Umfrage zum Klimaschutz:

Über zwei Drittel der deutschen Beschäftigten fliegen weniger für Geschäftsreisen als vor der Pandemie

78 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen schreiben Unternehmen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Klimakrise zu / Klimaschäden des Flugverkehrs dreimal so groß wie bisher häufig bilanziert / Um geschäftliche Flugreisen zu reduzieren, sehen 69 Prozent Reduktionsziele und klimafreundlichere Reiserichtlinien als zentral an. 

© Joshua Woroniecki, pixabay.comSieben von zehn Geschäftsreisenden in Deutschland haben ihre Flugreisen seit Beginn der Pandemie eingeschränkt. Noch mehr Beschäftigte (75 Prozent) sind der Meinung, dass Unternehmen deutlich mehr tun müssen, um Emissionen aus Geschäftsreisen zu reduzieren. Dies sind einige Kernergebnisse einer aktuellen Umfrage der Kampagne Travel Smart, durchgeführt von Ipsos unter knapp 2.500 Arbeitnehmer:innen in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und Spanien. Darunter fast 1280 Personen, die per Flugzeug Geschäftsreisen unternehmen (mehr zur Methodik, siehe unten).

„Die meisten Beschäftigten sind schon weiter als ihre Unternehmen", sagt Jacob Rohm, Referent für klimafreundliche Mobilität bei der Umweltorganisation Germanwatch. „Geschäftsreisen verursachen rund ein Drittel der abgehenden Flüge in Deutschland, hier sind die Unternehmen in der Verantwortung. Sie sollten sich absolute Emissionslimits und ambitionierte Reduktionsziele setzen. Dazu gehören Reiserichtlinien mit dem Ziel, Geschäftsreisen deutlich zu verringern und - wann immer möglich - auf Flüge ganz zu verzichten, denn diese sind mit Abstand die klimaschädlichste Art zu reisen."

Diese Forderung wird von einer großen Mehrheit der Beschäftigten unterstützt: Knapp drei Viertel der Befragten in allen fünf Ländern sind der Meinung, dass die Verringerung des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens insbesondere durch die Anzahl der Geschäftsflüge zu reduzieren sei (74 Prozent, in Deutschland 72 Prozent). Rohm: „Bei einem Flug sorgen aber nicht nur die CO2-Emissionen für Klimaschäden. Die Nicht-CO2-Effekte etwa durch Kondensstreifen und Rußpartikel sind so groß, dass der aufheizende Effekt insgesamt ungefähr dreimal so hoch ist wie die CO2-Emissionen allein. Unternehmen müssen die Gesamtklimawirkung in ihre Umweltbilanzen aufnehmen, wenn sie kein Greenwashing betreiben wollen."

Auch Verkehrsminister Volker Wissing und Wirtschaftsminister Robert Habeck sind gefordert. „Die Bundesregierung muss sich aktiv für eine Erfassung und Bepreisung der Nicht-CO2-Effekte auf EU-Ebene einsetzen, damit dies endlich für Alle Standard wird." Zu den oft vergessenen Klimaschäden des Flugverkehrs hat Germanwatch gerade ein Kurzpapier veröffentlicht (Link s.u.).

Auch um die Bahn als klimafreundlichste Mobilitätsvariante für Geschäftsreisende attraktiv zu machen, muss die Bundesregierung handeln. „Schnelles und zuverlässiges Internet entlang von Gleisen sollte verpflichtend sein. Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr sollten die Bahnbetreiber jetzt ihre Angebote für neue Verbindungen massiv ausbauen und für besser getaktete Anschlüsse im Nachbarland sorgen", so Rohm.
Die Umfrage wurde von Travel Smart in Auftrag gegeben. Travel Smart ist eine globale Kampagne, die vom europäischen NGO-Dachverband Transport & Environment sowie von Stand.earth in Nordamerika, Asien und Europa geleitet wird und darauf abzielt, die Emissionen von Geschäftsreisen zu reduzieren. Germanwatch ist Mitglied bei Transport & Environment.

Die Umfrage wurde von Ipsos online unter 2.506 Erwachsenen in fünf Ländern - USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien - durchgeführt. Um sich für die Umfrage zu qualifizieren, mussten die Befragten Vollzeit in einem Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeiter:innen beschäftigt und zwischen 18 und 74 Jahre alt sein. Die Stichprobe der Angestellten wurde weiter untergliedert, um bei einigen Fragen nur Geschäftsreisende zu berücksichtigen. Geschäftsreisende in dieser Studie beziehen sich auf diejenigen, die angeben, dass sie vor COVID beruflich geflogen sind oder derzeit beruflich fliegen. Die Stichprobe der Geschäftsreisenden umfasste 1279 Personen.

Aus Deutschland wurden 501 Arbeitnehmer:innen, davon 271 Geschäftsreisende befragt. Die Befragung wurde zwischen dem 6. und 10. Oktober durchgeführt. Eine demografische Gewichtung wurde auf Länderebene vorgenommen. Die Umfrage hat ein Kredibilitätsintervall von plus/minus 2,4 Prozent für alle Befragten, von plus/minus 3,4 Prozent bei den Geschäftsreisenden insgesamt sowie von plus/minus 7,3 Prozent für die Geschäftsreisenden aus Deutschland.

Kontakt: Germanwatch, Stefan Küper | kueper@germanwatch.org | www.germanwatch.org


     
        
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