137 NGOs aus aller Welt fordern ein Importverbot von Jagdtrophäen

"Die Trophäenjagd gehört zu den schlimmsten Formen der Ausbeutung von Wildtieren und ist weder ethisch vertretbar noch nachhaltig"

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In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich 137 Natur- und Tierschutzorganisationen aus der ganzen Welt, darunter 45 NGOs aus afrikanischen Ländern, gegen die Trophäenjagd aus und fordern von der Politik, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten.

Die Trophäenjagd behindert nicht nur die Erhaltungsbemühungen bei minimalen wirtschaftlichen Vorteilen, sondern wirft auch ethische und tierschutzrechtliche Bedenken auf. © Ru1Schoeman, pixabay.comDr. Mona Schweizer von Pro Wildlife sagt: "Die Trophäenjagd gehört zu den schlimmsten Formen der Ausbeutung von Wildtieren und ist weder ethisch vertretbar noch nachhaltig. Angesichts des vom Menschen verursachten globalen Massenaussterbens ist es inakzeptabel, dass die Ausbeutung von Wildtieren nur für den Erwerb einer Jagdtrophäe immer noch erlaubt ist und dass Trophäen weiterhin legal importiert werden können. Es ist höchste Zeit, dass Regierungen diese schädliche Praxis beenden."

Zwischen 2014 und 2018 wurden weltweit fast 125.000 Trophäen von CITES-geschützten Arten eingeführt, wobei die USA und die EU die größten Importeure sind.

Die Trophäenjagd kann sich nachteilig auf das Überleben von Arten auswirken und Erhaltungsmaßnahmen untergraben. Trophäenjäger*innen haben es oft auf seltene und gefährdete Arten oder auf Tiere mit beeindruckenden körperlichen Merkmalen abgesehen und schießen Individuen, die für die Fortpflanzung und die Stabilisierung sozialer Gefüge wichtig sind. Indem sie auf solche Tiere zielen, tragen Trophäenjäger*innen direkt und indirekt zum Rückgang der Populationen, zur Störung der Sozialstruktur und zur Verringerung der Widerstandsfähigkeit bei. Zusätzlich steigert die Jagdindustrie die Nachfrage nach Körperteilen und Produkten gefährdeter Arten durch das Setzen von Anreizen für deren Tötung durch Prämiensysteme und andere Aktionen.

Darüber hinaus ist der Abschuss von Tieren geschützter und gefährdeter Arten oft ein Privileg ausländischer Jäger*innen, während der Zugang zu Wildtieren und Land für Einheimische oft eingeschränkt wird. Die Entmündigung lokaler Gemeinschaften in Verbindung mit den sozial destabilisierenden Auswirkungen der Trophäenjagd kann Konflikte zwischen Menschen und Tieren eher verstärken als sie abzumildern. Diese Situationen werden zusätzlich verschärft, weil die Trophäenjagdindustrie den lokalen Gemeinschaften keinen nennenswerten wirtschaftlichen Nutzen bringt - ganz im Gegensatz zu dem, was die Befürworter der Trophäenjagd kolportieren. Da die meisten Jagden auf Privatland stattfinden und der Jagdsektor von Korruption geplagt ist, landen die Einnahmen aus der Trophäenjagd in der Regel in den Taschen der Jagdveranstalter*innen, privaten Farmbesitzer*innen und lokalen Eliten.

Dr. Mark Jones, Leiter der Abteilung Politik bei der Born Free Foundation, kommentiert: "Die Trophäenjagd verursacht unermessliches Tierleid, während sie wenig oder gar nichts für die Erhaltung der Wildtiere oder die lokalen Gemeinschaften bewirkt. Tatsächlich entnehmen Trophäenjäger*innen in vielen Fällen wichtige Einzeltiere aus instabilen Populationen und schädigen damit deren soziale und genetische Integrität. Es ist an der Zeit, der Trophäenjagd ein dauerhaftes Ende zu setzen und gleichzeitig nach alternativen, effektiveren und humaneren Wegen zu suchen, um den Schutz von Wildtieren und die Entwicklung lokaler Gemeinschaften zu finanzieren."

Die Trophäenjagd behindert nicht nur die Erhaltungsbemühungen bei minimalen wirtschaftlichen Vorteilen, sondern wirft auch ethische und tierschutzrechtliche Bedenken auf. Das Abschießen von Tieren zum Spaß, nur um eine Trophäe als Statussymbol zu erhalten, ist ethisch nicht zu rechtfertigen, missachtet intrinsischen Wert der Tiere, indem sie zu einer Ware degradiert werden, und hängt ihnen ein tödliches "Preisschild" um, das den Betrag widerspiegelt, den ausländische Jäger*innen bereit sind, für den Abschuss zu bezahlen. Darüber hinaus verwenden Trophäenjäger*innen häufig Jagdmethoden, die das Leiden der Tiere noch verstärken, wie die Verwendung von Pfeil und Bogen, Vorderladern, Handfeuerwaffen oder Hunden, die die Tiere stundenlang bis zur Erschöpfung jagen.

"Wirtschaftlicher Nutzen - der in der Trophäenjagdindustrie bestenfalls minimal ist - ist keine Entschuldigung dafür, das unmenschliche Töten von Tieren zu Unterhaltungszwecken zuzulassen oder die oft irreversiblen biologischen und ökologischen Schäden zu kompensieren, die geschützten Arten dadurch zugefügt werden, wenn es alternative, lukrativere Einnahmequellen für Entwicklungs- und Erhaltungsmaßnahmen gibt", sagt Dr. Joanna Swabe, Direktorin für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Humane Society International/Europe. "Als weltweit größte Importeure von Jagdtrophäen haben die USA und die EU die moralische Verpflichtung, diese schädliche Industrie nicht länger durch die Einfuhr von Jagdtrophäen zu unterstützen und eine Politik zu betreiben, die ethische Formen der Entwicklungshilfe, des Tourismus und der Industrie fördert", fügt Swabe hinzu.

In vielen Ländern der Welt lehnen die Bürger*innen die Trophäenjagd und die Einfuhr von Jagdtrophäen ab. Umfragen in der EU, der Schweiz und den USA bestätigen, dass zwischen 75 und 96 Prozent der Befragten die Trophäenjagd ablehnen und ein Einfuhrverbot für Trophäen befürworten. In Südafrika, dem größten afrikanischen Exporteur von Jagdtrophäen geschützter Arten, lehnt eine Mehrheit von 64 Prozent die Trophäenjagd ab.

"Da die unethische Praxis der Trophäenjagd dem Artenschutz und der Wirtschaft seit Jahrzehnten schadet, ist ein Politikwechsel längst überfällig. Gemeinsam mit einer vereinten Stimme von 137 Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt fordern wir die Regierungen auf, Verantwortung für den Schutz der Arten und der biologischen Vielfalt zu übernehmen und die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten", schließt Reineke Hameleers, CEO der Eurogroup of Animals.


Kontakt: Pro Wildlife, Dr Mona Schweizer | mona.schweizer@prowildlife.de | www.prowildlife.de

Gesellschaft | Politik, 07.07.2022

     
        
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