Holz ja – aber nicht um jeden Preis!
Der aktuelle Kommentar von Christine Lemaitre
Die Frage nach Klimaschutz drängt auch im Bausektor. Holz speichert Kohlenstoff und gilt deshalb als Trendbaustoff. Nicht zuletzt die Holzknappheit 2021 zeigt jedoch, dass die Branche nicht auf einen einzigen Baustoff setzen sollte. Darin liegt aber auch eine große Chance. Denn er weitet den Blick auf eine Handvoll Baustoffalternativen und Bauweisen, die sich auf das besinnen, was ein Material wirklich leisten kann.
![Holz ist vielen anderen Baustoffen überlegen. © analogicus, pixabay.com](/global/images/cms/Symbolbild/baumstmme-5151723-analogicus-pixabay.png)
Holz als Klimaretter?
Da kommt der Baustoff Holz genau richtig. Denn Bäume speichern im Laufe ihres Lebens eine ganze Menge Kohlenstoff und reduzieren damit Treibhausgase in der Luft. Wird er als Baustoff eingesetzt, kann die gespeicherte Menge vom CO2-Fußabdruck des Gebäudes abgezogen werden – man spricht deshalb auch von einer CO2-Senke. Schaut man sich daneben die CO2-Emissionen von anderen Materialien wie beispielsweise Stahlbeton an, wird die klimafreundliche Wirkung von Holz noch deutlicher. Da erkennt sogar ein Laie, dass Holz gut fürs Klima ist. Das ist die Lösung für die Baubranche. Oder?
Der differenzierte Blick des nachhaltigen Bauens
Ganz so einfach ist es leider nicht. Als Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen plädieren wir für einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz, der auf ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekten gründet und konsequent den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden berücksichtigt. Dieser Ansatz geht aus einem differenzierten Blick hervor und stellt einige Bedingungen an den Baustoff Holz – ein kleiner Auszug:
![Wie vielfältig Gebäude aus Baustoffalternativen sein können, zeigt der Alnatura Campus mit Stampflehmfassade, der den DNP im Jahr 2019 gewinnt. © Roland Halbe](/global/images/cms/Pressemeldungen/2022_04/csm_deutscher-nachhaltigkeitspreis-duesseldorf-nominierte-architektur-alnatura_6071a23f5c.png)
![Das Holzhaus Leipzig-Lindenau überträgt städtische Detaillösungen auf den Holzbau und macht ihn zum urbanen Thema. Das würdigt der DNP 2019 mit einer Nominierung. © Peter Eichler](/global/images/cms/Pressemeldungen/2022_04/csm_deutscher-nachhaltigkeitspreis-duesseldorf-nominierte-architektur-z8_3e4e680b9a.png)
Offen für die Vielfalt: Materialgerecht planen und bauen
Mein Appell lautet, sich differenziert mit der Materialwahl auseinanderzusetzen. Wer das tut, stellt die Zielsetzung vor die Baustoffwahl und öffnet sich damit für alle Baustoffalternativen, die ein nachhaltiges Ergebnis zum Ziel haben. Das führt dazu, die Vorteile unterschiedlicher Werkstoffe zu kombinieren und Materialien standort-, klima- und funktionsabhängig auszuwählen. Wie unterschiedliche Baustoffe und Bauweisen in der Planung simuliert werden können, um zu einem guten, einfachen Ergebnis zu gelangen, zeigt der diesjährige Preisträger des „Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur" mit dem Titel „Einfach Bauen". Fällt nach einem Prozess des Abwägens die Wahl am Ende auf den Baustoff Holz: Dann bitte gerne!
![Christine Lemaitre. © DGNB](/global/images/cms/Portraits/christine-lemaitre.png)
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