Da steckt Wald drin!

Holz ist als innovativer Werkstoff im Kommen

"Der Wald liefert alltägliche Dinge, die uns lieb und teuer sind." Das sagen über 40 Prozent der Deutschen in einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung zum Internationalen Jahr der Wälder 2011. Gemeint ist meist Holz für Möbel, den schönen Parkettboden oder hochwertige Spielsachen. Doch auch in vielen anderen Gegenständen des Alltags steckt ein Stückchen Wald: Sein umweltfreundlicher Rohstoff Holz ist wegen seiner enormen Vielseitigkeit in der Produktinnovation stark nachgefragt und auch dort zu finden, wo man es nicht vermutet.

Pfeilschnell: Holz im Unterboden unterstützt die aerodynamische Funktion von Sebastian Vettels Rennwagen.
Foto: © Siemens-Pressebild
Formbar, nachhaltig, vielseitig
Wenn Sebastian Vettel um den Titel als Formel-1-Weltmeister kämpft, ist Holz mit an Bord: In Form von Furnierschichtholz steckt es im austauschbaren Unterboden seines pfeilschnellen Boliden. Mit Kunstharz durch ein spezielles Pressverfahren gehärtet, ist es für die hohen Belastungen auf der Rennstrecke bestens geeignet. Es schützt die Unterseite des Rennwagens und erfüllt zugleich eine wichtige aerodynamische Funktion bei definiertem Abrieb und minimaler Bodenfreiheit.

Doch nicht nur Rennwagen, auch normale KfZ haben Holz an Bord: im Durchschnitt rund 4,5 Kilogramm. Verdichtete Holzfasern oder mit Kunststoffen versetztes Sägemehl (Wood Polymer Composites) ergeben dreidimensional formbare und langlebige Holzwerkstoffe. Diese nutzen Autobauer in Innentüren, in Kofferraumauskleidungen, Hutablagen, im Armaturenbrett oder in den Sitzschalen. Diese Holzwerkstoffverbünde werden meist aus Holzresten hergestellt und sind gegenüber reinen Kunststoffen "doppelt nachhaltig":
Durchblick: Brillen, wie diese von HERRLICHT, lassen sich auch vollständig aus Holz fertigen.
Foto: © HERRLICHT
Pro Tonne nachhaltig erzeugtes Holz wird fast eine Tonne CO2 gebunden. Hinzu kommen Einspareffekte an Treibhausgasemissionen durch den Ersatz energieintensiverer Materialien durch Holz sowie die so genannte Energiesubstitution: den Ersatz fossiler Energien durch nahezu CO2-neutrale Holzverbrennung.

Die Formbarkeit von Holzfasern eröffnet neue Marktchancen für innovative Holzprodukte, zum Beispiel für widerstandsfähige Skihelme, Schutzhüllen für Smartphones oder schicke Sitzmöbel aus Formholz, die wie aus einem Stück gegossen wirken.

Bau- und Werkstoff mit Zukunft
Auch im Baubereich ergeben sich für Holzprodukte neue Perspektiven. 2008 wurde mitten in Berlin das bundesweit erste siebenstöckige Mehrfamilienhaus mit einer Tragkonstruktion komplett aus Holz errichtet. Es sieht aus wie ein normales Wohnhaus. Doch hinter der Fassade, die mit Mineralwolle und Außenputz verkleidet ist, steckt Fichtenholz statt Stein. In der Luft- und Raumfahrt kommt ein Waldprodukt als Dämmmaterial zum Einsatz: Naturkork aus der Rinde der Korkeiche.
Holzturm für Windkraftanlagen
Foto: © Green City Energy
In ebenfalls luftigen Höhen wird das Naturprodukt in der Erzeugung von Windenergie eingesetzt: Windräder aus Holz sollen höher, billiger, leichter aufzubauen und zu transportieren sein als ihre Konkurrenten aus Stahl. Ein Prototyp ist bereits im Einsatz.

"Entdecken Sie unser Waldkulturerbe!"
Mehr Schutz und die nachhaltige Nutzung des Waldes sind Kernziele des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahres der Wälder 2011. Der deutsche Beitrag zur weltweiten Initiative steht unter dem Motto "Entdecken Sie unser Waldkulturerbe!" Über 900 Akteure aus unterschiedlichen Bereichen rufen unter der Federführung des BMELV dazu auf, den Wald neu zu erleben. Schirmherr der bundesweiten Aktivitäten ist Bundespräsident Christian Wulff. Ein zentraler Veranstaltungskalender mit mehr als 5.700 Aktionen sowie Informationen zu Wald und Holz finden sich unter: www.wald2011.de.
 
 
Von Dagmar Barkmann
Neue Dimension des ökologischen Holzbaus
Ein aufgeschlossener und zukunftsorientierter Bauherr: Der Weltmarktführer für Solar-Wechselrichter SMA aus Niestetal-Sandershausen wächst seit Jahren und damit auch sein Gebäudebedarf. Für seine neue Produktionsanlage bei Kassel schrieb das Unternehmen Faktoren wie ökologische Bauweise, niedrigster Energiestandard, regionale Energieversorgung, maximale Nutzung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen und Berücksichtigung regionaler Lieferanten in das Lastenheft der Planer. Die Firma isofloc aus Lohfelden bei Kassel beriet den Bauherren und die Architekten, Ingenieure und Fachplaner in bauphysikalischen und holzbauorientierten Fragen. Ergebnis: die größte jemals in Deutschland gebaute Industrieanlage mit einer thermisch wirksamen Hülle in Holzrahmenbauweise aus Baustoffen der Klasse B2! Sämtliche Außenflächen - ca. 25.000 m² Dachflächen und die über zehn Meter hohe Außenwandkonstruktion mit etwa 5.000 m² - sind mit Zellulose gedämmt. Dabei galt es auch die Brandschutzforderungen und die bauphysikalischen Herausforderungen des riesigen Flachdaches mit diffusionsoffenem Aufbau gegen eine Gründachdichtung zu meistern.


Weitere Information zu Holzbauthemen erhalten Sie bei Holzbauwelt.de.

Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 08.11.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
     
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