Temporeduktion in der Schifffahrt ist wirtschaftlich rentabel

Meeresschützer begrüßen IFAW-Studie

Die Tierschutzorganisation IFAW veröffentlichte heute anlässlich einer Veranstaltung im Europäischen Parlament ihren Bericht "Blue Speeds". Er stellt die Ergebnisse einer neuen wirtschaftliche Analyse des unabhängigen Forschungsinstitutes CE Delft vor. Sie untersuchte die ökonomischen Auswirkungen, wenn alle Schiffe in europäischen Gewässern ihre Geschwindigkeit auf 75 % ihrer Auslegungsgeschwindigkeit drosseln würden. 

© WorldInMyEyes, pixabay.comDas Ergebnis zeigt, dass der wirtschaftliche und soziale Nutzen einer Geschwindigkeitsreduktion auf dem Meer die damit verbundenen Kosten klar überwiegen würde. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung selbst bei einer konservativen Auslegung. 

"Die positiven Auswirkungen langsamer fahrender Schiffe konnten bereits nachgewiesen werden. Die Folgen sind: Eine signifikante Reduktion der Unterwasserlärm- und Treibhausgasemissionen, geringere Luftverschmutzung und ein wesentlich geringeres Risiko für Großwale, mit Schiffen zu kollidieren. Die Ergebnisse dieser Studie zu den ökonomischen Auswirkungen liefern das fehlende Puzzlestück" sagt Nicolas Entrup, Direktor Internationale Beziehungen bei OceanCare. Gleichzeitig spart die Schifffahrtsindustrie Treibstoff; bei den derzeitigen Preisen ein weiterer zu berücksichtigender Faktor. 

Die Unterwasserlärmverschmutzung durch Schiffe schadet einer Vielzahl von Meerestieren. Der gesamte kumulierte Unterwasserlärm in den EU-Gewässern hat sich zwischen 2014 und 2019 mehr als verdoppelt, so der 2021 veröffentlichte Umweltbericht zum europäischen Seeverkehr von der Europäischen Umweltagentur (EUA) und der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA). 

Bislang hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) weder verbindliche Maßnahmen zu einer Reduktion der Schiffsgeschwindigkeit noch zur Verringerung des Unterwasserlärms verabschiedet. Entsprechend wichtig sind deshalb effiziente Maßnahmen auf europäischer Ebene, kommentiert OceanCare die Studienresultate. 

Wie der Bericht des IFAW hervorhebt, müssten Schiffe bei einer Temporeduktion auf 75 % der maximalen Auslegungsgeschwindigkeit je nach Schiffstyp gegenüber der aktuellen Situation nur durchschnittlich 5 bis 10 % langsamer fahren. "Ein relativ geringer Aufwand würde damit einen erheblichen Nutzen erzielen", schlussfolgert OceanCare die Studie. 

Eine verbindliche Geschwindigkeitsreduktion die nach Schiffskategorien und -größen differenziert ist, ermöglicht gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Schifffahrtsunternehmen. Natürlich sollten die bauartbedingten Ausgangsgeschwindigkeiten sorgfältig festgelegt werden. Ausnahmen sollten im Falle technischer Grenzen oder unerwünschter Folgen möglich sein. Der Bericht von CE Delft entkräftet eindeutig das Argument, wonach die zusätzlich notwendige Kapazität an Schiffen, die positiven Umwelteffekte wieder zunichte macht. 

OceanCare fordert die EU-Entscheidungsträger auf, die Schlussfolgerungen des Berichts aufzugreifen und diese vernünftige und wirksame Maßnahme umzusetzen. Dies würde die EU-Mitgliedstaaten auch in die Lage versetzen, das in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) festgelegte Ziel zu erreichen, Unterwasserlärm auf ein akzeptables Maß zu verringern. 

Details zur Studie: Die wichtigsten Ergebnisse des Berichtes "BLUE SPEEDS FOR SHIPPING" in Auftrag gegeben vom IFAW, erstellt von CE Delft, Juli 2022.
  • Die Ergebnisse beziehen sich auf die Umsetzung der vorgeschlagenen Geschwindigkeitsreduktion seitens aller Schiffe, die einen Hafen des Europäischen Wirtschaftsraumes (EEA) anfahren und verlassen. Die durchgeführten Kalkulationen beinhalten einen berechneten Zuwachs von 1,7% der Schifffahrtsflotte (197 zusätzliche Schiffe), um den Anforderungen an die Lieferwege zu erfüllen. 
  • Eine Drosselung der Fahrtgeschwindigkeit auf 75% der Auslegungsgeschwindigkeit der Schiffe führt zu einer etwaigen Reduktion des Unterwasserlärmeintrages um 25%. Das Risiko einer Schiffskollision mit Walen würde um 23% gesenkt werden. Die Nettoeinsparung beim Treibstoffverbrauch, der CO2 Emissionen und Luftschadstoffe beliefe sich auf 8%. 
  • Monetäre Einsparungen: je nach Treibstoffkosten, auf zwischen 3,4 und 4,5 Milliarden € pro Jahr. Berücksichtigt man, dass die Studienergebnisse auf den Datensatz von 2018 aufbauen, so wird das Einsparungspotential gemäß den aktuellen Treibstoffpreisen weit höher liegen. Die Kalkulation beinhaltet nicht Kosten für die notwendigen logistischen Anpassungen. 
  • Schifffahrtskategorien bei denen die durchschnittliche Reduktion der Fahrtgeschwindigkeit gegenüber den aktuellen Werten am meisten betroffen wären: mittelgroße Tanker, die Chemikalien transportieren, große Containerschiffe, kleine universelle Handelsschiffe und Schiffe mit temperierten Containern.


Kontakt:  OceanCare, Ilka Franzmann | ifranzmann@oceancare.org | www.oceancare.org

Technik | Mobilität & Transport, 25.10.2022

     
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