Der T(h)urmblick

Nachhaltigkeit 2.0 ist gefragt

Große gesellschaftliche Veränderungen gehen meist mit wirtschaftlichen Krisen einher und werden seit dem Beginn der Industrialisierung von Technologiesprüngen begleitet, gemessen in den Kondratief-Zyklen. Seit geraumer Zeit kündigt sich mit der Kombination aus Nano-, Bio-, und Neurotechnologie - optimiert durch die weiteren Entwicklungen der Informationstechnologie - der Zyklus der "Überlebenstechnologien" an. Im Klartext: Die Art und Geschwindigkeit, mit der wir Menschen in den nächsten zwei bis drei Dekaden mit diesen Technologiepotenzialen umgehen, wird über unsere Zukunft auf dem Planeten Erde entscheiden. Ist dies einmal verstanden, muss nachhaltige Entwicklung im Mittelpunkt jeder Langfristplanung von Unternehmen stehen.


© fotolia
Ursprünglich waren Branchen mit hoher Materialintensität oder höherem Gefährdungspotenzial besonders gefordert, aber die Verwobenheit der globalen Wertketten macht eigentlich vor keiner Branche und keiner Region der Welt halt. Weltweite Zulieferer-Produzent-Abnehmer-Rücknahmeketten können einerseits sehr effektiv für mehr Nachhaltigkeit genutzt werden. Andererseits zeigen sich vielerorts die Schattenseiten - etwa wenn "plötzlich" unser Elektronikschrott in Entwicklungsländern auftaucht.

Unternehmen sollten die Veränderungschancen, die die Krise bietet, ergreifen und jetzt die Weichen stellen, um die Möglichkeiten einer holistischen Integration der Nachhaltigkeit für sich zu nutzen. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Personalabbau- und Kurzarbeitsprogramme befassen sich mit den jetzigen Nöten und lassen - wieder einmal - keinen Fokus auf Langfristigkeit zu.

Auch die CSR-Verantwortlichen der Konzerne läuten von sich aus nicht die Alarmglocken. Schließlich hat man sich selber im Kampf gegen die internen Windmühlen und die lange währende Ignoranz von Führungspersönlichkeiten verteidigen müssen und sich die Handlungsmöglichkeiten in der bestehenden Nachhaltigkeitsnische langsam geschaffen, in der man jetzt - zum Glück - sicher durch die Krise kommt. Nachhaltigkeit ist jedenfalls in der internen Diskussion bei zu vielen Unternehmen im Augenblick kein echtes Thema: Grundsätzlich ist man ja "gesetzeskonform", publiziert jährlich mit 70 bis 80 Prozent Themenwiederholung Nachhaltigkeitsberichte und hält sich tunlichst zurück mit Visionen und langfristigen Zielsetzungen. Die Führungsspitze hat jetzt andere Dinge zu tun. Da meldet man besser nach oben: alles im Lot.

Doch die zukünftigen Manager aus der Generation Y haben anderes im Sinn: Sie bauen auf die Dynamik von Netzwerken, OpenSource Developments und den transparenten Austausch mit Stakeholdern statt auf Hierarchiegläubigkeit und Lobbyismus. Nachhaltigkeit muss und wird dabei sinnstiftend sein und daher im Mittelpunkt der Strategie stehen. Unternehmen, die sich jetzt nicht darauf einstellen, dürfen nicht darauf hoffen, dass ihr CSR-"Business as usual" im Sinne einer Nachhaltigkeit 1.0 noch honoriert wird. Wir sollten beginnen, Nachhaltigkeit 2.0 zu definieren.

Im Profil
Ralph Thurm ist Gründer und Managing Director von A|HEAD|ahead. Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick". 

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 09.07.2009
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2009 - Zukunft gestalten erschienen.
     
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