Fischerei in der Krise

Welche Verantwortung tragen Lebensmittelhandel und Verbraucher?


© Greenpeace
Lange galten die Fischvorkommen in den Weiten der Meere als unerschöpflich. Doch heute ist diese zentrale Nahrungsquelle der Menschheit gefährdet. Die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt, dass von den weltweiten Fischbeständen 52 Prozent bis an ihre Grenze genutzt, 17 Prozent überfischt und sieben Prozent bereits erschöpft sind. Wissenschaftler warnen, dass 90 Prozent der großen Raubfische wie Thunfisch, Schwertfisch oder Kabeljau bereits aus den Meeren verschwunden sind und prognostizieren einen Kollaps der kommerziell genutzten Fischbestände bis zum Jahr 2048.

Die Krise hat viele Gründe: Zu viele Fischer fangen zu viel Fisch mit zum Teil zerstörerischen Fangmethoden. Wissenschaftliche Empfehlungen für Fangquoten werden nicht umgesetzt, in vielen Meeresregionen gibt es keine Regularien und illegale Fischerei verstärkt das Problem zusätzlich. Insgesamt dominiert kurzfristiger Profit über langfristige Nutzung.

Die Lösung der Krise ist einfach: Es muss weniger Fisch mit schonenderen Fangmethoden aus den Meeren geholt werden. Dazu sind ein nachhaltiges Fischereimanagement und großflächige Schutzgebiete nötig. Nur so haben wir eine Chance, die Weltmeere mit ihrer Artenvielfalt zu erhalten und uns langfristig mit Fisch zu versorgen.

Allerdings lässt sich die Krise nur gemeinsam bewältigen. Neben der Politik sind die Fischer, die Fischindustrie, der Lebensmittelhandel und nicht zuletzt der Verbraucher gefordert. Für ein Verschieben der Verantwortlichkeit ist es zu spät. Heutige Bedürfnisse dürfen nicht die Zukunft nachfolgender Generationen gefährden.

Supermärkte müssen Flagge zeigen

Noch sind die Stände auf dem Fischmarkt mehr als gut
gefüllt. Doch der Raubzug der Fangflotten muss einer
nachhaltigen Fischerei weichen, wenn dies so bleiben soll.
Gettyimages © Michael Blann

Der Lebensmittelhandel trägt besondere Verantwortung: Als Schnittstelle zwischen Verbraucher und Industrie entscheidet er, welcher Fisch wie gekennzeichnet in den Regalen liegt. Grundlage sollte für die Unternehmen eine Einkaufspolitik für Fisch und andere Meeresfrüchte sein, die den Verzicht auf bedrohte Arten und Bestände, Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit, Transparenz und eine vollständige Kennzeichnung einschließt.

Die meisten der deutschen Supermärkte und Discounter haben das Problem erkannt und gehen bereits Schritte in die richtige Richtung, wie eine erste Untersuchung von Greenpeace im Jahr 2007 zeigte. Auch im Jahr 2008 haben die Unternehmen diesen Weg fortgesetzt, indem sie zum Beispiel bedrohte Fischarten aus dem Sortiment nehmen, auf ökologisch nachhaltigere Alternativen umsteigen und die Kennzeichnung der Produkte verbessern. Aber noch haben nicht alle Unternehmen ihre Einkaufspolitik schriftlich festgelegt und diese auch öffentlich zugänglich gemacht. Das lässt Spielraum für unsaubere Akteure und verhindert die nötige Transparenz für den Kunden. Auch von einer konsequenten und zügigen Umsetzung, die der Größe der Krise angemessen wäre, sind wir noch weit entfernt.

Und genau da kommt der Verbraucher ins Spiel. Sein Umdenken ist notwendig, wenn Fisch auch in Zukunft noch auf dem Speiseplan stehen soll. Er müsste weniger Fisch essen, sich bewusst für Fisch aus nachhaltiger Fischerei entscheiden und auch einmal im Supermarkt nachfragen: Wo kommt der Fisch her? Wie wurde er gefangen? Wie sieht die Fisch-Einkaufspolitik des Unternehmens aus? Um die richtige Wahl treffen und die richtigen Fragen stellen zu können, bietet der Greenpeace-Ratgeber "Fisch - beliebt, aber bedroht" eine gute Grundlage. Der Lebensmittelhandel wird auf die Nachfrage nach ökologisch nachhaltigen Fischprodukten reagieren, denn König Kunde hat immer noch das letzte Wort.

Der Fisch-Ratgeber lässt sich downloaden unter www.greenpeace.de/themen/meere/fischerei/

oder bestellen unter

Telefon +49 (0)40 / 3 06 18 - 0





Kontakt:

Iris Menn
E-Mail Iris.Menn@greenpeace.de

www.greenpeace.de


Quelle:
Umwelt | Umweltschutz, 15.12.2008

     
        
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