Getränkeverpackungen:

Weniger Quoten, mehr Pfand!

Getränkeverpackungen stehen auch 2024 auf der politischen Agenda weit oben: Dem Getränkemarkt in Deutschland drohen wegen Vorschlägen aus Brüssel und Berlin tiefgreifende Veränderungen – mit problematischen ökologischen und ökonomischen Folgen. Entsprechend groß sind die Sorgen in der Branche.

© BGVZDie Logistiksysteme für Einweg mit Pfand und Mehrweg in Deutschland schreiben eine gemeinsame ökologische Erfolgsgeschichte: 98,5 Prozent der bepfandeten Einweggetränkeverpackungen werden von den Verbrauchern zurückgebracht. 97,4 Prozent der PET-Flaschen und 99 Prozent der Aluminiumdosen werden recycelt, der Sekundärmaterialgehalt wächst stetig an. Gleichzeitig ist Deutschland mit einem Mehrweganteil von 43,1 Prozent (Stand: 2022) weiter internationaler Spitzenreiter.

Regulierungsvorhaben gefährden Marktstrukturen
Die Erfolge bewahren die Systeme aber nicht vor Regulierung: In Brüssel sind die Verhandlungen um die neue EU-Verpackungsverordnung auf der Zielgeraden. Sie enthält u. a. starre Mehrwegquoten für Letztvertreiber und Hersteller von Getränken. Künftig müsste jeder Händler, der Getränke anbietet, einen fixen Anteil in Mehrweggetränkeverpackungen verkaufen, und jeder Getränkehersteller einen entsprechenden Anteil in Mehrweg abfüllen. Ziel ist, vor allem in den Mitgliedstaaten Mehrwegsysteme zu etablieren, in denen sie bislang nicht existent bzw. kaum im Einsatz sind. Trotz Übererfüllung der EU-Quoten müssten Handel und Hersteller aber auch hierzulande umstellen.

Das Bundesumweltministerium hat wiederum in einem Eckpunktepapier angekündigt, Händler verpflichten zu wollen, einen gewissen Anteil des Getränkesortiments in Mehrweg anbieten und alle Mehrwegflaschen und -kästen zurücknehmen zu müssen.

Aus Verbrauchersicht wirkt das überzeugend: Jede Flasche soll in jeden Automaten passen und sie haben die freie Wahl am Regal. Aus Umweltsicht sind die Vorschläge fragwürdig: Es droht ein rasanter Anstieg des Lkw-Aufkommens und damit verbundener CO2-Emissionen. Auch der Getränkebranche bereiten die Pläne aus Brüssel und Berlin große Sorgen. Getränkehersteller fürchten massive Absatzeinbrüche, wenn große Handelsketten künftig eigene Systeme be- und vertreiben. Der Handel müsste erhebliche bauliche Nachrüstungen an Pfandautomaten und Lagerflächen vornehmen, neue Logistikketten aufbauen und höhere Handling-Kosten einpreisen. Diese Änderungen führen schließlich zu höheren Verbraucherpreisen.

Ökologische Optimierung statt starrer Quoten
Dabei wäre die Lösung denkbar einfach: Statt auf starre Quoten zu setzen, sollte in Deutschland die ökologische Optimierung der Systeme im Vordergrund stehen, etwa durch eine weitere Steigerung des Sekundärmaterialeinsatzes oder eine Stabilisierung von Umlaufhäufigkeiten bei Mehrweg. Regulatorische Zielvorgaben könnten hier den Weg weisen.

In Europa ist dagegen die flächendeckende Einführung von Pfandsystemen der Gamechanger für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft. Das Beispiel Deutschland zeigt: Pfandsysteme schaffen Kreislaufwirtschaft. Als Faustformel für 2024 gilt daher: Weniger Quoten, mehr Pfand.


Umwelt | Ressourcen, 01.03.2024
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik" - Jede Menge gute Nachrichten erschienen.
     
        
Cover des aktuellen Hefts

Save the Ocean

forum 02/2025 ist erschienen

  • Regenerativ
  • Coworkation
  • Klimadiesel
  • Kreislaufwirtschaft
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
30
APR
2025
Franz Alt: Die Solare Weltrevolution - Aufbruch in eine neue Menschheitsepoche
In der Reihe "Mein Klima… in München"
80331 München und online
07
MAI
2025
MakerCamp Genossenschaften 2025
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
14
MAI
2025
Klimaschutz im peruanischen Regenwald
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
29
JUN
2025
Constellations Week 2025 in Südtirol
Inspiration, Klarheit und Empowerment
I-39010 Tisens-Prissian, Südtirol
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Ein Staat kann nicht geführt werden wie ein Unternehmen
Christoph Quarch analysiert die aktuellen Entwicklungen in der US-Regierung
B.A.U.M. Insights
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht.

Jetzt auf forum:

Der Einfluss von Digitalisierung auf nachhaltige Geschäftsmodelle

Wie man die perfekte Wohnung für den Start ins Berufsleben findet

Franziskus - er ruhe in Frieden

Aufruf an alle Bildungsinnovator:innen!

Inspiration, Klarheit und Empowerment

CSRD Monitor 2025

Nachhaltiges Handeln für Region und Ressourceneffizienz

Wir brauchen Religionsführer, die sich für die Schöpfung und den Frieden einsetzen

forum extra, Beilage in der Wirtschaftswoche
  • Kärnten Standortmarketing
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • circulee GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • toom Baumarkt GmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Engagement Global gGmbH