Nachhaltigkeit in der Berufsorientierung:
Tipps vom Bildungsexperten Provadis
Berufsorientierung soll Spaß machen und junge Menschen begeistern. Dieser Grundsatz gilt auch, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Wie können Bildungsträger und Unternehmen das „Greening der Berufe" erfolgreich in ihre Berufsorientierungsmaßnahmen einbauen? Der Bildungsexperte Provadis hat mit dem Projekt „BOOM – Berufsorientierung und grüne Jobs mal anders", das Ende Oktober die „Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)" erhielt, Erfahrungen gesammelt, die auch für die Berufsorientierungsarbeit anderer Anbieter aus anderen Branchen hilfreich sind.
![© Provadis](/global/images/cms/Pressemeldungen/2022_11/20210809_152511.png)
Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie dem Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten BOOM-Feriencamps überzeugten die Jury der UNESCO-Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch ein beispielhaftes Engagement für BNE und wurden als innovatives Berufsorientierungsprogramm in der beruflichen Bildung herausgestellt. Umgesetzt wurden die BOOM-Feriencamps von Provadis, Hessens größtem privatem Aus- und Weiterbildungsunternehmen, dem Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) und der Sportjugend Hessen.
5 Tipps für ein erfolgreiches „Greening" in der Berufsorientierung
Wie lässt sich das „Greening" der Berufe nun in Berufsorientierungsprogramme integrieren? Julia Behle, Projektleiterin der BOOM-Feriencamps, hat folgende Empfehlung: „Viele der Erfahrungen, die wir in BOOM gemacht haben, lassen sich auch auf andere Branchen übertragen. Dies gilt insbesondere, wenn es um die Integration von Nachhaltigkeit in Berufsorientierungsprogramme geht. Wir empfehlen Verantwortlichen in Unternehmen und von Bildungsträgern die folgenden fünf Tipps für erfolgreiches Greening in der Berufsorientierung:"
- Vom Allgemeinen und Bekannten zum Speziellen, bzw. Unbekannten kommen
Diese beiden didaktischen Prinzipien gelten auch beim „Greening der Berufe": Um junge Menschen für Nachhaltigkeit im Beruf zu begeistern, ist es sinnvoll, sie zunächst auf ihre eigenen Erfahrungen mit Nachhaltigkeit anzusprechen und sie zum Austausch zu motivieren. Dadurch gelingt es leichter, spezielle berufsspezifische Nachhaltigkeitsaspekte in der Berufsorientierung durch konkretes Handeln zu vermitteln. Zusätzlich können Programmpunkte mit Erlebnischarakter die Gruppendynamik unterstützen.
- Nachhaltigkeitspotentiale in Berufen finden
In jedem Beruf finden sich Nachhaltigkeitsaspekte, die es herauszuarbeiten gilt. Im handwerklichen Bereich sind es beispielsweise Fragen rund um nachhaltige Werkstoffe oder Abfallvermeidung. Einen Schritt weiter gehen innovative Ansätze der Kreislaufwirtschaft. Aber auch das in jeder Branche relevante Thema Lieferketten bietet viele Möglichkeiten, über Nachhaltigkeitsaspekte nachzudenken. Es lohnt sich, in jedem Beruf bis ins Detail hinein Tätigkeiten und Prozessschritte unter „Greening-Gesichtspunkten" zu beleuchten.
- Mit offensichtlich nachhaltigen Berufen beginnen
Unternehmen oder Bildungsträger, die Berufsorientierung für verschiedene Berufsgruppen anbieten, sollten das Thema Nachhaltigkeit in der Berufsorientierung zunächst bei den Berufen thematisieren, in denen Verbindungen am einfachsten herzustellen sind – vom Bereich Lieferketten bis zum Produkt oder der angebotenen Dienstleitung.
- Selbstwirksamkeit und Gestaltungskompetenz herausstellen
Nachhaltige Berufsorientierungsprogramme sollten darauf ausgerichtet sein, die Teilnehmenden dazu anzuregen, mitzudenken und ins Handeln zu kommen. Durch eine erreichte Selbstwirksamkeit können die jungen Menschen erkennen, dass man oftmals auch durch kleine Schritte Veränderungen und Verbesserungen in den Berufen und im Alltag umsetzen kann. Besonders wirkungsvoll aufgrund der erlebten Selbstwirksamkeit sind Workshops, bei denen die Teilnehmenden am Ende etwas selbst Gestaltetes in ihren Alltag mitnehmen können oder bei denen gemeinsam „etwas Bleibendes" vor Ort gebaut oder installiert wird.
- Gute Balance zwischen Theorie und Praxis bieten
Die Erfahrungen im BOOM-Projekt haben gezeigt, dass es wichtig ist, Berufsorientierungsprogramme kognitiv nicht zu überhöhen. Viele schalten bei längeren Vorträgen ab. Empfehlenswert sind daher niederschwellige Angebote, bei denen die Teilnehmenden Spaß haben und schnell ins Handeln gehen können.
Und was bedeutet die Auszeichnung für Provadis und wie geht es weiter?
Dr. Karsten Rudolf, Leiter Bildungs- und Forschungsprojekte erläutert:
„Mit BOOM fügen wir unserem Beitrag zur Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung, die einst mit der Projektreihe ANLIN und hier der Implementierung der Nachhaltigkeit im Bereich der Berufsausbildung (www.nachhaltige-lernorte.de) aus der chemischen Industrie begonnen hatte, einen weiteren Baustein aus der Berufsorientierung hinzu, der ebenso wie bereits ANLIN (für Provadis und unsere Netzwerkpartner) eine UNESCO-Auszeichnung erhalten hat. Das freut uns sehr und ist ein Ansporn für Provadis, dass wir unsere hier gewonnenen Erfahrungen allen Interessierten weitergeben und selbst in unserer Berufsorientierungsarbeit ausbauen. So starten wir bald eine neue Berufsorientierungsreihe für Schülerinnen in Hessen und ein Werkstattprogramm für unsere Partnerschulen, in der Nachhaltigkeit und Digitalisierung in den MINT-Berufen eine zentrale Funktion einnehmen werden."
Kontakt: Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH, Julia Behle | julia.behle@provadis.de | www.provadis.de
Gesellschaft | Bildung, 15.11.2022
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