Die Fische von morgen
Energie sparen, Fanggründe schonen, Zukunft sichern
Nur gemeinsam haben sie eine Chance auf Zukunft - die Fischer und die Fische. Ob Scholle, Kabeljau oder Seelachs: Umweltbewusste Betriebe machen vor, dass die Maßnahmen zum dauerhaften Erhalt der Bestände oft einfach und wirtschaftlich sinnvoll sind.
Der Pionier trägt es groß vor sich her: An den Aufbauten des niederländischen Schollentrawlers "PD-147" hängt ein Banner mit der Aufschrift "Ekofish respects nature". Daneben prangt das Logo des Marine Stewardship Council für zertifiziert nachhaltig gefangenen Fisch.
"Früher haben auch wir nur auf Masse gefischt, jeder wollte den größtmöglichen Fang heimbringen", blickt Louwe de Boer zurück. Der Geschäftsführer von Ekofish gibt auch zu, dass man die Schollen mit schweren Grundschleppnetzen herausgeholt hat - "hinterher war der Meeresboden eine Wüste". Klar, dass in den langen Netzen auch viel Beifang nach oben kam, zu kleines oder nicht vermarktbares Meeresgetier, das als "Discard" wieder über Bord geworfen wurde und meist verendete.
Doch 2007 begann ein Umdenken, zuerst aus wirtschaftlichen Gründen. Die "PD-147" brauchte bis zu 60.000 Liter Diesel pro Woche, um die Netze über den Boden zu reißen. Um den teuren Sprit zu sparen, rüstete Ekofish den Trawler um - nun wurden leichtere Netze mit größeren Maschen knapp oberhalb des Meeresbodens gezogen. "Der Effekt war toll: Wir sparten über 40.000 Liter Sprit. Hinzu kam der ökologische Aspekt: Der Beifang wurde drastisch weniger, und wir fingen gezielt die größeren, besser verkäuflichen Schollen. Die kleinen konnten jetzt durch die Maschen entkommen und bis zur nächsten Saison groß werden." 2009 wurde die "PD-147" als weltweit erster Schollentrawler vom MSC zertifiziert.
Seither folgen immer mehr in Nord- und Ostsee arbeitende Fischereibetriebe diesem Beispiel. Inzwischen sind nicht nur alle dänischen und viele niederländische und deutsche Schollenfänger auf die umweltfreundlichere Fangart umgestiegen. Auch Seelachs- und Dorschfischer arbeiten mit den großmaschigen Netzen. In den Köpfen hat ein Umdenken eingesetzt. "Die meisten unserer Kapitäne sagen inzwischen, es kann nicht sein, dass wir zur See fahren und da irgendwelche Fische fangen, die nachher als Discard über Bord gehen", bestätigt Kai-Arne Schmidt von der Cuxhavener Kutterfisch Erzeugergemeinschaft Nordsee, in der 170 Schiffe zusammengeschlossen sind. Zunehmend setzen auch sie die großmaschigen Netze ein; Kutterfisch wurde schon 2009 für Seelachs und 2011 für Ostseedorsch zertifiziert. "Die Fischeinkäufer achten immer stärker auf das Nachhaltigkeitssiegel - die Zertifizierung sichert uns also die Stellung am Markt."
"Wir machen das nicht nur, weil wir so tolle Leute sind, sondern auch, weil der Markt das so will", gibt auch Ulrich Elsner von der Genossenschaft Küstenfischer Nord in Heiligenhafen offen zu. Hier haben sieben Dorschkutter seit Herbst 2011 das MSC-Siegel und sichern auf diese Weise sowohl den Fischbestand als auch ihre wirtschaftliche Perspektive - eine Win-win-Situation für Natur und Ökonomie. "Die jüngeren Fischer, die in der Genossenschaft organisiert sind, haben einen Bewusstseinswandel vollzogen, die denken viel mehr an die Natur."
www.ekofishgroup.nl
http://cuxhaven.kutterfisch.de
www.kuestenfischer-nord.de
Die "PD-147" wurde 2009 als weltweit erster Schollentrawler vom MSC zertifiziert. |
"Früher haben auch wir nur auf Masse gefischt, jeder wollte den größtmöglichen Fang heimbringen", blickt Louwe de Boer zurück. Der Geschäftsführer von Ekofish gibt auch zu, dass man die Schollen mit schweren Grundschleppnetzen herausgeholt hat - "hinterher war der Meeresboden eine Wüste". Klar, dass in den langen Netzen auch viel Beifang nach oben kam, zu kleines oder nicht vermarktbares Meeresgetier, das als "Discard" wieder über Bord geworfen wurde und meist verendete.
Doch 2007 begann ein Umdenken, zuerst aus wirtschaftlichen Gründen. Die "PD-147" brauchte bis zu 60.000 Liter Diesel pro Woche, um die Netze über den Boden zu reißen. Um den teuren Sprit zu sparen, rüstete Ekofish den Trawler um - nun wurden leichtere Netze mit größeren Maschen knapp oberhalb des Meeresbodens gezogen. "Der Effekt war toll: Wir sparten über 40.000 Liter Sprit. Hinzu kam der ökologische Aspekt: Der Beifang wurde drastisch weniger, und wir fingen gezielt die größeren, besser verkäuflichen Schollen. Die kleinen konnten jetzt durch die Maschen entkommen und bis zur nächsten Saison groß werden." 2009 wurde die "PD-147" als weltweit erster Schollentrawler vom MSC zertifiziert.
Seither folgen immer mehr in Nord- und Ostsee arbeitende Fischereibetriebe diesem Beispiel. Inzwischen sind nicht nur alle dänischen und viele niederländische und deutsche Schollenfänger auf die umweltfreundlichere Fangart umgestiegen. Auch Seelachs- und Dorschfischer arbeiten mit den großmaschigen Netzen. In den Köpfen hat ein Umdenken eingesetzt. "Die meisten unserer Kapitäne sagen inzwischen, es kann nicht sein, dass wir zur See fahren und da irgendwelche Fische fangen, die nachher als Discard über Bord gehen", bestätigt Kai-Arne Schmidt von der Cuxhavener Kutterfisch Erzeugergemeinschaft Nordsee, in der 170 Schiffe zusammengeschlossen sind. Zunehmend setzen auch sie die großmaschigen Netze ein; Kutterfisch wurde schon 2009 für Seelachs und 2011 für Ostseedorsch zertifiziert. "Die Fischeinkäufer achten immer stärker auf das Nachhaltigkeitssiegel - die Zertifizierung sichert uns also die Stellung am Markt."
"Wir machen das nicht nur, weil wir so tolle Leute sind, sondern auch, weil der Markt das so will", gibt auch Ulrich Elsner von der Genossenschaft Küstenfischer Nord in Heiligenhafen offen zu. Hier haben sieben Dorschkutter seit Herbst 2011 das MSC-Siegel und sichern auf diese Weise sowohl den Fischbestand als auch ihre wirtschaftliche Perspektive - eine Win-win-Situation für Natur und Ökonomie. "Die jüngeren Fischer, die in der Genossenschaft organisiert sind, haben einen Bewusstseinswandel vollzogen, die denken viel mehr an die Natur."
Und dass ihr Handwerk vor allem dann eine Zukunft hat, wenn man es richtig und nachhaltig betreibt, davon sind die Aktivisten fest überzeugt: Kutterfisch bildet 80 junge Leute aus, und Louwe de Boer erzählt voller Stolz, dass sein Sohn schon jetzt fest entschlossen ist, später einmal Fischer zu werden. Der Junge ist zehn.
Von Kay Dohnke
www.ekofishgroup.nl
http://cuxhaven.kutterfisch.de
www.kuestenfischer-nord.de
Quelle:
Umwelt | Umweltschutz, 23.04.2012
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