Ist größer auch besser?
Dyson: Wann ein Staubsauger effizient ist
Braucht man heutzutage noch Beutel im Staubsauger? Und wie viel Strom verbraucht ein effizientes Gerät? forum Nachhaltig Wirtschaften befragte dazu Rob Gosling, Senior Design Ingenieur beim Staubsauger-Hersteller Dyson.
forum: Die EU-Gesetzgebung sieht vor, dass neue Staubsauger ab September 2014 nur noch Motoren mit einer Leistungsfähigkeit von weniger als 1.600 Watt und ab 2017 mit einer Leistung von 900 Watt einsetzen dürfen. Ist es nicht eine gute Sache, dass sich die Verbraucher von der Illusion verabschieden, dass höhere Wattzahlen mit höherer Leistungsfähigkeit einhergehen? Gibt es an der Begrenzung der Wattzahlen etwas auszusetzen?
Rob Gosling: Wenn wir unsere Staubsauger entwickeln ist das Ziel immer, mit weniger Ressourcen mehr Leistung zu erzielen. Aber viele Hersteller setzen auf Motoren mit hoher Wattzahl und sagen dann, dass sie damit eine bessere Leistung erzielen. Aber größer ist nicht besser.
Das Problem ist, dass viele Hersteller Forschung und Entwicklung in diesem Bereich nicht nachdrücklich genug betrieben haben. Und zwar, weil sie es nicht mussten - bis jetzt jedenfalls. Es stimmt einfach nicht, dass man weniger Leistung bekommt, wenn man auf effiziente Technologie setzt. Man kann durchaus eine bessere Leistung mit kleineren Motoren erreichen. Deshalb haben wir nie einen Staubsauger mit einer Motorleistung von mehr als 1.400 Watt hergestellt. Die durchschnittliche Motorleistung von Staubsaugern in Europa liegt bei 1.700 Watt. Unser leichtestes Modell, der Bürststaubsauger DC 24, hat eine Motorleistung von nur 650 Watt und dennoch die gleiche Leistungsfähigkeit unserer anderen Bürststaubsauger.
Wir investieren pro Woche 1,75 Millionen Euro in die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien, wie etwa den Dyson Digital Motor. Wir haben in den letzten 15 Jahren leichtere, schlankere und effizientere Motoren entwickelt. Die in den Motoren eingebauten Magneten rotieren mit 104.000 Umdrehungen pro Minute. Diese Motoren sind dreimal schneller als die unserer Wettbewerber. Deshalb konnten wir Technologien entwickeln, die sonst nicht möglich wären, etwa den Dyson Airblade Händetrockner und unsere Akkusauger.
forum : Das Europäische Energie-Label hilft den Kunden, energieeffiziente Produkte zu finden. Hilft das Label, den Energieverbrauch zu senken?
Rob Gosling: Dyson unterstützt das Energie-Label im Prinzip. Wenn es gut umgesetzt wird, kann es den Energieverbrauch senken, die Menschen über effiziente Technologien aufklären und dem Mythos ein Ende setzen, dass mehr Watt mehr Leistung bringt.
Aber so wie es derzeit ausgestaltet ist, könnte das Energie-Label schnell seine Glaubwürdigkeit verlieren. Es wurde auf der Basis veralteter Technologien, die auf den Einsatz von Beuteln beruhen, entwickelt. Staubsauger benötigen aber keine Beutel. Einige Hersteller bestehen jedoch auf, Staubsauger herzustellen, die teures und umweltschädliches Verbrauchsmaterial benötigen. Damit das Energie-Label seinen Zweck erfüllt, sollte angegeben werden, wie viele Ersatzbeutel oder Filter pro Jahr benötigt werden - ebenso wie viel sie kosten und welche ökologischen Kosten sie verursachen! Ohne diese Informationen führt das Energie-Label nur zur Verwirrung der Verbraucher.
Das Energie-Label berücksichtigt auch nicht die für die Benutzung des Staubsaugers benötigte Kraft. Manche Staubsauger mögen zwar technisch eine gute Bewertung beim Energie-Label erreichen - wenn es aber zu schwer ist, die Staubsauger im Haus hin und her zu bewegen, funktioniert das vielleicht gut im Labor, aber nicht im praktischen Einsatz zu Hause. Das EU-Label sollte deshalb einen Grenzwert festsetzen, der dem entspricht, der bei normaler Nutzung zu Hause benötigt wird.
forum: Sie setzen sich für Tests in realen Anwendungssituationen ein. Was ist der Vorteil eines solchen Tests gegenüber einem, der im Labor durchgeführt wird?
Rob Gosling: Ein Test, der in einer Alltagssituation durchgeführt wird, würde die Leistung eines Staubsaugers so darstellen, wie sie ist, wenn Sie den Staubsauger zu Hause nutzen. Der vorliegende Entwurf für das Energie-Label sieht vor, dass die Leistung der Staubsauger unter Laborbedingungen zu prüfen ist: leer und ohne Staub - und mit brandneuen Beuteln und Filtern. Das ist jedoch kein zuverlässiger Test der Staubsaugerleistung im realen Einsatz im Alltag. Beutel und Filter verstopfen im Einsatz. Dies führt zu einem Saugkraftverlust und einem Rückgang der Reinigungsleistung. So mögen zwar einige Staubsauger (die meisten mit Beutel, aber auch einige ohne Beutel) im Labortest eine Bewertung mit "A" erreichen. Aber die Bewertung wird schnell schlechter, wenn die Beutel und Filter im Einsatz zu Hause verstopfen.
Gibt mit seiner Firma wöchentlich 1,75 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aus: Rob Gosling, Senior Design Ingenieur beim Staubsauger-Hersteller Dyson. |
forum: Die EU-Gesetzgebung sieht vor, dass neue Staubsauger ab September 2014 nur noch Motoren mit einer Leistungsfähigkeit von weniger als 1.600 Watt und ab 2017 mit einer Leistung von 900 Watt einsetzen dürfen. Ist es nicht eine gute Sache, dass sich die Verbraucher von der Illusion verabschieden, dass höhere Wattzahlen mit höherer Leistungsfähigkeit einhergehen? Gibt es an der Begrenzung der Wattzahlen etwas auszusetzen?
Rob Gosling: Wenn wir unsere Staubsauger entwickeln ist das Ziel immer, mit weniger Ressourcen mehr Leistung zu erzielen. Aber viele Hersteller setzen auf Motoren mit hoher Wattzahl und sagen dann, dass sie damit eine bessere Leistung erzielen. Aber größer ist nicht besser.
Das Problem ist, dass viele Hersteller Forschung und Entwicklung in diesem Bereich nicht nachdrücklich genug betrieben haben. Und zwar, weil sie es nicht mussten - bis jetzt jedenfalls. Es stimmt einfach nicht, dass man weniger Leistung bekommt, wenn man auf effiziente Technologie setzt. Man kann durchaus eine bessere Leistung mit kleineren Motoren erreichen. Deshalb haben wir nie einen Staubsauger mit einer Motorleistung von mehr als 1.400 Watt hergestellt. Die durchschnittliche Motorleistung von Staubsaugern in Europa liegt bei 1.700 Watt. Unser leichtestes Modell, der Bürststaubsauger DC 24, hat eine Motorleistung von nur 650 Watt und dennoch die gleiche Leistungsfähigkeit unserer anderen Bürststaubsauger.
Wir investieren pro Woche 1,75 Millionen Euro in die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien, wie etwa den Dyson Digital Motor. Wir haben in den letzten 15 Jahren leichtere, schlankere und effizientere Motoren entwickelt. Die in den Motoren eingebauten Magneten rotieren mit 104.000 Umdrehungen pro Minute. Diese Motoren sind dreimal schneller als die unserer Wettbewerber. Deshalb konnten wir Technologien entwickeln, die sonst nicht möglich wären, etwa den Dyson Airblade Händetrockner und unsere Akkusauger.
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forum : Das Europäische Energie-Label hilft den Kunden, energieeffiziente Produkte zu finden. Hilft das Label, den Energieverbrauch zu senken?
Rob Gosling: Dyson unterstützt das Energie-Label im Prinzip. Wenn es gut umgesetzt wird, kann es den Energieverbrauch senken, die Menschen über effiziente Technologien aufklären und dem Mythos ein Ende setzen, dass mehr Watt mehr Leistung bringt.
Aber so wie es derzeit ausgestaltet ist, könnte das Energie-Label schnell seine Glaubwürdigkeit verlieren. Es wurde auf der Basis veralteter Technologien, die auf den Einsatz von Beuteln beruhen, entwickelt. Staubsauger benötigen aber keine Beutel. Einige Hersteller bestehen jedoch auf, Staubsauger herzustellen, die teures und umweltschädliches Verbrauchsmaterial benötigen. Damit das Energie-Label seinen Zweck erfüllt, sollte angegeben werden, wie viele Ersatzbeutel oder Filter pro Jahr benötigt werden - ebenso wie viel sie kosten und welche ökologischen Kosten sie verursachen! Ohne diese Informationen führt das Energie-Label nur zur Verwirrung der Verbraucher.
Das Energie-Label berücksichtigt auch nicht die für die Benutzung des Staubsaugers benötigte Kraft. Manche Staubsauger mögen zwar technisch eine gute Bewertung beim Energie-Label erreichen - wenn es aber zu schwer ist, die Staubsauger im Haus hin und her zu bewegen, funktioniert das vielleicht gut im Labor, aber nicht im praktischen Einsatz zu Hause. Das EU-Label sollte deshalb einen Grenzwert festsetzen, der dem entspricht, der bei normaler Nutzung zu Hause benötigt wird.
forum: Sie setzen sich für Tests in realen Anwendungssituationen ein. Was ist der Vorteil eines solchen Tests gegenüber einem, der im Labor durchgeführt wird?
Rob Gosling: Ein Test, der in einer Alltagssituation durchgeführt wird, würde die Leistung eines Staubsaugers so darstellen, wie sie ist, wenn Sie den Staubsauger zu Hause nutzen. Der vorliegende Entwurf für das Energie-Label sieht vor, dass die Leistung der Staubsauger unter Laborbedingungen zu prüfen ist: leer und ohne Staub - und mit brandneuen Beuteln und Filtern. Das ist jedoch kein zuverlässiger Test der Staubsaugerleistung im realen Einsatz im Alltag. Beutel und Filter verstopfen im Einsatz. Dies führt zu einem Saugkraftverlust und einem Rückgang der Reinigungsleistung. So mögen zwar einige Staubsauger (die meisten mit Beutel, aber auch einige ohne Beutel) im Labortest eine Bewertung mit "A" erreichen. Aber die Bewertung wird schnell schlechter, wenn die Beutel und Filter im Einsatz zu Hause verstopfen.
Quelle:
Lifestyle | Einrichten & Wohnen, 03.07.2013
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