Hausaufgabe in nachhaltiger Unternehmensführung
Energieeffizienz als tägliche Herausforderung der Lebensmittelbranche
Von Dennis Lotter und Jerome Braun
Nahrungsmittelsicherheit, Wasserversorgung, Sozialstandards in Anbaubetrieben - das sind Top-Themen, die in Fachkreisen, Medien und Öffentlichkeit diskutiert werden, wenn von der globalen Verantwortung der Lebensmittelbranche die Rede ist. Die Energieeffizienz der Lebensmittelherstellung spielt derzeit noch eine untergeordnete Rolle.
Eine umfassende Unternehmensverantwortung bedeutet jedoch, neben der globalen Perspektive ebenso den Blick auf die "alltäglichen" sozialen und ökologischen Herausforderungen zu richten, die einzelne Standorte im Tagesgeschäft begleiten - wie den sparsamen und intelligenten Einsatz von Energie und Ressourcen in der Produktion.
Beim Lebensmittelkonzern Nestlé ist die Steigerung der Energieeffizienz ein wichtiger Baustein des Nachhaltigkeitsprogramms. Was in den 1990er Jahren als ein von rechtlichen Vorschriften getriebener Prozess begann, hat sich mittlerweile zum echten Wettbewerbsvorteil entwickelt. Denn Wirtschaftlichkeit und Umwelteffizienz schließen sich nicht aus; sie gehen vielmehr Hand in Hand.
Wettbewerbsvorteile durch Energieeffizienz
Systematische Ressourcenschonung kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch dem Geldbeutel. Ohne Zugeständnisse an Qualität und Sicherheit, können Kosten eingespart und die preisliche Konkurrenzfähigkeit erhöht werden; ein entscheidender Vorteil im hart umkämpften Markt der Lebensmittelindustrie. Die Energiekosten machen zwar meist weniger als zehn Prozent der Herstellungskosten aus, können aber im Gegensatz zu den Rohstoffkosten durch die Werke selbst beeinflusst werden. Das Bewusstsein der Mitarbeiter für die Potenziale durch Energieeffizienz zu stärken, ihr Fachwissen und ihre Motivation zu fördern, ist aus diesem Grund ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Der Einsatz von Niedrigtemperaturwärme, Wärmerückgewinnungsprozessen und die Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte stellen bei Nestlé zentrale Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz dar. Nach eigenen Angaben konnte in den vergangenen zehn Jahren pro Tonne Produkt der Energieeinsatz um 43,7 Prozent, die direkten Treibhausgasemissionen um 51,2 Prozent und die Wasserentnahme um 60,9 Prozent reduziert werden.
Strom aus Kaffeesatz
Die deutschen Werke wollen hier eine Vorreiterrolle übernehmen und haben bereits zahlreiche Best-Practice-Beispiele hervorgebracht. So wird im Werk Mainz Kaffeesatz, der bei der Herstellung von löslichem Kaffee als Abfallprodukt entsteht, als Brennstoff eingesetzt. Auf diese Weise konnten Konzernangaben zufolge 2010 in Mainz über vier Gigawattstunden Strom erzeugt und somit 1.800 Tonnen CO2 gespart werden.
Dass Kooperationen nicht nur bei der Lösung globaler Probleme sinnvoll sind, wird am Standort Singen deutlich. Hier setzt man auf "Nachbarschaftshilfe" und nutzt die Wärme des Hochofenprozesses der benachbarten Gießerei für die eigene Dampferzeugung. Zwei Drittel des Wärmebedarfs des Singener Werkes können so gedeckt und 11.000 Tonnen CO2 gespart werden. Die jährlich eingesparten Energiekosten liegen im sechsstelligen Bereich. Die intelligente Verknüpfung von ökologischen und ökonomischen Zielen war ein Grund für die Auszeichnung des Projektes im Rahmen des Umweltpreises des Landes Baden-Württemberg.
Erfolge vervielfältigen
Erfolgsbeispiele wie diese haben Vorbildcharakter, motivieren und geben wichtige Anstöße zur Veränderung. Doch bei einem globalen Konzern mit 3,98 Millionen Tonnen direktem CO2-Ausstoß pro Jahr stellen 1.800 Tonnen Einsparung in Mainz letztendlich einen nur kleinen Beitrag zur Klimabilanz dar. Die Systematisierung und Übertragung der Einzelerfolge auf die Unternehmensgesamtheit ist darum eine zentrale Herausforderung auf dem Weg zur unternehmensweiten Energieeffizienz. Denn dieser besteht nicht nur aus Erfolgsmomenten, sondern ebenso aus Schwierigkeiten und Hürden, wie Friedrich Wilhelm Schmidt, Safety, Health & Environment Officer von Nestlé Deutschland zu berichten weiß (siehe Interview).
Nahrungsmittelsicherheit, Wasserversorgung, Sozialstandards in Anbaubetrieben - das sind Top-Themen, die in Fachkreisen, Medien und Öffentlichkeit diskutiert werden, wenn von der globalen Verantwortung der Lebensmittelbranche die Rede ist. Die Energieeffizienz der Lebensmittelherstellung spielt derzeit noch eine untergeordnete Rolle.
Nachbarschaftshilfe: Hier wird die Wärme des Hochofenprozesses der benachbarten Gießerei für die eigene Dampferzeugung genutzt. Mitarbeiter steuern die Anlage zur Wärmegewinnung. |
Beim Lebensmittelkonzern Nestlé ist die Steigerung der Energieeffizienz ein wichtiger Baustein des Nachhaltigkeitsprogramms. Was in den 1990er Jahren als ein von rechtlichen Vorschriften getriebener Prozess begann, hat sich mittlerweile zum echten Wettbewerbsvorteil entwickelt. Denn Wirtschaftlichkeit und Umwelteffizienz schließen sich nicht aus; sie gehen vielmehr Hand in Hand.
Wettbewerbsvorteile durch Energieeffizienz
Systematische Ressourcenschonung kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch dem Geldbeutel. Ohne Zugeständnisse an Qualität und Sicherheit, können Kosten eingespart und die preisliche Konkurrenzfähigkeit erhöht werden; ein entscheidender Vorteil im hart umkämpften Markt der Lebensmittelindustrie. Die Energiekosten machen zwar meist weniger als zehn Prozent der Herstellungskosten aus, können aber im Gegensatz zu den Rohstoffkosten durch die Werke selbst beeinflusst werden. Das Bewusstsein der Mitarbeiter für die Potenziale durch Energieeffizienz zu stärken, ihr Fachwissen und ihre Motivation zu fördern, ist aus diesem Grund ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Der Einsatz von Niedrigtemperaturwärme, Wärmerückgewinnungsprozessen und die Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte stellen bei Nestlé zentrale Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz dar. Nach eigenen Angaben konnte in den vergangenen zehn Jahren pro Tonne Produkt der Energieeinsatz um 43,7 Prozent, die direkten Treibhausgasemissionen um 51,2 Prozent und die Wasserentnahme um 60,9 Prozent reduziert werden.
Strom aus Kaffeesatz
Die deutschen Werke wollen hier eine Vorreiterrolle übernehmen und haben bereits zahlreiche Best-Practice-Beispiele hervorgebracht. So wird im Werk Mainz Kaffeesatz, der bei der Herstellung von löslichem Kaffee als Abfallprodukt entsteht, als Brennstoff eingesetzt. Auf diese Weise konnten Konzernangaben zufolge 2010 in Mainz über vier Gigawattstunden Strom erzeugt und somit 1.800 Tonnen CO2 gespart werden.
Dass Kooperationen nicht nur bei der Lösung globaler Probleme sinnvoll sind, wird am Standort Singen deutlich. Hier setzt man auf "Nachbarschaftshilfe" und nutzt die Wärme des Hochofenprozesses der benachbarten Gießerei für die eigene Dampferzeugung. Zwei Drittel des Wärmebedarfs des Singener Werkes können so gedeckt und 11.000 Tonnen CO2 gespart werden. Die jährlich eingesparten Energiekosten liegen im sechsstelligen Bereich. Die intelligente Verknüpfung von ökologischen und ökonomischen Zielen war ein Grund für die Auszeichnung des Projektes im Rahmen des Umweltpreises des Landes Baden-Württemberg.
Erfolge vervielfältigen
Erfolgsbeispiele wie diese haben Vorbildcharakter, motivieren und geben wichtige Anstöße zur Veränderung. Doch bei einem globalen Konzern mit 3,98 Millionen Tonnen direktem CO2-Ausstoß pro Jahr stellen 1.800 Tonnen Einsparung in Mainz letztendlich einen nur kleinen Beitrag zur Klimabilanz dar. Die Systematisierung und Übertragung der Einzelerfolge auf die Unternehmensgesamtheit ist darum eine zentrale Herausforderung auf dem Weg zur unternehmensweiten Energieeffizienz. Denn dieser besteht nicht nur aus Erfolgsmomenten, sondern ebenso aus Schwierigkeiten und Hürden, wie Friedrich Wilhelm Schmidt, Safety, Health & Environment Officer von Nestlé Deutschland zu berichten weiß (siehe Interview).
Die Autoren Dennis Lotter und Jerome Braun sind Berater, Autoren und Vortragsredner der Benefit Identity GmbH. Diese berät und begleitet Unternehmen und soziale Institutionen in strategischen wie operativen Fragestellungen zu den Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility. info@benefitidentity.com www.benefitidentity.com |
Quelle:
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 26.10.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
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