Yelle Lieder

Nachhaltigkeits­innovationen

Einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen

Nachhaltigkeitsinnovationen entstehen, wenn Ideen oder Technologien genutzt werden, um neue Lösungen zu entwickeln, die auf Nachhaltigkeitsziele abzielen. Nachhaltigkeitsinnovationen schaffen umweltfreundliche Alter­nativen und ermöglichen damit neue Lebens- und Handlungsweisen. Sie eröffnen Wege, bei denen die nachhaltige Alternative die leichteste Wahl ist.

Immer mehr Kunden sind bereit einen Aufschlag für Nachhaltigkeit zu zahlen
Entwicklung des Anteils der Kunden, die bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. © KearneyEs ist zu einfach, nicht-nachhaltige Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen stößt heute weniger an Wissensgrenzen als an Defizite in der Umsetzung. Dabei ist der Wille zur Nachhaltigkeit vorhanden. Viele Unternehmen sowie Privatkunden (siehe Abbildung) sind sogar bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Alternativen zu zahlen, sofern diese gleichwertig sind. Genau dort setzen Nachhaltigkeitsinnovationen an. Sie machen Nachhaltigkeit transparenter, unterstützen bei der Entscheidungsfindung und erleichtern nachhaltiges Handeln.

Die richtigen Dinge leichter machen
Nachhaltigkeitsinnovationen müssen jedoch nicht zwangsläufig Green- oder Clean Tech sein. Oftmals sind es kleinere Prozessinnovationen, die Transparenz schaffen und informierte Entscheidungen ermöglichen, wo Nachhaltigkeit zuvor kein Entscheidungskriterium war. Es müssen nicht immer neue Formen der Energieerzeugung oder die Revolution des Mobilitätssektors sein, manchmal kann es sogar genügen, die nicht-nachhaltige Alternative unattraktiver zu machen, etwa indem die Politik Subventionen einstellt, die bisher der einzige Grund für die wirtschaftliche Attraktivität nicht-nachhaltiger Optionen waren (zum Beispiel Dienstwagenprivileg oder Kfz-Pauschalen). Nachhaltigkeit muss nur leichter gehen als nicht-Nachhaltigkeit.

Anreize schaffen
Ein zentraler Erfolgsfaktor von Nachhaltigkeitsinnovationen ist die Schaffung der richtigen Anreize. Ein Anreiz kann sein, eine nachhaltige Bestellung schneller zu bearbeiten, nachhaltige Entscheidungen hervorzuheben und soziale Anerkennung zu stärken, oder durch die Auswahl eines Spendenziels beim Kauf eines nachhaltigen Produkts ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu fördern. Die Liste, der nicht-finanziellen Anreize lässt sich beliebig erweitern. Tesla hat es mit seinem Produkteinstieg vorgemacht, wie sich der Wunsch nach Status mit Aspekten der Nachhaltigkeit vereinbaren lassen. Aber auch Flexibilität, sich nicht festlegen zu müssen, wenn man Dinge leiht, statt sie zu kaufen, kann Menschen und Unternehmen dazu bringen, nachhaltige Alternativen wie selbstverständlich zu bevorzugen.

Ansätze aus der Praxis
Erprobte Beispiele finden sich speziell in der Sharing-Eco­nomy auf Second-Hand-Plattformen, welche bereits auf eine hohe Akzeptanz stoßen (siehe Abbildung 2). Wer heute einen Kinderwagen kaufen möchte, geht dafür oft noch in den „Babyfachmarkt". Dort muss ohne Suchfunktion, Filter und Sortierung aus einer großen Anzahl Optionen gewählt werden. Für das ausgewählte Produkt zahlt man oft eine kleine vierstellige Summe und wartet dann auf die Lieferung. Das Ganze, obwohl man alternativ im Online-Kleinanzeigen-Portal bequem die Suche filtern, sortieren und von der direkten Verfügbarkeit – oft in der Nachbarschaft – profitieren kann. Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb für die zweite Option, weil sie einfacher ist. Dass man dabei etwas Gutes für die Umwelt tut, weil man nicht neu kauft, steht dabei für fast niemanden im Mittelpunkt. Das macht kluge Nachhaltigkeitsinnovationen aus: Neue Verhaltensweisen fühlen sich intuitiv richtig an, ohne dass dabei die Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen muss. Vergleichbare Beispiele reichen von Apps, über die man unkompliziert übrig gebliebene Lebensmittel bei Einzelhändlern abholen kann, bis zu Online-Plattformen, die es einem leicht machen, alte IT-Hardware unkompliziert zu entsorgen und einem sogar noch Geld dafür bieten.

Nachhaltigkeitsinnovationen im Unternehmen
Viele Nachhaltigkeitsinnovationen entstehen in Unternehmen und sind nicht zwingend Bestandteil des Geschäftsmodells. Zum Beispiel können KI-Tools Anomalien in Nachhaltigkeits-Reportings aufdecken und automatisch Verbesserungsvorschläge einbringen. Damit können sich Nachhaltigkeitsexperten und -expertinnen auf das Wesentliche konzentrieren und aktiv zu mehr Nachhaltigkeit beitragen, statt zu viel Zeit für Fehleranalysen in riesigen Tabellen aufzuwenden. Auch ein intelligentes Gebäudemanagementsystem kann nicht nur das Klima steuern, sondern auch den Energieverbrauch massiv reduzieren. Digitale Zwillinge können nicht nur den Status quo abbilden, sondern direkt Verbesserungsvorschläge mitliefern, Maßnahmen simulieren und ökologische Kosten, Nutzen und Abschätzungen erstellen. Bei Nachhaltigkeitsinnovationen geht es oft nur darum, nachhaltige Entscheidungen einfacher zu machen, damit kleine, kreative Ideen große Wirkung entfalten. Diese kleinen, iterativen Schritte sind essenziell, um globale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Nachhaltigkeitsinnovationen ...
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Yelle Lieder ist Informatiker und bei der adesso SE als Berater für Technologie und Nachhaltigkeit tätig. Er unterstützt Kunden bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Nachhaltigkeitsdaten, nachhaltige Prozesse und Systeme sowie Nachhaltigkeitsinnovationen.

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2023 mit dem Schwerpunkt Innovationen & Lösungen - Innovationen und Lösungen für Klima und Umwelt erschienen.



     
        
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  • TÜV SÜD Akademie
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