Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Werner Onkens Buch entwirft Grundlinien einer neuen Sozialutopie
In einem neuen, monumentalen Buch erläutert Werner Onken eindringlich das Dilemma des Kapitalismus und zeichnet ideengeschichtlich Lösungen nach.
Seit dem Niedergang des Sowjetimperiums 1989 triumphierte der westliche Kapitalismus als Sieger im Wettkampf der Systeme. In Wirklichkeit war er jedoch nur übriggeblieben. Lösungen der sozialökonomischen, ökologischen und weltpolitischen Probleme bot er nicht. Was weit und breit immer noch fehlt, ist eine neue große Sozialutopie, die über eine bloße Verwaltung des Status quo hinausweist.
Von der Akkumulation und Konzentration in der Wirtschaft zu ihrer Dezentralisierung.

Die große Hoffnung hat sich nicht erfüllt
In diesem Sinne unternimmt Werner Onken einen breit angelegten Versuch, ideengeschichtliche und politische Grundlinien einer neuen Sozialutopie zu entwerfen. Zu Beginn seines Buches erinnert er an die große Hoffnung von Humanisten, Aufklärern und klassisch-liberalen Ökonomen auf die Entwicklung einer egalitären bürgerlichen Gesellschaft mit breit gestreutem Eigentum und monopolfreien Märkten. Die seitdem realisierten Wirtschaftssysteme und sowohl die vorherrschenden wie auch die kritischen ökonomischen Theorien entwickelten sich jedoch allesamt in den Bahnen von marktbeherrschender Kapitalakkumulation und Konzentration in privaten und staatlichen Händen. Die Folgen: Krisen, soziale Ungleichheit, koloniale Expansionen, Kriege, Abstürze von Demokratien in Diktaturen sowie Wachstumszwang und Naturzerstörung. Schlicht übersehen: Die Rolle des Geldes
Onken zeichnet dabei die Entwicklung von einflussreichen ökonomischen Theorien und Ideologien nach. Er zeigt, wie diesen zumeist ein kritischer Blick auf zwei Schlüsselprobleme fehlte. Indem sie nämlich erstens das Geld als ein neutrales Tauschmittel betrachteten, übersahen sie dessen Doppelrolle: als Tauschmittel zum einen und als Mittel zur Ausübung von struktureller wirtschaftlicher und politischer Macht zum anderen. Und sie übersahen zweitens, dass dieses Geldsystem mit seiner automatisch immer größer werdenden Akkumulation und Konzentration von Realkapital zwangsweise zur Ausbeutung unserer natürlichen Lebensgrundlagen führt.
Zwar finden die sozialen und ökologischen Folgen der kapitalistischen Marktwirtschaft viel Beachtung in Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Aber die Grundstruktur dieses Wirtschaftssystem, die auf der Akkumulation von Geld-, Boden- und Realkapital beruht, wird kaum in Frage gestellt. Stattdessen versucht die Politik, die einhergehenden Krisen durch Symptombehandlungen und technologische Innovationen zu bekämpfen.
Ansätze für eine zweite große Transformation
Dabei gibt es im Schatten der großen ökonomischen Theoriegebäude unkonventionelle Denkansätze, die eine Beschränkung des Geldes auf seine dienende Funktion und eine Behandlung der natürlichen Lebensgrundlagen als Gemeinschaftsgüter anstreben. Ihre Vordenker suchten Mittel und Wege zu einer breiten Dezentralisierung des bislang akkumulierten und konzentrierten Geld-, Boden- und Realkapitals. Ihr Ziel war eine zweite große Transformation der kapitalistischen Marktwirtschaft in eine monopolfreie, gerecht geordnete „Marktwirtschaft ohne Kapitalismus", mit einer egalitär-genossenschaftlichen anstelle einer hierarchisch-kapitalgesellschaftlichen Arbeitswelt und mit einer Einebnung der Geschlechterhierarchie.
Wie könnte eine solche „Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" ohne weiteres Wirtschaftswachstum stabilisiert werden? In der Antwort auf diese Frage schließt Onken auch Überlegungen zur europäischen Integration und zu einer Überwindung des Nord-Süd-Gefälles ein. Zuletzt gibt er Hinweise auf offene Forschungsfragen (zum Beispiel Auswirkungen einer Negativzinspolitik), die zur Weiterentwicklung der Denkansätze anregen sollen.
Werner Onken:
Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
Auf der Website des Autors werner-onken.de gibt es eine 17-seitige Zusammenfassung des Buches.
Alrun Vogt ist festes Mitglied der forum-Redaktion
Wirtschaft | Ethisches Wirtschaften, 16.03.2024

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