an der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder einen Lehrstuhl für Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation in­nehat. Dabei ist die Sprachwissenschaft sein ursprüngliches Forschungsgebiet. Heilkunde und Medizin haben erst später sein Augenmerk auf sich gelenkt. Das interessiert mich: »Wie kommt ein Linguist dazu, sich mit Kulturheilkunde zu befas­sen?«, frage ich ihn – und staune nicht schlecht über seine offenherzige Antwort:
 
Die Macht der Worte habe ihn immer schon fasziniert. Vor allem, seit er sie am eigenen Leibe erfuhr: »Als 13-Jähriger litt ich unter einer sehr schweren Nierenerkrankung«, erinnert er sich, »die mich zu einem langen Klinikaufenthalt zwang. Dort wurde mir eine tiefgehende – man würde heute vielleicht sagen ›spirituelle‹ – Heilungserfahrung zuteil«, bei der ihm zugespro­chene Worte eine zentrale Rolle spielten: »Ich war in einer Art Dialogsituation, wo etwas, das nicht aus mir kam, mir ganz klar sagte: ›Du bist gesund!‹ Das war wie ein Imperativ. Tatsächlich war ich von diesem Augenblick an geheilt – zur totalen Ver­blüffung meiner Ärzte.« Man kann sich vorstellen, dass diese Erfahrung Hartmut Schröder auf die Spur gesetzt hat, der hei­lenden Kraft der Sprache auf die Schliche kommen zu wollen.
 
Medizin ist nicht bloß Naturwissenschaft
»Sollten wir Rhetorik zum Pflichtfach im Medizinstudium machen«, möchte ich von ihm wissen. »Ja«, ist seine Antwort, der Studiengang heiße ja nicht umsonst »Humanmedizin«. Überhaupt sei er überzeugt, dass Medizin immer auch eine Geisteswissenschaft sei. »Medizin kann nie nur Naturwis­senschaft sein.« – worüber sich aber nach seinem Eindruck auch die meisten konventionellen Mediziner einig seien. Das habe damit zu tun, dass Ärzte in ihrer alltäglichen Praxis gar nicht die Zeit haben, langwierige Forschungen über den Zustand ihrer Patienten anzustellen, sondern oft spontan entscheiden müssen, was zu tun ist. Dabei könne die Wis­senschaft nur bedingt helfen, denn Medizin definiere sich von einem Handlungsziel her, nicht von einem Erkenntnisziel. Es gebe aber in der modernen Medizin den aus Schröders Sicht problematischen Trend, alles hundertprozentig genau wissen zu wollen. Das führe dazu, dass Leitlinien und Nor-men aufgestellt werden, die zwar statistisch plausibel sind, auf den konkreten Patienten in einer konkreten Situation oft aber gar nicht angewendet werden können.
 
Mind over Medicine
Prof. Hartmut Schröder © Sven Nieder»Gesundheit«, sagt Schröder, »ist nicht etwas Äußeres, was sich quantifizieren lässt«. Wohl könne man bestimmte Werte ermitteln und Funktionen messen – den Blutdruck etwa oder bestimmte Blutwerte – aber das alles seien letztlich nur An­haltspunkte für Störungen und Krankheiten, die von einem Arzt erst noch interpretiert werden müssen, bevor eine Diagnose er­stellt werden kann. Das sei vor allem nötig, weil diese Werte in erheblichem Maß von inneren Faktoren und äußeren Reizen abhängen, wie die Forschung auf dem Feld der Psychoneuroim­munologie zeige. »Alles, was in uns geschieht, alles was von außen auf uns einwirkt, hat sofort für unsere Physiologie Be­deutung«, fasst er diesen Gedankengang zusammen. In dem neuen Paradigma »Mind over Medicine«, sei dies bereits gut auf die Formel gebracht worden.
 
Warum das so ist, kann Schröder gut plausibel machen. »Der Mensch ist ein Beziehungswesen«, sagt er, »und deshalb ist es kein Wunder, dass sich nicht nur seine Psyche im Gegenüber zur Welt formt, sondern auch seine physische Verfassung durch seine Beziehungen geprägt ist.« Die Art und Weise, wie Menschen mit ihrer Umwelt kommunizieren und interagieren, sei aber wesentlich kulturell bestimmt, so dass auch von dieser Seite aus die Notwendigkeit einer Kulturheil­kunde einsichtig ist: Wie bei der Sprache, so könne man von allen Formen der Kommunikation sagen, dass sie heilend oder auch verletzend sein könne. »Es ist ein leichtes, andere zu kränken«, sagt er. »Und durch Kränkung entsteht Krankheit«. Umgekehrt könne eine gute Beziehung Menschen stärken und heilen.
 
Heilung geschieht, wenn es stimmt
Gerade in der Kommunikation von Arzt und Patient sei das von entscheidender Wichtigkeit. Nicht zufällig spreche man von dort von der »Passung«. »Wenn es zwischen beiden passt, wenn alles stimmt, dann ist Heilung möglich«, ist er überzeugt und verweist auf die Placebo-oder auch Nocebo-Forschung, die diesen Umstand belege. Nun kommt der Pro­fessor in ihm richtig in Schwung und ich muss zusehen, dass ich Schritt halten kann. »Der Arzt und der Patient«, sagt er, »bilden ein Resonanzsystem. Fühlt der Arzt sich überfordert oder geht er von der unausgesprochenen Annahme aus, für seinen Patienten nichts tun zu können, dann stimmt es nicht und die Heilung wird schwierig«.
 
Jedoch spiele noch ein dritter Faktor bei diesem kommunika­tiven Geschehen eine Rolle: das Wirkmittel. Dieses müsse nicht pharmakologischer Art sein. »Es kann das Messer sein oder al­lein ein Wort – der Gesang des Schamanen oder eine Pflanze.« Die hohe Kunst der Heilung bestehe darin, »diese drei Dinge so zur Übereinstimmung zu bringen, dass sich in ihrem Zusam­menspiel etwas trifft – dass ein heilendes Feld entsteht«. Und dazu bedürfe es eben nicht großartiger wissenschaftlicher Anstrengungen, sondern nur der Resonanz von Patient, Heilmittel und Arzt. In diesem Augenblick huscht ein Eichhörnchen über den Weg und wir lächeln uns an: Resonanz.
 
Der Patient heilt mit
Die Bedeutung der Mitwirkung des Patienten beim Hei­lungsgeschehen wird nach Schröders Erfahrung meist unter­schätzt. »Das Modell der naturwissenschaftlichen Medizin ist nicht nur das eines Reparaturbetriebes«, erklärt er, »sondern es sieht für den Betroffenen auch keinerlei Eigenbeteiligung am Heilungsgeschehen vor.« Das sei bei der Kulturheilkunde radikal anders. Sie führe in die »Selbstwirksamkeit«: dahin, »dass der Einzelne zum Pro­tagonisten seiner eigenen Heilung wird«.
 
»Beim Heilungsgeschehen«, ist Hartmut Schröder überzeugt, geht es »auf jeder Stufe um die stimmige Passung, um Acht­samkeit«. Dazu gehöre auch, dass der Patient spüre, welcher Arzt zu ihm passt. Habe er das Gefühl, irgendetwas stimmt nicht oder fehle ihm Vertrauen zum Arzt, könne selbst bei bestem Spezialistentum das Feld nicht entstehen, das Heilung möglich macht. Familiäre Konflikte, Probleme bei der Arbeit,ebenso spirituelle Krisen können die Heilungsaussichten er­heblich beeinträchtigen.
 
Nun ahne ich, warum Hartmut Schröder in dem von ihm und seiner Ehefrau gegründeten Therapeium in Berlin-Zehlen­dorf eine allgemeinmedizinische Praxis mit einer »eher psy­chiatrisch orientierten Praxis« verbunden hat, die freilich nicht mit Psychopharmaka, sondern orthomolekular arbeitet, d.h. über die Ernährung den Patienten Hilfeleistung bietet. Neben dem ärztlichen Bereich kooperiert er auch mit Men­taltrainern und Coaches, um auf diese Weise ein möglichst umfassendes Angebotsspektrum für die Patienten vorhalten und der Komplexität des Lebens Rechnung tragen zu können.
 
Ein neues Paradigma entsteht
Hinzu kommt die Kooperation mit Heilkundigen aus anderen Kulturen. Ich möchte das genauer wissen und frage ihn, ob die traditionellen medizinischen Schulen ein wacheres Bewusstsein für die Komponente der Heilkunst hatten. Er bejaht dies und macht aus seiner Begeisterung für die Globalisierung der Medizin keinen Hehl – allerdings müsse sie anders vonstatten gehen als die ökonomische Globalisierung, bei der alles dem westlichen Denken unterworfen worden sei. »Wir können viel von traditionellen Medizinsystemen lernen«, ist er überzeugt. Das Gute an der Ethnomedizin sei, »dass dort Komponenten einbezogen werden, die in unserer Medizin in Vergessenheit geraten sind: Geist, Bewusstsein, Kultur«.
 
So sehr das Therapeium bei den Patienten auch Anklang fin­det, so viel Kritik musste sich Schröder für sein Modell eines innovativen Gesundheitswesens schon anhören. Dabei seien es weniger die Schulmediziner, derer Angriffe er sich zu er­wehren habe, als viel mehr Vertreter von Randgruppen, die es meist aus ideologischen Gründen nicht ertragen können, wenn im Gesundheitswesen etwas Neues entsteht – etwas Fremdes, das sich nicht nahtlos ins Gefüge des herrschenden wissenschaftlich-medizinischen Paradigmen einzeichnen lässt. Besonders die sogenannten Wunderheilungen erregen nach seinem Eindruck vielerorts Unmut – und das obwohl die sogenannten Spontanremissionen bestens dokumentiert und bei näherer Betrachtung »eine alltägliche Erscheinung« seien.
 
Vision für Kur- und Badeorte
Schröder sieht in alledem Indizien dafür, dass gegenwärtig ein neues medizinischen Paradigma im Entstehen begriffen ist, das schon in naher Zukunft das Gesundheitswesen ver­ändern wird. Der nächste Schritt, den er selbst in diese Rich­tung gehen möchte, ist das von ihm gemeinsam mit einem Philosophen entwickelte Konzept der »Kulturheiltage«, mit­tels dessen er den traditionellen Hotspots der Kulturheil­kunst – den Kur-und Badeorten – zu neuem Leben verhelfen möchte. Dabei soll es darum gehen, für einige Tage im Jahr das Konzept »Kulturheilkunde« in Theorie und Praxis besser kennenzulernen.
 
Dass diese Vision auf großes Interesse stoßen wird, steht für ihn außer Frage. Und auch wenn er selbst sagt, es sei viel­leicht »naiv« solches zu erwarten, verspricht er sich von dem erhofften Erfolg der »Kulturheiltage« auch ein Signal an die Politik, der auf diese Weise das Patienteninteresse vermittelt werden könne. Vor allem werde es zeigen, dass die Kultur­heilkunde nun gerade nicht zu einer weiteren Kostenexplo­sion im Gesundheitswesen führen werde, sondern im Ge­genteil eher zur Kostendämpfung beträgt; und das bei einer gleichzeitigen Qualitätssteigerung der Gesundheitsversor­gung – so nämlich, »dass es wieder stimmt«, wie Schröder gerne sagt.
 
Kultur heilen
Teilt man Schröders Vision einer gesellschaftlichen Veran­kerung der Kulturheilkunde, bekommt das Konzept einen weiteren Klang. Dann nämlich verweist es nicht allein auf die Heilkraft der Kultur, sondern auch auf das in dieser Art der Heilkunde angelegte Potenzial, die Wunden unserer Kultur zu heilen. »Kulturheilkunde bedeutet nicht nur, dass man mit Hilfe von Kultur die Krankheiten Einzelner heilt, nein, es be­deutet auch, dass unsere Kultur von ihrer Entfremdung von der Natur geheilt wird – dass Mutter Erde uns das wieder ge­ben kann, was von Natur aus vorgesehen ist.«
 
Unser Spaziergang neigt sich dem Ende. Wir stehen auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Welt, so könnte man sagen, hat uns wieder. Und vielleicht ist das ja der Grund dafür, warum mein Gegenüber abschließend auf diejenigen Trends der Gegen­wart zu sprechen kommt, die ihn beunruhigen – und auf die er mit seiner Vision der Kulturheilkunde reagieren will: »Hu­man Enhancement« und »Transhumanismus«, die derzeit in den USA mit dem Versprechen auftreten, die Menschheit einer neuen Entwicklungsstufe zuzuführen, schmecken ihm gar nicht. Gehe es dort um die technische Perfektionierung des Menschen und folglich um eine fortgeschrittene Ent­fremdung von der Natur, so schlage die Kulturheilkunde die Brücke zur Natur und vertraue auf die ihr innewohnenden Selbstheilungskräfte.
 
Prof. Schröder führt in Berlin-Zehlendorf das 'Therapeium – Zentrum für Natur- und Kulturheilkunde' Prof. Schröder führt in Berlin-Zehlendorf das 'Therapeium – Zentrum für Natur- und Kulturheilkunde' © Sven NiederGerade weil sich die Kulturheilkunde passgenau mit Schul­medizin und anderen, komplementären medizinischen Syste­men wie Ethnomedizin oder Naturheilkunde verbinden lässt, erscheint sie ihm als vielsprechender Gegenentwurf zu den transhumanistischen Verheißungen: als eine wahrhaft humanistische Medizin, die Ernst macht mit der Idee, das Wohl­ergehen des Menschen als höchsten Wert des Gesundheits­wesens zu achten: »als Medizin für den Menschen 3.0 – den Menschen, der ein soziales Wesen mit Geist und Bewusstsein ist, und der kraft seiner Kultur ein heilendes und gesundes Umfeld für sich zu schaffen vermag.«
 
Prof. Hartmut Schröder
Prof. Hartmut Schröder geht seiner Vision einer Heilkunst der Zukunft auf viel­fältige Weise nach. Als Lehrstuhlinhaber an der Europa-Universität Viadrina lehrt und forscht er im Bereich Sprachgebrauch und Therapeutische Kommuni­kation. Dort hat er zudem das Institut für transkulturelle Gesundheitswissen­schaften gegründet. Außerdem ist er Direktor des Steinbeis-Transfer-Instituts für Therapeutische Kommunikation und Integrierte Gesundheitsförderung an der Steinbeis-Hochschule Berlin. Gemeinsam mit seiner Frau führt er in Berlin- Zehlendorf das »Therapeium – Zentrum für Natur-und Kulturheilkunde«. Und er ist Gesundheitscoach für Berlin-Mitte im Projekt »Gesunder Mittelstand« beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). Aufgewachsen ist Schrö­der im Ruhrgebiet. Er promovierte in Linguistik an der Universität Bielefeld und war anschließend einige Jahre als Hochschullehrer in Skandinavien tätig. www.therapeium.de

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