Wie wirken sich Schiffsabgase auf die Luftqualität in Küstengebieten und Hafenstädten aus?

Forschungsprojekt zu Schiffsabgasen empfiehlt bessere Überwachung von Stickoxid-Grenzwerten und Beschränkungen für weitere Luftschadstoffe

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts SCIPPER gemeinsam mit Partnern aus acht europäischen Ländern Methoden untersucht und getestet, wie Schiffsemissionen an Bord und aus der Ferne erfasst und potenzielle Grenzwertverstöße effizient gemeldet werden können. Mit verbesserten Computermodellen wurde untersucht, wie sich Schiffsabgase auf die Luftqualität in Küstengebieten und Hafenstädten auswirken und welche Folgen mögliche künftige Entwicklungen sowohl bei der Technik als auch bei der Schadstoffregulierung haben könnten. 

© dendoktoor, pixabay.comSCIPPER ist ein gerade abgeschlossenes, von der EU finanziertes Forschungsprojekt zu Schiffsabgasen, an dem das BSH gemeinsam mit 16 weiteren Partnern aus 8 Ländern gearbeitet hat. 

Für den Anteil von Schwefel in den Schiffskraftstoffen gibt es bereits strenge Regeln der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization - IMO). Das MARPOL-Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe regelt unter anderem die Luftverschmutzung durch Seeschiffe. Die Einhaltung der Grenzwerte wird stichprobenartig in den Häfen überprüft. Für eine effiziente Kontrolle werden zusätzlich in einigen europäischen Ländern Fernmessungen mit ortsfesten und mobilen Messstationen sowie Drohnen, Hubschraubern und Flugzeugen durchgeführt. SCIPPER hat diese Fernmessmethoden in fünf Messkampagnen (2 x in Marseille, Hamburg, Kiel-Göteborg und im Ärmelkanal) getestet und verglichen. Eines der Projektziele ist die internationale Vereinheitlichung der Messungen und der daraus resultierenden Warnmeldungen für Verfolgungsbehörden. 

Neben Schwefel wurden weitere Luftschadstoffe und Treibhausgase wie Stickoxide (NOx), Ultrafeinstaub, Ruß und Kohlendioxid untersucht. Für NOx gibt es in Nord- und Ostsee ebenfalls strenge Grenzwerte, diese gelten aber nur für Schiffe, die seit 2021 gebaut werden. Derzeit sind zwar noch nicht viele Schiffe unterwegs, die diese strengen NOx-Grenzwerte einhalten müssen - Schiffe dieser Generation überschritten die Grenzwerte aber zum Teil um mehr als das Doppelte. Eine Schlussfolgerung des Projekts ist deshalb die Empfehlung, NOx-Emissionen unter Einbeziehung von Fernmessungen und Messungen an Bord von Schiffen besser zu überwachen. Außerdem empfiehlt das Projekt, die sehr komplexen NOx-Regelungen zu vereinfachen, um Lücken zu schließen und effizienter zu überwachen. 

Die Computersimulationen zeigen, dass die Einführung weiterer Emissionskontrollgebiete mit strengeren Emissionsgrenzwerten die Luftqualität nachhaltig verbessern kann. Deshalb werden weitere Stickoxid-Emissionskontrollgebiete (NECAs) neben Nordsee und Ostsee und dem Küstengebiet der USA empfohlen. 

Für Ultrafeinstaub- und Rußemissionen von Seeschiffen gibt es derzeit keine Grenzwerte. Die Messungen im SCIPPER Projekt zeigen jedoch, dass feinste Partikel in sehr großen Mengen in die Atmosphäre emittiert werden. Deshalb sollten dem Projekt zufolge dringend überwachbare Emissionsgrenzwerte sowohl für die Partikelanzahl, als auch die Partikelmasse und Ruß festgelegt werden. 

Das Projekt empfiehlt weiterhin die Einführung von Grenzwerten für weitere Luftschadstoffe und Treibhausgase wie Methan, Ammoniak und Lachgas. Computersimulationen zeigen, dass die Emission dieser Stoffe mit dem Einsatz alternativer Kraftstoffe deutlich zunehmen kann. 

Das BSH, eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), ist die maritime Behörde und maritime Ressortforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf fünf Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen. Meereskundliche Untersuchungen, Wracksuche, Seevermessung, Erstellung der amtlichen Seekarten, die Unterstützung des Aus- und Aufbaus der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ von Nordsee und Ostsee gehören ebenso wie Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt zu seinen Aufgaben. Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister für die maritime Wirtschaft unterstützt das BSH diese mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten. In der anwendungsorientierten Forschung arbeitet es an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Wissens zu nachhaltiger Nutzung und Schutz der Meere. Das BSH unterstützt mit seiner Arbeit die Umsetzung der Ziele der Ozeandekade. 

Kontakt: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Susanne Kehrhahn-Eyrich | presse@bsh.de | www.bsh.de

Umwelt | Umweltschutz, 07.03.2023

     
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