Vom Spross der Ökologiebewegung zum B.A.U.M
Pioniere im Umweltschutz
Am Anfang war die Frau. Ende des 19. Jahrhunderts nämlich begann die Geschichte der deutschen Ökologiebewegung mit Lina Hähnle, die am 1. Februar 1899 den ersten Verband gründete, der sich für den Schutz der Natur einsetzte: den Bund für Vogelschutz (BfV).
Anlass dafür war die damals übliche Praxis, Paradiesvögel in großen Massen zu töten, um den Nachschub von Federn für den Hutschmuck der Damen sicherzustellen. Hähnle kämpfte gegen diesen Missstand und konnte schließlich ein Einfuhr- und Abschussverbot der Vögel durch die deutsche Reichsregierung erwirken. Der Verein wirkte noch über vier Jahrzehnte und hatte unter anderem den US-Präsidenten Roosevelt zum Mitglied. Auch heute lebt das Erbe von Lina Hähnle noch "aktiv"' weiter, da der Bund für Vogelschutz im Naturschutzbund (NABU) aufgegangen ist. In leichter Abwandlung des bekannten Hesse-Zitats können wir also feststellen, dass jedem Anfang eine Überzeugung innewohnt, die getragen ist von Vorstellungen einer besseren, gerechteren oder schlicht "lebenswerteren" Welt - und natürlich von Persönlichkeiten, die für diese Werte einstehen.
Pioniere im Umweltschutz
Sozusagen in der "Natur der Sache" liegt es wahrscheinlich auch, dass solche Menschen und Bewegungen in den Ursprüngen häufig noch belächelt oder gar als "Spinner" angesehen werden. Das passierte erst recht, als sich der Umweltschutz in Deutschland Mitte der 70er nicht mehr nur dem Schutz von Tieren und Natur, sondern auch den Protesten gegen Autobahnprojekte und vor allem gegen Atomkraft zuwandte und sich schließlich ganz offiziell der "Bund für Umwelt und Naturschutz" (BUND) gründete. In dieser Zeit entstanden auch die ersten professionellen Konzepte für eine naturnahe, ressourcenschonende und zukunftsfähige Landwirtschaft, die später in eine zertifizierte Bio-Lebensmittelherstellung mündeten. Den endgültigen Durchbruch schaffte die Ökologiebewegung dann gegen alle Widerstände in den 80er-Jahren. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Robin Wood gründeten sich und globale Probleme wie Atomkraft, Waldsterben, Saurer Regen und Ozonloch bewegten die Menschen. Die Bevölkerung sensibilisierte sich im Zuge all dieser Geschehnisse immer mehr für "grüne Themen", was schließlich auch der Partei "Die Grünen" 1983 den Einzug in den Bundestag ermöglichte. Auf diese Weise bekam das Thema Umweltschutz ein offizielles Gehör und die Regierung forcierte beispielsweise die Entschwefelung von Rauchgasen und Industrieanlagen oder die Entwicklung von Katalysatoren für Neuwagen. Insbesondere das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 rüttelte endgültig alle Nationen auf und führte noch im gleichen Jahr in Deutschland zur Gründung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im weltweiten Kontext gilt die "Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung" (UNCED) von 1992 in Rio de Janeiro als Meilenstein für die Integration von Umwelt- und Entwicklungszielen in die Politik. Im Zuge dessen wurde die Agenda 21 sowie eine Klimakonvention mit dem Ziel, die globale Erwärmung zu stoppen, auf den Weg gebracht.
In dieser Zeit wurde Deutschland - vor allem auch durch das Wirken von Prof. Dr. Klaus Töpfer - international zu einem Vorreiter der Umweltpolitik. Umweltschutztechnologie entwickelte sich hier, mehr als in den meisten anderen Industrieländern, zu einem wichtigen, durchaus maßgeblichen Wirtschaftszweig.
Unter dem Dach von B.A.U.M.
Nachdem ökologische Fragen in den letzten dreißig Jahren die Menschen immer mehr bewegt haben, kam der Anstoß zu einem konkreten Umweltmanagement in Unternehmen unter anderem von Deutschlands Wirtschaft selbst. Impulsgeber waren dabei zumeist einzelne Pioniere, die sich - freiwillig und ohne Gesetze oder Vorschriften - für ökologische Unternehmensführung engagieren. Allen voran hat der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. unter seinem Dach die Integration von Umweltthemen in Unternehmen maßgeblich vorangetrieben. Dem Arbeitskreis kommt eine Vorreiter-Rolle zu für eine konkrete, praxisbezogene Entwicklung der Umweltpolitik in Unternehmen. Er hat in den letzten drei Jahrzehnten in unermüdlicher Kärrnerarbeit Kontakt- und Informationsnetzwerke aufgebaut, um mit wachsender Erfahrung und wachsendem Wissen Projekte, Kampagnen und Publikationen ins Leben zu rufen, die ganz wesentlich zur Verständigung zwischen Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Politik dienen. Auf diesem Wege hat der B.A.U.M. e. V. auch einen großen Beitrag zur Integration von Umweltmanagementsystemen, wie ISO 14001 und EMAS, sowie insgesamt umweltorientierter Unternehmensführung, geleistet. Heute steht der Verein wieder vor großen Aufgaben: Eine länderübergreifende "Ethiknorm" ISO 26000 muss ausformuliert werden, ein verbindlicher Wegweiser in den Fragen der Energiewende und des Klimaschutzes ist zu finden. Auch die Entwicklung von Indikatoren und Kennzahlen im Nachhaltigkeitsmanagement gilt es mit Hochdruck voranzutreiben, um der Inflation des Begriffs entgegenzuwirken. Aus der 30jährigen Erfahrung mit B.A.U.M. vertraue ich aber in all diesen drängenden Fragen voll und ganz auf die große Expertise und die klugen Köpfe dieser Vereinigung.
Der Schutz der Paradiesvögel war der Ausgangspunkt unserer heutigen Umweltbewegung. Foto: © © NABU/ E. Matthes |
Pioniere im Umweltschutz
Sozusagen in der "Natur der Sache" liegt es wahrscheinlich auch, dass solche Menschen und Bewegungen in den Ursprüngen häufig noch belächelt oder gar als "Spinner" angesehen werden. Das passierte erst recht, als sich der Umweltschutz in Deutschland Mitte der 70er nicht mehr nur dem Schutz von Tieren und Natur, sondern auch den Protesten gegen Autobahnprojekte und vor allem gegen Atomkraft zuwandte und sich schließlich ganz offiziell der "Bund für Umwelt und Naturschutz" (BUND) gründete. In dieser Zeit entstanden auch die ersten professionellen Konzepte für eine naturnahe, ressourcenschonende und zukunftsfähige Landwirtschaft, die später in eine zertifizierte Bio-Lebensmittelherstellung mündeten. Den endgültigen Durchbruch schaffte die Ökologiebewegung dann gegen alle Widerstände in den 80er-Jahren. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und Robin Wood gründeten sich und globale Probleme wie Atomkraft, Waldsterben, Saurer Regen und Ozonloch bewegten die Menschen. Die Bevölkerung sensibilisierte sich im Zuge all dieser Geschehnisse immer mehr für "grüne Themen", was schließlich auch der Partei "Die Grünen" 1983 den Einzug in den Bundestag ermöglichte. Auf diese Weise bekam das Thema Umweltschutz ein offizielles Gehör und die Regierung forcierte beispielsweise die Entschwefelung von Rauchgasen und Industrieanlagen oder die Entwicklung von Katalysatoren für Neuwagen. Insbesondere das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 rüttelte endgültig alle Nationen auf und führte noch im gleichen Jahr in Deutschland zur Gründung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im weltweiten Kontext gilt die "Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung" (UNCED) von 1992 in Rio de Janeiro als Meilenstein für die Integration von Umwelt- und Entwicklungszielen in die Politik. Im Zuge dessen wurde die Agenda 21 sowie eine Klimakonvention mit dem Ziel, die globale Erwärmung zu stoppen, auf den Weg gebracht.
Lina Hähnle hat als Pionierin dafür Großes geleistet. |
In dieser Zeit wurde Deutschland - vor allem auch durch das Wirken von Prof. Dr. Klaus Töpfer - international zu einem Vorreiter der Umweltpolitik. Umweltschutztechnologie entwickelte sich hier, mehr als in den meisten anderen Industrieländern, zu einem wichtigen, durchaus maßgeblichen Wirtschaftszweig.
Unter dem Dach von B.A.U.M.
Nachdem ökologische Fragen in den letzten dreißig Jahren die Menschen immer mehr bewegt haben, kam der Anstoß zu einem konkreten Umweltmanagement in Unternehmen unter anderem von Deutschlands Wirtschaft selbst. Impulsgeber waren dabei zumeist einzelne Pioniere, die sich - freiwillig und ohne Gesetze oder Vorschriften - für ökologische Unternehmensführung engagieren. Allen voran hat der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. unter seinem Dach die Integration von Umweltthemen in Unternehmen maßgeblich vorangetrieben. Dem Arbeitskreis kommt eine Vorreiter-Rolle zu für eine konkrete, praxisbezogene Entwicklung der Umweltpolitik in Unternehmen. Er hat in den letzten drei Jahrzehnten in unermüdlicher Kärrnerarbeit Kontakt- und Informationsnetzwerke aufgebaut, um mit wachsender Erfahrung und wachsendem Wissen Projekte, Kampagnen und Publikationen ins Leben zu rufen, die ganz wesentlich zur Verständigung zwischen Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und Politik dienen. Auf diesem Wege hat der B.A.U.M. e. V. auch einen großen Beitrag zur Integration von Umweltmanagementsystemen, wie ISO 14001 und EMAS, sowie insgesamt umweltorientierter Unternehmensführung, geleistet. Heute steht der Verein wieder vor großen Aufgaben: Eine länderübergreifende "Ethiknorm" ISO 26000 muss ausformuliert werden, ein verbindlicher Wegweiser in den Fragen der Energiewende und des Klimaschutzes ist zu finden. Auch die Entwicklung von Indikatoren und Kennzahlen im Nachhaltigkeitsmanagement gilt es mit Hochdruck voranzutreiben, um der Inflation des Begriffs entgegenzuwirken. Aus der 30jährigen Erfahrung mit B.A.U.M. vertraue ich aber in all diesen drängenden Fragen voll und ganz auf die große Expertise und die klugen Köpfe dieser Vereinigung.
Von Prof. Claus Hipp, geschäftsführender Gesellschafter, HiPP Werk Georg Hipp OHG
Quelle:
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 22.01.2014
Pioniere der Hoffnung
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