"Kontrolle abgeben ist entscheidend!"
Vom Mut zur Macht der Masse
Julius van de Laar ist selbstständiger Politik- und Kampagnenberater. Er leitete die AVAAZ.org-Kampagne zum Klimawandel in Deutschland 2009. Im Gespräch mit forum erklärt der ehemalige Wahlkampfberater Barack Obamas, warum das Abgeben von Kontrolle zu echtem Leadership dazu gehört.
Herr van de Laar, was haben Sie während der Deutschlandkampagne 2009 mit Avaaz.org erreichen können?
Es ist uns gelungen Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt mit Hilfe des Internets zu mobilisieren, sie zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben sich politisch zu engagieren. Anders als bei vielen typischen NGO-Kampagnen geht es Avaaz nicht um reine "Awareness-Kampagnen" mit dem Ziel, auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen. Während der Klima-Kampagne war es von Anfang an unser Ziel, Staats- und Regierungschefs dazu zu bewegen ein gerechtes, ambitioniertes und rechtlich verbindliches Klimaschutzabkommen in Kopenhagen zu unterzeichnen. Um dies zu erreichen, hat Avaaz zahlreiche Kampagnen lanciert: z.B. eine Anruf-Kampagne, bei der zehntausende Bürgerinnen und Bürger im Kanzleramt, im Außenministerium und bei Abgeordneten der Fraktionen angerufen haben. Am 21. September 2009 organisierten Avaaz-Mitglieder in 150 Ländern über 2500 Offline-"Klima Weckruf"-Veranstaltungen, an denen mehr als 20.000 Menschen teilnahmen. Zusätzlich unterzeichneten über 15 Millionen Unterstützer weltweit eine Online-Petition, die Staats- und Regierungschefs dazu aufforderte, einen ambitionierten Klimavertrag in Kopenhagen zu unterzeichnen.
Spätestens seit dem Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama setzen sich viele Organisationen das Ziel, Kampagnen mit größeren partizipativen Elementen und mehr Dialog zu initiieren. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn Organisationen oder Parteien bereit sind, einen gewissen Anteil an Kontrolle abzugeben. Nur so kann echte Partizipation und Engagement entstehen.
Wie kann man als Initiator einer Bewegung, Politiker oder Unternehmen mit dem Kontrollverlust eigener Botschaften im Web 2.0 umgehen?
Vermutlich verweisen Sie auf die Obama-Kampagne. Das größte Missverständnis bezüglich der Obama-Kampagne ist, dass Obama die Bewegung entfacht hat. In Wirklichkeit hat jedoch die Bewegung Barack Obamas Kandidatur und die historische Kampagne ermöglicht. Bei der Obama-Kampagne war die Entscheidung Kontrolle abzugeben und Bürgerinnen und Bürger zu "empowern" von Anfang an ein Teil der Strategie. Wir waren uns bewusst, dass wir mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung standen, nicht in der Lage sein würden Hilary Clinton, John Edwards und später John McCain zu schlagen. Wie hatten weder den politischen Apparat, noch die notwendigen finanziellen Ressourcen. Es blieb uns nichts anderes übrig. Wir wussten, dass wir die Bürgerinnen und Bürger aktiv mit in die Kampagne einbeziehen mussten, um eine Chance zu haben.
In Deutschland ist das nicht anders. Vielen Organisationen, insbesondere NGOs, mangelt es weder an guten Ideen noch an einer Botschaft. Woran es jedoch fast immer hapert, ist die Kapazität, die eigenen Ideen umzusetzen und auf die Straße zu bringen.
Wie funktionieren Leadership und Einbeziehung bei Avaaz?
Das Avaaz Team ist sehr klein und arbeitetet auf der ganzen Welt verteilt. Entscheidend sind jedoch die Avaaz-Unterstützer, denn sie entscheiden über den Erfolg jeder Kampagne. Natürlich werden viele der Kampagnen von hauptamtlichen Mitarbeitern initiiert - oft schreiben jedoch auch Avaaz-Mitglieder aus allen Teilen der Welt und weisen das Team auf mögliche Kampagnenthemen hin.

Es ist uns gelungen Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt mit Hilfe des Internets zu mobilisieren, sie zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben sich politisch zu engagieren. Anders als bei vielen typischen NGO-Kampagnen geht es Avaaz nicht um reine "Awareness-Kampagnen" mit dem Ziel, auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen. Während der Klima-Kampagne war es von Anfang an unser Ziel, Staats- und Regierungschefs dazu zu bewegen ein gerechtes, ambitioniertes und rechtlich verbindliches Klimaschutzabkommen in Kopenhagen zu unterzeichnen. Um dies zu erreichen, hat Avaaz zahlreiche Kampagnen lanciert: z.B. eine Anruf-Kampagne, bei der zehntausende Bürgerinnen und Bürger im Kanzleramt, im Außenministerium und bei Abgeordneten der Fraktionen angerufen haben. Am 21. September 2009 organisierten Avaaz-Mitglieder in 150 Ländern über 2500 Offline-"Klima Weckruf"-Veranstaltungen, an denen mehr als 20.000 Menschen teilnahmen. Zusätzlich unterzeichneten über 15 Millionen Unterstützer weltweit eine Online-Petition, die Staats- und Regierungschefs dazu aufforderte, einen ambitionierten Klimavertrag in Kopenhagen zu unterzeichnen.
Spätestens seit dem Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama setzen sich viele Organisationen das Ziel, Kampagnen mit größeren partizipativen Elementen und mehr Dialog zu initiieren. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn Organisationen oder Parteien bereit sind, einen gewissen Anteil an Kontrolle abzugeben. Nur so kann echte Partizipation und Engagement entstehen.
Wie kann man als Initiator einer Bewegung, Politiker oder Unternehmen mit dem Kontrollverlust eigener Botschaften im Web 2.0 umgehen?
Vermutlich verweisen Sie auf die Obama-Kampagne. Das größte Missverständnis bezüglich der Obama-Kampagne ist, dass Obama die Bewegung entfacht hat. In Wirklichkeit hat jedoch die Bewegung Barack Obamas Kandidatur und die historische Kampagne ermöglicht. Bei der Obama-Kampagne war die Entscheidung Kontrolle abzugeben und Bürgerinnen und Bürger zu "empowern" von Anfang an ein Teil der Strategie. Wir waren uns bewusst, dass wir mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung standen, nicht in der Lage sein würden Hilary Clinton, John Edwards und später John McCain zu schlagen. Wie hatten weder den politischen Apparat, noch die notwendigen finanziellen Ressourcen. Es blieb uns nichts anderes übrig. Wir wussten, dass wir die Bürgerinnen und Bürger aktiv mit in die Kampagne einbeziehen mussten, um eine Chance zu haben.
In Deutschland ist das nicht anders. Vielen Organisationen, insbesondere NGOs, mangelt es weder an guten Ideen noch an einer Botschaft. Woran es jedoch fast immer hapert, ist die Kapazität, die eigenen Ideen umzusetzen und auf die Straße zu bringen.
Wie funktionieren Leadership und Einbeziehung bei Avaaz?
Das Avaaz Team ist sehr klein und arbeitetet auf der ganzen Welt verteilt. Entscheidend sind jedoch die Avaaz-Unterstützer, denn sie entscheiden über den Erfolg jeder Kampagne. Natürlich werden viele der Kampagnen von hauptamtlichen Mitarbeitern initiiert - oft schreiben jedoch auch Avaaz-Mitglieder aus allen Teilen der Welt und weisen das Team auf mögliche Kampagnenthemen hin.
Nachdem eine Kampagnen-Email formuliert und an die über 5 Millionen Mitglieder weltweit verschickt ist, liegt es an den Unterstützern aktiv zu werden. Avaaz weist auf eine Krise und die Möglichkeit den Status Quo zu verändern hin, erklärt den Kontext und bietet die Tools. Unterstützer entscheiden jedoch selbst, ob sie aktiv werden möchten, eine Petition unterschreiben, einen Anruf an das Büro eines Staatsoberhauptes tätigen oder ein offline-Event organisieren wollen. Avaaz ist sozusagen ein "Enabler", der es Menschen auf der ganzen Welt ermöglicht zusammenzukommen, sich politisch zu engagieren und gemeinsam einen Unterschied zu machen.
Von Tina Teucher
Quelle:
Gesellschaft | Politik, 09.09.2010

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