Das Bedürfnis nach SINN-lichkeit
Kunst und CSR
Dass sich in der Unternehmenswelt etwas ändern muss, darüber sind sich eigentlich alle einig. Nur: Wie können Unternehmen eine lebendige Kultur entwickeln, in der Werte wie Mitarbeiterbeteiligung, Ethik und Nachhaltigkeit nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben und Auseinandersetzungen zum Wohl des Ganzen mit Kopf und Herz geführt werden?
Denn wenn mein Bild stark ist,
wird es sich wie ein Samenkorn entwickeln (...)
Und wo hast du schon einen Drang zum Meere gesehen,
der sich nicht in ein Schiff verwandelt hätte?
Antoine de Saint-Exupéry
Wer CSR im Unternehmen vorantreibt, weiß, wie schwer es ist, sich Gehör zu verschaffen. Die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung werden leider noch immer mit dem mahnenden Zeigefinger und der drögen Aufforderung zum Verzicht assoziiert. Dabei wissen wir aus eigener Erfahrung: Nur was uns Freude macht, überzeugt und begeistert, weckt unsere Leidenschaft für Veränderung, Verbesserung, Weiterentwicklung. Erst dann entsteht die Kraft, die wir brauchen, um uns trotz aller Widrigkeiten zu engagieren.
Diese Energie, diese Zuversicht und Aufbruchsstimmung muss man sehen, hören, fühlen, spüren, vielleicht sogar riechen oder schmecken können.
Das Bedürfnis nach SINN-lichkeit
Sinnlichkeit wurde in unserer Gesellschaft fast vollkommen in den erotischen Bereich abgeschoben. Dabei zeigt dieses Wort, dass sich uns der SINN (als Bedeutungsebene) in erster Linie über die SINNE erschließt. Erst wenn wir unsere Sinne öffnen, sind wir aufnahmefähig, erfahren den Sinn, sichtbar, hörbar, fühlbar. Aber: Häufig wollen wir nicht mehr hören, sehen und fühlen. Ein altes chinesisches Gesellschaftsspiel bestand darin, die Gerüche in über 100 Döschen zu erraten. Wer ist dazu heute noch fähig? Sicher entstand manche Abstumpfung, um beispielsweise heil durch die Abgasluft im Straßenverkehr zu kommen. Andererseits brauchen wir dringend eine erhöhte Wahrnehmungs- und Unterscheidungsfähigkeit, um die nötigen Veränderungen in Gang zu bringen.
Es geht also darum, die Sehnsucht nach dem SINN mit allen Sinnen zu wecken. Die Sehnsucht nach Schönheit, nach guter Luft, gesundem Essen, nach ausgeglichenen Beziehungen, Wertorientierung, fairem Handeln und Wirtschaften.
Neue, visionäre und inspirierende Kommunikationskonzepte sind gefragt
Warum sollte man dabei nicht auf die Kunst setzen, der es seit Jahrtausenden gelingt, existenzielle Themen intelligent und SINN-lich auf höchstem Niveau darzustellen und zu vermitteln? Alle langfristig funktionierenden Gemeinschaften gründen auf einer differenzierten Kunst- und Kulturtradition. In diesem kreativen Bereich ist Raum für scheinbar unvereinbare Widersprüche, für die Komplexität, mit der wir es zu tun haben. Kunst fordert und erfordert Freiheit im Denken - und Verantwortung im Handeln. Sie stellt tiefer gehende, wesentliche Fragen. Künstler sind ihrer Zeit häufig voraus, sie nehmen seismographisch auf, womit wir uns beschäftigen sollten. Sie sind zugleich Visionäre und Traditionserhalter, Mahner und Spinner, Perfektionisten und Unfertige, ihre Arbeiten sind genial und profan, minimalistisch und hedonistisch.
Inspirierende Möglichkeitsräume
Professionelle Kunst- und Kulturprojekte sorgen auf einzigartige Weise dafür, das Thema Nachhaltigkeit SINN-lich attraktiv zu präsentieren. Bildende Kunst, Musik, Tanz, Theater bewegen Kopf und Herz. Ungewöhnliche Aktionen rütteln auf und schaffen Bewusstsein: Da spricht plötzlich der Aufzug! Und am Treppenaufgang befindet sich die neueste Statistik: 76 Prozent der Frauen trennen ihren Müll, aber nur 48 Prozent der Männer; 32 Prozent der Angestellten essen lieber Tomaten aus biologischem Anbau und zwölf Prozent kommen mit dem Fahrrad in die Arbeit. Während einer Management-Tagung laufen Filme von Kunststudenten, die den Entscheidern in der Konferenz ihre Verantwortung auf inspirierende Weise vor Augen führen. In all diesen Aktionen wird offenkundig: Hier bewegt sich etwas; das ist unser Ziel.
Warum expandiert Google weltweit, hat die höchste Innovationsrate? Liegt es nicht vielleicht auch an der inspirierenden Arbeitsatmosphäre, der Rutschbahn, mit der man von einem Stockwerk aus zum anderen gelangt, den ungewöhnlichen "Think Tanks", die man alleine oder gemeinsam nutzen kann, den Lounges wo allenthalben Leute zusammensitzen und neue Pläne schmieden. Und wie viele Menschen, die Welt bewegendes denken und tun wollen, versuchen dies in grauen Einheitszellen? Wie sollen in diesem Umfeld neue Ideen entstehen?
Zudem: Der Effekt von Projektgruppenarbeit, Seminaren und Trainings geht im Alltag schnell verloren, aber aussagekräftige Bilder und wirkungsvolle Gemeinschaftserlebnisse bleiben im Gedächtnis. Ein Arbeitsumfeld, das sich - je nach Thema - immer wieder sichtbar und spürbar verändert, beschleunigt Bewusstseinsprozesse um ein vielfaches. Inspirierende Räume vermitteln eine lebendige, Sinn und Wert orientierte Kultur. Der Vorteil ist: Die Bilder der Zukunft sind da präsent, wo gearbeitet wird. Sie senden ständig Impulse: Neu zu denken, neu zu sehen, neu zu fühlen.
Wer andere mit ins Boot holen kann, hat gewonnen
Neben der Verstandesebene erreichen Kunst- und Kulturprojekte eine tiefe emotionale Zustimmung. Wer versteht und einverstanden ist, mit der Vision, den Werten und Vorstellungen von sinnvollem Tun, kann jede Handlung im Alltag damit abgleichen und braucht keine ständigen Arbeitsanweisungen.
Nicht nur der Fortbestand unserer Gesellschaft, auch der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen wird in Zukunft noch viel stärker als heute von einer Kultur abhängen, die auf einer klaren Vision und einem unerschütterlichen Wertekanon gründet - und zugleich achtsam, offen und verbesserungsfähig ist. Starke Ziele, die Sinn haben und Sinn geben sind nötig, um die anstehenden, tief greifenden Veränderungen - und damit verbundenen Herausforderungen - bewältigen zu können.
Wer starke SINN-liche und SINN-volle "Bilder" für die Vision einer nachhaltigen CSR-Kultur findet und damit Andere ins Boot holen kann - hat gewonnen!
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"Bloom cut" ist ein künstlerischer Beitrag von Micha Hächler für "Together", einen Austausch mit 26 Künstlerinnen und Künstlern im Nationalmuseum in Amman, Jordanien. Der Schnitt der wildwachsenden Blumen als konstruktiver - und zugleich destruktiver Akt - ist ein Symbol für unser Verhältnis von Natur und Kultur, Aufblühen und Sterben. |
wird es sich wie ein Samenkorn entwickeln (...)
Und wo hast du schon einen Drang zum Meere gesehen,
der sich nicht in ein Schiff verwandelt hätte?
Antoine de Saint-Exupéry
Wer CSR im Unternehmen vorantreibt, weiß, wie schwer es ist, sich Gehör zu verschaffen. Die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung werden leider noch immer mit dem mahnenden Zeigefinger und der drögen Aufforderung zum Verzicht assoziiert. Dabei wissen wir aus eigener Erfahrung: Nur was uns Freude macht, überzeugt und begeistert, weckt unsere Leidenschaft für Veränderung, Verbesserung, Weiterentwicklung. Erst dann entsteht die Kraft, die wir brauchen, um uns trotz aller Widrigkeiten zu engagieren.
Diese Energie, diese Zuversicht und Aufbruchsstimmung muss man sehen, hören, fühlen, spüren, vielleicht sogar riechen oder schmecken können.
Das Bedürfnis nach SINN-lichkeit
Sinnlichkeit wurde in unserer Gesellschaft fast vollkommen in den erotischen Bereich abgeschoben. Dabei zeigt dieses Wort, dass sich uns der SINN (als Bedeutungsebene) in erster Linie über die SINNE erschließt. Erst wenn wir unsere Sinne öffnen, sind wir aufnahmefähig, erfahren den Sinn, sichtbar, hörbar, fühlbar. Aber: Häufig wollen wir nicht mehr hören, sehen und fühlen. Ein altes chinesisches Gesellschaftsspiel bestand darin, die Gerüche in über 100 Döschen zu erraten. Wer ist dazu heute noch fähig? Sicher entstand manche Abstumpfung, um beispielsweise heil durch die Abgasluft im Straßenverkehr zu kommen. Andererseits brauchen wir dringend eine erhöhte Wahrnehmungs- und Unterscheidungsfähigkeit, um die nötigen Veränderungen in Gang zu bringen.
Es geht also darum, die Sehnsucht nach dem SINN mit allen Sinnen zu wecken. Die Sehnsucht nach Schönheit, nach guter Luft, gesundem Essen, nach ausgeglichenen Beziehungen, Wertorientierung, fairem Handeln und Wirtschaften.
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Die Künstlerin Alexandra von Hendrikoff erreicht mit ihren einzigartigen, zarten und zugleich widerstandsfähigen Gebilden einen Naturbezug im Unternehmensumfeld, der uns nicht abstrakt intellektuell erreicht, sondern ganz unmittelbar berührt. Objekte wie die "Erkenntnis ist fruchtbar IV" entstehen aus Strohseide, Papier, Essigbaumsamen, Löwenzahnsamen, Rapssamen und Garn. |
Neue, visionäre und inspirierende Kommunikationskonzepte sind gefragt
Warum sollte man dabei nicht auf die Kunst setzen, der es seit Jahrtausenden gelingt, existenzielle Themen intelligent und SINN-lich auf höchstem Niveau darzustellen und zu vermitteln? Alle langfristig funktionierenden Gemeinschaften gründen auf einer differenzierten Kunst- und Kulturtradition. In diesem kreativen Bereich ist Raum für scheinbar unvereinbare Widersprüche, für die Komplexität, mit der wir es zu tun haben. Kunst fordert und erfordert Freiheit im Denken - und Verantwortung im Handeln. Sie stellt tiefer gehende, wesentliche Fragen. Künstler sind ihrer Zeit häufig voraus, sie nehmen seismographisch auf, womit wir uns beschäftigen sollten. Sie sind zugleich Visionäre und Traditionserhalter, Mahner und Spinner, Perfektionisten und Unfertige, ihre Arbeiten sind genial und profan, minimalistisch und hedonistisch.
Inspirierende Möglichkeitsräume
Professionelle Kunst- und Kulturprojekte sorgen auf einzigartige Weise dafür, das Thema Nachhaltigkeit SINN-lich attraktiv zu präsentieren. Bildende Kunst, Musik, Tanz, Theater bewegen Kopf und Herz. Ungewöhnliche Aktionen rütteln auf und schaffen Bewusstsein: Da spricht plötzlich der Aufzug! Und am Treppenaufgang befindet sich die neueste Statistik: 76 Prozent der Frauen trennen ihren Müll, aber nur 48 Prozent der Männer; 32 Prozent der Angestellten essen lieber Tomaten aus biologischem Anbau und zwölf Prozent kommen mit dem Fahrrad in die Arbeit. Während einer Management-Tagung laufen Filme von Kunststudenten, die den Entscheidern in der Konferenz ihre Verantwortung auf inspirierende Weise vor Augen führen. In all diesen Aktionen wird offenkundig: Hier bewegt sich etwas; das ist unser Ziel.
Warum expandiert Google weltweit, hat die höchste Innovationsrate? Liegt es nicht vielleicht auch an der inspirierenden Arbeitsatmosphäre, der Rutschbahn, mit der man von einem Stockwerk aus zum anderen gelangt, den ungewöhnlichen "Think Tanks", die man alleine oder gemeinsam nutzen kann, den Lounges wo allenthalben Leute zusammensitzen und neue Pläne schmieden. Und wie viele Menschen, die Welt bewegendes denken und tun wollen, versuchen dies in grauen Einheitszellen? Wie sollen in diesem Umfeld neue Ideen entstehen?
Zudem: Der Effekt von Projektgruppenarbeit, Seminaren und Trainings geht im Alltag schnell verloren, aber aussagekräftige Bilder und wirkungsvolle Gemeinschaftserlebnisse bleiben im Gedächtnis. Ein Arbeitsumfeld, das sich - je nach Thema - immer wieder sichtbar und spürbar verändert, beschleunigt Bewusstseinsprozesse um ein vielfaches. Inspirierende Räume vermitteln eine lebendige, Sinn und Wert orientierte Kultur. Der Vorteil ist: Die Bilder der Zukunft sind da präsent, wo gearbeitet wird. Sie senden ständig Impulse: Neu zu denken, neu zu sehen, neu zu fühlen.
Wer andere mit ins Boot holen kann, hat gewonnen
Neben der Verstandesebene erreichen Kunst- und Kulturprojekte eine tiefe emotionale Zustimmung. Wer versteht und einverstanden ist, mit der Vision, den Werten und Vorstellungen von sinnvollem Tun, kann jede Handlung im Alltag damit abgleichen und braucht keine ständigen Arbeitsanweisungen.
Nicht nur der Fortbestand unserer Gesellschaft, auch der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen wird in Zukunft noch viel stärker als heute von einer Kultur abhängen, die auf einer klaren Vision und einem unerschütterlichen Wertekanon gründet - und zugleich achtsam, offen und verbesserungsfähig ist. Starke Ziele, die Sinn haben und Sinn geben sind nötig, um die anstehenden, tief greifenden Veränderungen - und damit verbundenen Herausforderungen - bewältigen zu können.
Wer starke SINN-liche und SINN-volle "Bilder" für die Vision einer nachhaltigen CSR-Kultur findet und damit Andere ins Boot holen kann - hat gewonnen!
Von Eva Müller
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Quelle:
Gesellschaft | Social Business, 20.09.2010

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