Klimaresiliente Wälder: Edelkastanie als Antwort auf den Klimawandel

Sie gilt als anpassungsfähig, kommt mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen zurecht.

Viele Wälder leiden bereits unter dem Klimawandel - steigende Temperaturen, Trockenheit und Extremwetter setzen den Bäumen zu. Vielerorts wird nach Möglichkeiten gesucht, um Wälder klimaresilienter zu gestalten. Ein Versuchsaufbau findet sich im Forstamt Soonwald. Dort wurde Kastanien-Saatgut auf drei Versuchsflächen ausgebracht, um zu untersuchen, wie sich unterschiedliche Esskastaniensaaten auf trocken-warmen Standorten entwickeln.

Geduld gefragt: Wie werden sich die Pflanzen entwickeln? Von den Erkenntnissen können künftige Waldbesitzer profitieren, um ihre Wälder klimaresilient zu gestalten. © Ann-Kathrin AlfesDie Edel- oder auch Esskastanie ist in deutschen Wäldern bisweilen eher selten zu finden. Von den Römern einst als Nahrungsmittel nach Mitteleuropa gebracht, erlebt die Kastanie heute allerdings eine Art „Renaissance". Sie ist einer der Hoffnungsträger in klimagebeutelten Wäldern. Denn die Edelkastanie gilt als anpassungsfähig, kommt mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen zurecht. 

Aber unter welchen Bedingungen wächst die Kastanie wie an? Wie entwickeln sich Esskastaniensaaten auf trocken-warmen Standorten?
Um das herauszufinden, hat Ann-Kathrin Alfes, angehende Försterin, für ihre Bachelor-Arbeit gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Forstamt Soonwald einen Versuch gestartet. Das Revier wird von trockenen, warmen Zonen dominiert, der Klimawandel macht sich dort bereits deutlich bemerkbar. Genau die richtigen Voraussetzungen für den Versuchsaufbau von Ann-Kathrin Alfes. 

Anspruchsvolle Flächen
Für den Versuch haben die Forstleute drei Versuchsflächen, die je 30 auf 30 Meter groß sind, angelegt und eingezäunt, um das Saatgut vor Wild zu schützen. Bei der Auswahl der Flächen wurde auf unterschiedliche Standortbedingungen geachtet: 
Zum einen handelt es sich um relativ freies Gelände ohne Überschirmung, das dem Wetter voll ausgesetzt ist, zum zweiten um eine Fläche im Lohrer Wald mit Buchen-Altbeständen, die die jungen Pflanzen vor Wind, Frost und Hitze schützen. Dort sind auch der Nährstoffgehalt und Wasserhaushalt gut. Die dritte Fläche befindet sich im Bereich der Hardt, wo es sehr trocken ist und die Böden steinig sind. 

Saatgut statt Setzlinge
Das Besondere an diesem Versuch: Bei den Kastanien handelt es sich nicht um Setzlinge aus einer Baumschule, sondern um Saatgut unterschiedlicher Herkunft: Es stammt aus dem städtischen Forst in Bad Kreuznach, aus dem Staatswald des Forstamtes Annweiler und aus dem Gemeindewald Oberotterbach und wurde vom Forstlichen Genressourcenzentrum (FOGZ) in Trippstadt und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft zur Verfügung gestellt. 

Aus der Saat von November und Dezember 2021 sind die ersten Kastanienbäumchen gewachsen. © Ann-Kathrin Alfes Je 15 Kilogramm Saatgut wurden im November und Dezember 2021 auf den drei Flächen ausgebracht. „So können wir sehen, wie das Saatgut unter den jeweiligen Bedingungen Wurzeln ausbildet und anwächst", so Alfes. „Wir möchten Erkenntnisse über die Anbauwürdigkeit der Ess-Kastanie auf trockenen Standorten, wie sie im Raum Bad Kreuznach überwiegend vorkommen, erlangen". Diese Erkenntnisse können dann auch für Regionen in Rheinland-Pfalz und Deutschland hilfreich sein, in denen sich das Klima wahrscheinlich in Zukunft in eine wärmere Richtung entwickeln wird. Ein Klima also, wie es gegenwärtig im Raum Bad Kreuznach bereits herrscht. Denn nicht nur dem Bad Kreuznacher Wald machte die Trockenheit in den vergangenen Jahren extrem zu schaffen: Viele Wälder kommen mit der zunehmenden Trockenheit schlecht zurecht, Bäume sind geschwächt und fallen häufig Schädlingen zum Opfer. 

Erste Erkenntnisse
Erste Beobachtungen zeigen: „Das Saatgut hat sich gänzlich unterschiedlich entwickelt. Sowohl innerhalb der Herkünfte als auch auf den Versuchsflächen sind große Unterschiede zu verzeichnen". Auch seien die Ausfälle auf den Versuchsflächen unterschiedlich hoch. Zusätzlich kamen noch Störfaktoren hinzu: wenig Niederschlag und Mäusebefall, was die Entwicklung des Saatgutes ebenfalls stark beeinflusst hat. 

„Generell sind Esskastanien natürlich für Aufforstungen geeignet. Jedoch ist diese Eignung immer abhängig vom jeweiligen Standort, das heißt von Boden-, Wasser-, Licht-, Nährstoff- und Konkurrenzverhältnissen", erklärt Alfes. Aber auch das Klima und die zu erwartenden Niederschläge seien zu betrachten. 
Übertragbar sind die bisherigen Ergebnisse noch nicht. „Es lassen sich lediglich grobe Prognosen für ähnliche Flächen oder Bestände ableiten. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wie sich die Ess-Kastanien auf den unterschiedlichen Standorten unter Beachtung des sich ändernden Klimas entwickeln", blickt die angehende Försterin in die Zukunft. Deshalb werden sich Forstwirte, Studierende oder auch Forschungsanstalten in den nächsten Jahren intensiv mit dem Anwuchserfolg, den Unterschieden zwischen den drei verschiedenen Esskastanien-Herkünften sowie möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die jungen Bäumchen auseinandersetzen. 

Info: Edelkastanienvorkommen in Rheinland-Pfalz (Quelle: Landesforsten RLP)
Die Hälfte aller deutschen Edelkastanienvorkommen befinden sich mit etwa 3000 ha in den südpfälzischen Forstämtern Annweiler und Haardt. Im Bereich Annweiler ist die Edelkastanie auf über 700 ha - vor allem in den Kommunal- und Privatwäldern - bestandsbildend. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Bereich des Ostabfalls des Pfälzerwaldes - der Haardt - oberhalb der Weinberge in Höhenlagen zwischen 200 und 400 Meter über Normal Null.
  

Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH

Umwelt | Naturschutz, 29.10.2022

     
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