Forschung: Ein Schlüssel für die Akzeptanz unterirdischer CO2-Speicherung

Laut Bundesregierung ist die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität ohne CCS nicht zu erreichen.

Ein Forschungsteam unter Beteiligung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin legt Studie zu mehr Akzeptanz der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid vor – erschienen im Fachjournal Nature Climate Change.

CO2, das zum Beispiel in der Industrie entsteht, wird aus Abgasen getrennt, verflüssigt und eingelagert. Ein Forschungsteam unter Beteiligung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin legt Studie zu mehr Akzeptanz der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid vor. © Pawel Czerwinski; UnsplashEine kürzlich veröffentlichte internationale Studie beleuchtet ein zentrales Hindernis für einen inzwischen notwendigen Schritt zum Klimaschutz: Der grenzüberschreitende Transport von Kohlendioxid (CO2) ist eine zentrale Herausforderung für die öffentliche Akzeptanz der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage, kurz: CCS). 
 
Vereinfacht gesagt bedeutet CCS, dass CO2, das zum Beispiel in der Industrie entsteht, aus den Abgasen getrennt, verflüssigt und eingelagert wird - um es möglichst langandauernd dem natürlichen CO2-Kreislauf in der Atmosphäre zu entziehen. Denn CO2 wirkt als Treibhausgas und gilt als eine der Hauptursachen der menschengemachten globalen Erwärmung. Da die geologischen Speicherressourcen ungleichmäßig über Europa verteilt sind, wird CO2 in komprimierter Form teils über Ländergrenzen zu den Speicherstätten transportiert. 
 
Wie es um die öffentliche Akzeptanz von CCS in vier europäischen Ländern (Deutschland, Niederlande, Norwegen, Vereinigtes Königreich Großbritannien) sowie Kanada steht, haben der Agrarökonomen Sven Anders (Professor an der Universität Alberta, Kanada), der Soziologe Ulf Liebe (Professor an der Universität Warwick, GB) sowie der Umweltökonom Jürgen Meyerhoff von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) gemeinsam untersucht. 
 
"Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die unterirdische Speicherung von CO2 wäre deutlich geringer, wenn abgeschiedenes CO2 aus anderen Ländern zum Speichern in nationalen Lagerstätten importiert würde. Dies trifft nicht nur für Deutschland zu, sondern auch auf andere europäische Länder wie Norwegen, die geologische Speicher gerade planen oder schon betreiben", sagt Jürgen Meyerhoff. 
 
Die Ergebnisse der Studie sind bedeutend, da laut Bundesregierung ohne CCS die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität nicht zu erreichen ist. So steht es in ihrem Eckpunktepapier zum Kohlenstoffmanagement, das im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Dem grenzüberschreitenden Transport der abgeschiedenen CO2-Emissionen kommt dabei gerade in Europa eine zentrale Rolle zu, um eine Speicherung zu möglichst geringen Kosten zu ermöglichen. So ist unter anderem geplant, CO2-Pipelines für den Transport zu den Lagerstätten zu bauen.  
 
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler Vignette-Experimente genutzt. Sie ermöglichen es, im Rahmen von Umfragen die Faktoren für die Akzeptanz oder Ablehnung von umweltpolitischen Maßnahmen zu identifizieren. Weitere Faktoren für die Akzeptanz der Lagerstätten waren die Distanz zwischen Wohnort und Lagerstätte, die Kapazität der Lagerstätte, die Beteiligung der Öffentlichkeit an den Planungsprozessen oder mögliche Kompensationen für den Fall, dass im Umfeld der befragten Person gebaut würde. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass direkte finanzielle Entschädigungszahlungen allein nicht die Nachteile eines CO2-Imports kompensieren würden.
 
Es sei nun an der Politik, so die beteiligten Wissenschaftler, durch eine geeignete Kombination von Informationen, Beteiligung der Öffentlichkeit an den Planungen sowie dem Einsatz von Kompensationen die Akzeptanz für die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid zu erhöhen. Gelingt dies nicht, dann dürften die gesetzten Ziele im Kohlenstoffmanagement bis 2045 nicht zu erreichen sein und ein weiterer Meilenstein im Klimaschutz verpasst werden.  
 
Studie
Cross-border CO2 transport decreases public acceptance of carbon capture and storage in Nature Climate Change 

Kontakt: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Dr. Jürgen Meyerhoff | juergen.meyerhoff@hwr-berlin.de | www.hwr-berlin.de


Umwelt | Umweltschutz, 01.06.2024

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Der Wert der Böden

forum 03/2025

  • Zukunftsfähig essen
  • Klima-Transitionsplan
  • Wasser in der Krise
  • Omnibus
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
21
JUN
2025
Woche des Wasserstoffs 2025 (WDW)
Wasserstoff erleben
deutschlandweit
26
JUN
2025
Von Lessons Learned zur Best Practice: ESG bei VAUDE
Holistische ESG-Transformation - Deep Dive bei Pionieren
Online-Event
07
JUL
2025
Grüner Wirtschaftstag 2025
Menschen, Ideen, Tatkraft
10117 Berlin
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Wasser & Boden

Die Meere sind mehr als eine nutzbare, noch unerschlossene Ressource
Christoph Quarch hat die UNO-Ozeankonferenz beobachtet
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Nachhaltigkeitskompetenzen ausbauen – vom Zertifikat bis zum „Sustainable MBA“

Wenn die Erde verwüstet… schaffen wir Lösungen!

"Die grüne Muse – Hanf im Spiegel großer Meister"

Mehrweg mit Mehrwert: Olivenöl „Selection“ in der Pfandflasche

Demokratie im Dialog: Schüler*innen gegen Desinformation

Tchibo launcht Refurbished-Angebot für Kaffeevollautomaten

Nachhaltige Büroausstattung mit Refurbished IT

Gemeinwohl-Ökonomie Rheinland Summit 2025, 24./25. Juni in Köln

  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • circulee GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • toom Baumarkt GmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Engagement Global gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Global Nature Fund (GNF)