Ein Jahr neues Klimaschutzgesetz – eine Bilanz der weltweiten Anstrengungen
Der aktuelle Kommentar von Mathias Lelievre
Wenn wir über das vergangene Jahr nachdenken, wird deutlich, dass die Welt immer noch nicht die notwendigen Schritte unternimmt, um den Klimawandel abzumildern, geschweige denn zu stoppen.
Der IPCC hat im Laufe des Jahres 2021 bis ins Jahr 2022 drei Berichte veröffentlicht, die eindeutig zeigten, dass wir alle unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten müssen. Erst vor kurzem veröffentlichte der IPCC seine bisher schärfste Warnung: Wir erreichen bald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Die bestehenden Ziele müssen als Reaktion erheblich verschärft werden, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.
Zum einjährigen Bestehen des neuen Klimaschutzgesetzes ist es wichtig, Bilanz zu ziehen, wo wir als Land zum Thema Nachhaltigkeit stehen. Doch auch wenn das Klimaschutzgesetz den Anlass bietet, sollten wir nicht vergessen, dass der Kampf gegen den Klimawandel auch den Rest des Jahres stattfindet. Wir haben immer noch eine Chance, den Kampf zu gewinnen, aber die Zeit ist JETZT.
Mathias Lelievre leitet als Chief Executive Officer das Unternehmen ENGIE Impact, das Nachhaltigkeitslösungen und -dienstleistungen für Unternehmen, Städte und Regierungen anbietet.
Der IPCC hat im Laufe des Jahres 2021 bis ins Jahr 2022 drei Berichte veröffentlicht, die eindeutig zeigten, dass wir alle unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten müssen. Erst vor kurzem veröffentlichte der IPCC seine bisher schärfste Warnung: Wir erreichen bald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Die bestehenden Ziele müssen als Reaktion erheblich verschärft werden, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.
Die wichtigen Schritte nicht ignorieren
2021 war ein wichtiges Jahr
für den Klimaschutz. Neben der zunehmenden öffentlichen Empörung über
den Klimawandel hat auch der lang erwartete COP26-Gipfel im Jahr 2021
den Nerv der Öffentlichkeit getroffen –
wobei die von den Staats- und
Regierungschefs eingegangenen Verpflichtungen als „nicht weit genug
gehend" kritisiert wurden. Es wäre jedoch nachlässig, die wichtigen
Schritte zu ignorieren, die die internationalen Staats- und
Regierungschefs unternommen haben, um unser gemeinsames Ziel zu
erreichen, die Erwärmung des Planeten unter 1,5 °C zu halten. So haben
153 Länder bestehende Emissionsziele verschärft oder neue festgelegt;
137 Länder haben sich verpflichtet, die Entwaldung bis 2030 zu beenden,
und mehr als 100 Länder haben sich verpflichtet, die Methanemissionen
bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Zwar sind weitere Maßnahmen
erforderlich, doch die in Glasgow geleistete Arbeit hat das 1,5°C-Ziel
am Leben erhalten.
Vor einem Jahr hat die Bundesregierung bereits
durch die Änderung des Klimaschutzgesetzes die Klimaschutzvorgaben
verschärft. Darin legte sie eine Treibhausgasneutralität bis 2045 fest.
Laut den darin festgelegten Meilensteinen sollen die Emissionen bis 2030
um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.
Die Herausforderungen und Chancen für Unternehmen
Auf politischer Ebene wurden weltweit Initiativen ins Leben gerufen – „Race to zero" der united Nations oder auch die Nationale Klimainitiative in Deutschland. Gleichzeitig müssen die Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der schnellstmöglichen Dekarbonisierung spielen, um die globale Erwärmung zu verhindern und relevant zu bleiben. Viele Unternehmen stellen sich bereits dieser Herausforderung.
Auf politischer Ebene wurden weltweit Initiativen ins Leben gerufen – „Race to zero" der united Nations oder auch die Nationale Klimainitiative in Deutschland. Gleichzeitig müssen die Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der schnellstmöglichen Dekarbonisierung spielen, um die globale Erwärmung zu verhindern und relevant zu bleiben. Viele Unternehmen stellen sich bereits dieser Herausforderung.
Obwohl mehr
als 1.000 Unternehmen, darunter 82 Global Fortune 500-Unternehmen, Net
Zero-Ziele angekündigt haben, reicht das Setzen ehrgeiziger Ziele bei
weitem nicht aus, um eine sinnvolle Nachhaltigkeitstransformation und
eine erhebliche Reduzierung der globalen Emissionen zu erreichen. Es
gibt eine große Bewegung bei der Festlegung von Zielen, aber das
Erreichen von Netto-Null bedeutet eine Transformationsreise, die weit
über die schrittweisen Veränderungen hinausgeht, an die die meisten
Unternehmen gewöhnt sind.
Während im Rahmen dieser Initiativen viele
Unternehmen ihre Klimaziele bekannt gegeben haben, zeigen Studien wie
der Net Zero Tracker und der Net Zero Report, dass wenige bis gar keine
Details zum Erreichen dieser Ziele veröffentlicht wurden. Der Mangel an
Planung und Voraussicht ist dabei nicht automatisch ein Ausdruck ihrer
Einstellung zum Klimawandel. Es verdeutlicht auch die Komplexität und
Schwierigkeit, bestehende System zu überarbeiten. Es ist zweifellos eine
große Herausforderung, aber die Unternehmen dürfen nicht den Kopf in den
Sand stecken. Technologien, Fertigkeiten und Wissen im Bereich der
Nachhaltigkeit sind verfügbar und entwickeln sich rasch weiter – es
liegt im besten Interesse der Unternehmen, sie zu übernehmen und den
Klimawandel frontal anzugehen.
Es braucht mehr als Vorschriften
Um Unternehmen zu ermutigen, wirksame Strategien zur Dekarbonisierung zu entwerfen und umzusetzen, muss weitergedacht werden, als Unternehmen nur durch staatliche Vorschriften zu Veränderungen zu zwingen. Immer mehr Länder drängen nämlich Unternehmen dazu, ihre klimabezogenen Risiken nicht mehr nur auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend zu berichten. Der regulatorische Druck nimmt weiter zu.
Um Unternehmen zu ermutigen, wirksame Strategien zur Dekarbonisierung zu entwerfen und umzusetzen, muss weitergedacht werden, als Unternehmen nur durch staatliche Vorschriften zu Veränderungen zu zwingen. Immer mehr Länder drängen nämlich Unternehmen dazu, ihre klimabezogenen Risiken nicht mehr nur auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend zu berichten. Der regulatorische Druck nimmt weiter zu.
Neue
Vorschriften sind zwar wichtig, doch kein Allheilmittel. Die Unternehmen
müssen den enormen Wert der Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken
erkennen. Letztlich liegt es in ihrem eigenen Interesse, in den Umstieg
auf Nachhaltigkeit zu investieren. Diejenigen Unternehmen, die sich für
die Nachhaltigkeitstransformation engagieren, werden ihr Endergebnis
verbessern, da sie ihre Kosten senken, indem sie weniger verbrauchen,
neue Einnahmequellen erschließen, die besten Talente halten und
anziehen, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten
verschaffen, die Kundentreue erhöhen, sich durch günstigeres Kapital
finanzieren usw. Und obendrein werden sie dazu beitragen, die
Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Ein Blick zurück ... und nach vorn
Immer
mehr der weltweit größten Unternehmen kündigen ehrgeizige
Netto-Null-Ziele an und investieren in ihre
Nachhaltigkeitstransformation. Es wird nicht einfach sein, die dort
festgelegten Ziele zu erreichen, aber die gute Nachricht ist, dass
Investitionen in die Nachhaltigkeit günstiger geworden sind. Zum
Beispiel gibt es Fortschritte bei den digitalen Plattformen für
Nachhaltigkeit , die einen nahtlosen Wandel auf Unternehmensebene
ermöglichen. Unternehmen können hierbei Daten nutzen, um genau zu
simulieren, wie viel Kohlenstoff sie durch die Implementierung neuer
interner Prozesse einsparen können, was Zeit spart und es den
Unternehmen ermöglicht, ihre Reise zu Net Zero zu beschleunigen. Zum einjährigen Bestehen des neuen Klimaschutzgesetzes ist es wichtig, Bilanz zu ziehen, wo wir als Land zum Thema Nachhaltigkeit stehen. Doch auch wenn das Klimaschutzgesetz den Anlass bietet, sollten wir nicht vergessen, dass der Kampf gegen den Klimawandel auch den Rest des Jahres stattfindet. Wir haben immer noch eine Chance, den Kampf zu gewinnen, aber die Zeit ist JETZT.
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