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Neuer Banken-Report:

Fast 7 Billionen Dollar für Fossile seit Paris

30 Jahre urgewald!
In der kommenden Ausgabe 3/2024 unseres Zukunftsmagazins forum Nachhaltig Wirtschaften lesen Sie einen ausführlichen Beitrag über 30 Jahre urgewald.
Heute hat die US-Organisation Rainforest Action Network (RAN) gemeinsam mit urgewald und sechs weiteren internationalen Partnern[1] den diesjährigen Bericht „Banking on Climate Chaos" veröffentlicht. Es ist die umfassendste Analyse zu den Finanzgeschäften der 60 größten internationalen Banken mit sämtlichen fossilen Industrien.[2] Sie offenbart, in welchem Umfang diese Banken mehr als 4.200 Unternehmen aus den Sektoren Kohle, Öl und Gas seit 2016 mit Krediten und Wertpapiergeschäften („Underwriting") unterstützt haben.[3] 
© https://www.bankingonclimatechaos.org/Die Analyse zeigt: In den acht Jahren nach Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens (2016 – 2023) haben die 60 größten Privatbanken der Welt fossile Brennstoffe mit 6,9 Billionen US-Dollar finanziert. Fast die Hälfte davon (3,3 Bio. USD) flossen in den Ausbau fossiler Brennstoffe. Im Jahr 2023 finanzierten die Banken fossile Brennstoffe mit insgesamt 705 Milliarden US-Dollar, wobei allein 347 Mrd. US-Dollar an Unternehmen flossen, die ihre Geschäfte mit fossilen Brennstoffen weiter ausbauen.

Die US-Bank JPMorgan Chase ist weltweit die Nummer 1 bei der Finanzierung fossiler Brennstoffe und hat allein im vergangenen Jahr 40,8 Mrd. US-Dollar an Unternehmen aus fossilen Industrien zugesagt. Sie führt gleichzeitig das Feld an bei der Finanzierung für die Expansion fossiler Brennstoffe im Jahr 2023. Die japanische Bank Mizuho rückte im diesjährigen Bericht sowohl bei der Finanzierung fossiler Brennstoffe insgesamt (37 Mrd. USD) als auch bei der Finanzierung der Expansion fossiler Brennstoffe (18,8 Mrd. USD) auf den zweiten Platz international vor. Doch der größte Geldgeber für den Ausbau fossiler Brennstoffe seit Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens ist die Citibank aus den USA, die seit 2016 insgesamt 204 Mrd. US-Dollar für solche Unternehmen bereitgestellt hat.

Kernergebnisse für deutsche Banken:
Aus Deutschland sind im Bericht die Ergebnisse für die Deutsche Bank und die DZ Bank, dem Zentralinstitut der deutschen Genossenschaftsbanken, eingeflossen. Im Vergleich der beiden ist die Deutsche Bank klar tonangebend bei den fossilen Finanzgeschäften. Sie hat im Jahr 2023 knapp 13,4 Milliarden US-Dollar für fossile Unternehmen vergeben, rund 9,2 Mrd. über Kredite und 4,1 Mrd. über Wertpapiergeschäfte („Underwriting"). Die DZ Bank hat im Jahr 2023 insgesamt 2,5 Mrd. US-Dollar an fossile Industrien vergeben. 

Im internationalen Vergleich liegt die Deutsche Bank über den kompletten Untersuchungszeitraum (2016 – 2023) hinweg mit 132,4 Mrd. US-Dollar auf Rang 22 der wichtigsten Banken der fossilen Industrien. Die DZ Bank liegt mit 12,4 Mrd. US-Dollar auf Platz 57.

Bei der Deutschen Bank lässt sich im Zeitraum 2021 bis 2023 kein klarer Trend erkennen: Im Jahr 2021 versorgte sie fossile Unternehmen mit rund 13 Mrd. US-Dollar, im Jahr 2022 sank dieser Wert auf 10 Mrd. US-Dollar, um im Jahr 2023 wieder deutlich anzusteigen auf 13,4 Mrd. US-Dollar – das gleiche Niveau wie bereits im Jahr 2020. Innerhalb Europas lag die Deutsche Bank im Jahr 2023, nach Barclays (24,2 Mrd. USD) und Santander (14,5 Mrd. USD) auf Platz 3 der größten Banken für fossile Industrien.

Bei der DZ Bank zeigt sich ein deutlicher Negativtrend. Ihre fossile Finanzierung stieg – auf international niedrigem Niveau – seit 2020 kontinuierlich an: 1 Mrd. USD (2020), 1,2 Mrd. USD (2021), 1,9 Mrd. USD (2022), 2,5 Mrd. USD (2023). Im Jahr 2023 erreichte sie gleichzeitig den höchsten bisher gemessenen Wert fossiler Finanzierung. Das gleiche gilt für ihre Finanzierung für Unternehmen auf fossilem Expansionskurs, welche sie im Jahr 2023 erstmals mit knapp 1 Mrd. US-Dollar unterstützte, nach 134 Mio. US-Dollar im Jahr zuvor. Einen negativen Trend verzeichnet sie insbesondere in den Einzelsektoren Gaskraftwerksexpansion und Flüssigerdgas – in beiden Feldern hat sie ihre Finanzierung zwischen 2022 und 2023 deutlich ausgebaut. 

Im internationalen Vergleich belegt die Deutsche Bank für die Finanzierung einzelner fossiler Sektoren im Jahr 2023 oftmals Plätze um die 20 (von 60): 
  • Platz 19 in den Bereichen Öl- und Gasförderung in der Tiefsee sowie Ausbau von Gaskraftwerken.
  • Platz 20 bei Teersandöl, arktischem Öl und Gas sowie im Sektor metallurgische Kohle.
  • Platz 24 bei der Finanzierung sämtlicher fossiler Expansionisten.
  • Platz 27 bei Fracking.
  • Platz 32 im Bereich Kohleverstromung.
  • Platz 39 im Bereich Kohlebergbau. 
In zwei Kategorien fällt die Deutsche Bank im internationalen Vergleich besonders negativ auf: Im Bereich Flüssigerdgas (LNG) belegt sie mit 2,7 Mrd. US-Dollar Platz 16 der größten Geldgeber im Jahr 2023. Besonders bedeutend war ihre Position zuletzt bei der Finanzierung von Kunden, die Öl- und Gasgeschäfte in der Amazonasregion betreiben: Hier nahm die Deutsche Bank mit 104,4 Mio. US-Dollar im Jahr 2023 einen unrühmlichen 4. Platz ein. Noch stärkere Unterstützung erhielten solche Öl- und Gasfirmen nur von Bank of America, JPMorgan Chase und der Citigroup. 

Hierbei schlägt besonders zu Buche, dass die Deutsche Bank 2023 einen Kredit über 99 Mio. US-Dollar an das peruanische Ölunternehmen Petroperu vergeben hat. Die Deutsche Bank hat sich bereits früher an Krediten für Petroperu beteiligt. Das Unternehmen betreibt Raffinerien, Tankstellen und Pipelines, ist jedoch auch wieder in das Ölfördergeschäft eingestiegen. Zudem strebt Petroperu die Erschließung neuer Ölfelder im Amazonas an, wogegen sich die dort lebenden indigenen Wampis und Achuar vehement wehren.[4]

Die größte Summe hat die Deutsche Bank im Jahr 2023 mit knapp 1,3 Mrd. US-Dollar dem Unternehmen Enbridge zur Verfügung gestellt. Enbridge plant das umstrittene Woodfibre LNG-Projekt[5] und den Bau von Line 3, einer Pipeline, die Ölsande aus Alberta (Kanada) in die USA transportieren soll[6]. Insgesamt ist die Deutsche Bank stark im Midstream-Bereich (Pipelines und Flüssigerdgasterminals) engagiert durch Kredite und Wertpapier-Dienstleistungen für Firmen wie Venture Global, dem laut urgewalds Global Oil and Gas Exit List aktuell größten LNG-Expansionisten. 

Regine Richter, Finanz- und Energie-Campaignerin bei urgewald, kommentiert:
„Deutsche Bank und DZ Bank weisen insgesamt eine schwache Bilanz auf. Während die Deutsche Bank trotz lautstarker Klima-Rhetorik keinen klaren Ausstiegstrend aus Fossilen erkennen lässt, hat die DZ Bank ihr fossiles Engagement sogar deutlich ausgeweitet. Mit solchen Geschäften, etwa im Flüssigerdgas-Sektor, verschärfen Deutsche Bank und DZ Bank die Klimakrise. Vor allem mit Milliardensummen für fossile Expansionisten gefährden sie unsere Klimazukunft. Als Sofortmaßnahme müssen sie sämtliche fossile Expansionsfinanzierung beenden und Finanzgeschäfte mit Kohle, Öl und Gas in naher Zukunft auf null herunterfahren." 


April Merleaux , Research and Policy Manager bei Rainforest Action Network (Co-Autorin), sagt: „Die größte Sorge der Wallstreet ist ihr Profit, unsere Hauptsorge gilt dem Klima und den Menschenrechten. Während die Banken, die vom Klimachaos profitieren, jedes Jahr neue Greenwashing-Märchen erfinden, zeigen unsere Daten, wie viel Geld sie tatsächlich in fossile Brennstoffe stecken. Die neue Methodik unseres Reports deckt bisher unbekannte Details über die Bankenfinanzierung für fossile Brennstoffe auf und gibt Aktivist*innen neue Instrumente an die Hand, um die Banken zu konfrontieren. Unsere Daten zeigen, dass die Finanzierung fossiler Brennstoffe durch Banken nicht annähernd schnell genug zurückgeht. Im Jahr 2023 sind fast 350 Milliarden Dollar an Unternehmen geflossen, die fossile Brennstoffe ausbauen, was mit echten Klimaverpflichtungen unvereinbar ist. In einem Jahr mit Rekordklimaauswirkungen bin ich schockiert, dass die Finanzierung für einzelne fossile Sektoren sogar zugenommen hat. Im Jahr 2023 gab es einen starken Anstieg der Finanzierungen für Unternehmen, die LNG-Terminals und die dazugehörige Infrastruktur entwickeln. Die Banken sollten auf diejenigen hören, die an vorderster Front mit den Folgen konfrontiert sind, und sich aus diesen Projekten zurückziehen."

Gerry Arances, Geschäftsführender Direktor des Center for Energy, Ecology & Development (Co-Autor), sagt: „In den letzten Monaten litten Gemeinden in ganz Südostasien unter gefährlich hohen Temperaturen. Jeder Dollar, der weiterhin in fossile Brennstoffe fließt, ist ein Todesurteil für klimagefährdete Menschen in unserer Region. Südostasien braucht diese massive Gasexpansion nicht, die es an eine fossile Zukunft und zunehmendes Klimachaos zu binden droht. Wir haben mehr als genug Potenzial für erneuerbare Energien, um uns vollständig von der Kohle und allen anderen fossilen Brennstoffen zu lösen. So könnten wir auch resilienter werden. Jeder Dollar, der noch in fossile Brennstoffe fließt, ist ein Hindernis für diesen Übergang. Es sind die historischen CO2-Verschmutzer-Nationen, die die Finanzierung fossiler Brennstoffe weitgehend vorantreiben. Die japanische Regierung zum Beispiel ist über ihre hundertprozentige Tochtergesellschaft Japan Bank for International Cooperation der größte Finanzier der fossilen Gasindustrie in Südostasien. Das muss jetzt aufhören."

Katrin Ganswindt, Leiterin der Finanzrecherche bei urgewald (Co-Autorin), sagt: 
„Während die Welt dringend aus der Kohle aussteigen muss, haben nur 5 Prozent der globalen Kohleunternehmen Ausstiegstermine für ihr Kerngeschäft angekündigt. Und während die in Betrieb befindlichen Öl- und Gasquellen mehr als genug sind, um uns noch bis 2050 mit Energie zu versorgen, erschließen 96 Prozent der Öl- und Gasproduzenten weiterhin neue fossile Anlagen. Banken, die diese fossile Ignoranz finanzieren, sind mitschuldig an der Zerstörung unseres Klimas. Vorreiter wie die Crédit Mutuel oder La Banque postale mit starken Klimarichtlinien weisen den Weg zu einer klimafreundlichen Finanzindustrie."

[1] BankTrack; Center for Energy, Ecology, and Development; Indigenous Environmental Network; Oil Change International; Reclaim Finance; Sierra Club
[2] Am 2. Mai hat urgewald eine Recherche mit Fokus auf die größten Kohle-Banken weltweit veröffentlicht: www.stillbankingoncoal.org. Während hierbei über 600 Banken analysiert wurden, befasst sich „Banking on Climate Chaos" mit fossilen Finanzgeschäften der 60 größten Banken weltweit. Beide Veröffentlichungen bauen aufeinander auf, allerdings gibt es teils methodische Unterschiede. Unter anderem bezieht „Banking on Climate Chaos" bei Kohle-Bergbaufirmen auch Förderer von Kokskohle mit ein.
[3] urgewald hat die Industriedaten für die Recherche bereitgestellt. Basis sind die jährlich aktualisierten Datenbanken „Global Coal Exit List" (GCEL) und „Global Oil and Gas Exit List" (GOGEL).
[4] Vgl. https://amazonwatch.org/de/news/2022/0919-the-risks-of-investing-in-petroperu
[5] Vgl. https://gogel.org/woodfibre-lng
[6] Vgl. https://gogel.org/line-3-pipeline
[7] Unternehmen aus der metallurgischen Kohleindustrie wurden vonden Mitherausgebern des Reports BankTrack und Reclaim Finance recherchiert.
[8] Die im Amazonasgebiet tätigen Unternehmen wurden von der Stand.earth Research Group ermittelt. 

Kontakt: urgewald, Moritz Schröder-Therre | moritz@urgewald.org | www.urgewald.org


Umwelt | Klima, 09.05.2024

     
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