Der Dialog "Nachhaltige Stadt"

Oberbürgermeister für eine zukunftsfähige Entwicklung

Kommunen haben viele Möglichkeiten, nachhaltig zu handeln: Indem sie über die kommunalen Stadtwerke umweltfreundliche, verlässliche und bezahlbare Energie anbieten, indem sie ihre Beschaffung an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten, indem sie die kommunalen Liegenschaften auf einen hohen energetischen Standard bringen und dadurch nicht nur das Klima schützen, sondern auch Geld sparen.

Als die politische Ebene, die den Menschen am nächsten ist, können Kommunen entscheidend dazu beitragen, Motivation, Gestaltungswillen und Kreativität für das Anliegen der nachhaltigen Entwicklung freizusetzen. Die Schlüsselrolle der Kommunen für eine nachhaltige Entwicklung spiegelt sich noch nicht ausreichend in der nationalen und internationalen Politik wieder. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), ein Beratungsgremium der Bundesregierung, hat deshalb 21 Oberbürgermeister zum Dialog "Nachhaltige Stadt" eingeladen. Die Stadtoberhäupter setzen sich auf besondere Art und Weise für eine nachhaltige Entwicklung ein, in ihren Städten und darüber hinaus. In der Dialoginitiative arbeiten sie seit Anfang 2010 an gemeinsamen Positionen und Strategien. Sie legen fest, was sie für eine nachhaltige Entwicklung tun wollen - und formulieren Forderungen an Bund, Länder und EU. Vier Themen stehen dabei im Mittelpunkt:
  • Partizipation: Nachhaltige Entwicklung kann nicht von oben verordnet werden. Deshalb setzen die Oberbürgermeister auf Dialog, Teilhabe und die Übernahme von Verantwortung.
  • Finanzen: Für die Oberbürgermeister sind ausgeglichene Haushalte und der Schuldenabbau zugunsten kommender Generationen zentrale Ziele.
  • Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe: Die Oberbürgermeister machen Nachhaltigkeit zur Chefsache und tragen das Anliegen in alle Verwaltungsbereiche und in die kommunalen Unternehmen.
  • Abstimmung: Die Oberbürgermeister berücksichtigen die Nachhaltigkeitsstrategien von Bund und - soweit vorhanden -Ländern, beispielsweise beim Messen von Fortschritten. Sie sprechen sich für eine bessere Koordination der Nachhaltigkeitsprozesse der föderalen Ebenen aus.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly,
Nürnberg:
"Eine solidarische Stadtgesellschaft kann nur entstehen, wenn die Verwaltungsspitze den direkten Dialog mit den Bürgern pflegt und wenn politische Entscheidungen das Ergebnis einer umfassenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung sind."
Oberbürgermeister Werner Spec,
Ludwigsburg:
"Leider sind derzeit die meisten staatlichen und kommunalen Haushalte nicht generationengerecht, nicht nur die der krisengeschüttelten Euro-Länder. Es wird nur mit integrierten nachhaltigen Strategien gelingen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen."
Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon, Freiburg:
"Wenn es um nachhaltige Entwicklung geht, ist Abschreiben und Kopieren zwischen Städten nicht verboten, sondern sehr erwünscht und produktiv. Wir wollen und müssen durch und mit den Erfahrungen anderer lernen."



Die beteiligten Stadtoberhäupter wollen andere mit ihrem Engagement zum Nachahmen und Weitermachen ermutigen. Sie sagen jedoch auch deutlich, dass sie mit ihren ambitionierten Vorhaben immer wieder an Grenzen stoßen, die sich nicht allein auf der kommunalen Ebene überwinden lassen. "Wir erwarten vom Gesetzgeber in Bund und Land sowie auf europäischer Ebene Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige Entwicklung in den Kommunen voranbringen", so die Oberbürgermeister. Dabei geht es ihnen um die Rahmenbedingungen für umweltgerechte Verkehrskonzepte, um Voraussetzungen für eine dezentrale Ver- und Entsorgung, ein angemessenes baurechtliches Instrumentarium zur Schaffung klimagerechter Städte, um Vereinfachungen bei der nachhaltigen Beschaffung und um eine stärkere Ausrichtung von Fördermitteln an Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien. Einige ihrer Anliegen legten die Oberbürgermeister im Mai 2011 in einem Gespräch mit Bundesminister Dr. Peter Ramsauer auf den Tisch.

Ein Kernanliegen ist den Oberbürgermeistern ein intensiverer Dialog mit der Bundesregierung auf Augenhöhe. "Wir sind bereit, in enger Abstimmung unseren Teil der Verantwortung zu übernehmen", so die 21, "Gemeinsam - mit Bürgerschaft und Wirtschaft - werden wir dann einer nachhaltigen Entwicklung schnell näher kommen".

Im Profil
Julia Werner
ist Referentin der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung.
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung unterstützt und begleitet den Oberbürgermeisterdialog "Nachhaltige Stadt". Beteiligt sind die Stadtoberhäupter von Augsburg, Bonn, Düsseldorf, Erfurt, Köln, Freiburg, Friedrichshafen, Hannover, Heidelberg, Konstanz, Leipzig, Lörrach, Ludwigsburg, Lüneburg, München, Münster, Norderstedt, Nürnberg, Ravensburg, Rheine und Tübingen.
 
 
Von Julia Werner
 
Mehr Infos unter: www.nachhaltigkeitsrat.de

Quelle:
Gesellschaft | Politik, 26.10.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
     
Cover des aktuellen Hefts

Innovationen und Lösungen für Klima und Umwelt

forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2023 mit dem Schwerpunkt Innovationen & Lösungen

  • Verpackung
  • Ropes of Hope
  • Yes we can
  • Digitalisierung
  • Wiederaufbau der Ukraine
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
12
DEZ
2023
Career Day Munich
Die große Jobmesse für Geflüchtete
80339 München
18
DEZ
2023
Konstruktive Krise: "Klima" in den Medien
In der Reihe "Klimastrategie"
80336 München
25
JAN
2024
Nachhaltigkeitsmanagement 2024 - 12. Internationale Jahrestagung
Erprobte Strategien zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit im Unternehmen
60327 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...

Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!

Gesundheit & Wellness

Deutschland hat ein Einsamkeitsproblem
Die Ursache sieht Christoph Quarch im modernen Mindset - und die Lösung
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Racing Power für alle

75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte - ein Grund zum Feiern?

Babylonisches Sprachgewirr

Boden, Bauen, Business – Klimakonferenz COP 28

Eine Zeitenwende für die Wirtschaft

Verpackungen zukunftsfähig machen:

50 shades of COP

Klimaschutz in der Wertschöpfungskette: Welches Potential Verbraucherkampagnen zur Verhaltensänderung haben

  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Global Nature Fund (GNF)
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Engagement Global gGmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Kärnten Standortmarketing