BIOFACH 2025

Chancen des E-Bike-Booms

Studierende der Frankfurt UAS erarbeiten gemeinsam mit dem Fahrrad-Hersteller Diamant Handlungsempfehlungen für die Elektrofahrrad-Branche

Der stationäre Fachhandel ist der wichtigste Informations- und Kaufkanal für E-Bikes[1]. Käufer/-innen legen bei der Wahl des E-Bikes insbesondere Wert auf die Reichweite, die Ausstattung sowie das Gewicht, wohingegen Lieferzeiten, Fahrmodi oder das Display eine untergeordnete Rolle spielen. Insbesondere der Tourismus in bergigen Regionen kann vom E-Bike-Boom profitieren. Das sind einige der Ergebnisse, zu denen Studierende des dualen Bachelor-Studiengangs Luftverkehrsmanagement der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) im Wintersemester 2021/22 kamen. Im Zuge eines Praxisfallprojekts, das in Kooperation mit dem Fahrrad-Hersteller Diamant durchgeführt wurde, ermittelten die Studierenden, welche Informationen Kundinnen und Kunden für den Kauf eines E-Bikes benötigen, was die Kauf- und Nutzungsgründe für ein E-Bike sind und was der Boom für den Tourismus bedeutet. 

Auch für Urlaubsreisen werden E-Bikes zunehmend attraktiver, so das Ergebnis der Befragung. Insbesondere in bergigen Regionen können Reiseveranstalter, Hotels sowie Fahrradverleihe vom E-Bike-Boom der vergangenen Jahre profitieren. © UdoBehrendt, pixabay.com„Die 22 Studierenden des fünften Semesters im dualen Studiengang Luftverkehrsmanagement beschäftigten sich in einem Praxisfallprojekt mit den Auswirkungen des E-Bike-Booms und analysierten den Markt und erarbeiteten Handlungsempfehlungen", erklärt Prof. Dr. Kerstin Wegener, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit besonderem Schwerpunkt Tourismusmanagement. Sie begleitete das Praxisfallprojekt im Wintersemester 2021/22. „Im Zuge von Praxisfallprojekten beschäftigen sich die Studierenden mit diversen Themenstellungen aus der Praxis, erwerben bzw. vertiefen auf diese Weise wichtige fachliche, methodische und soziale Kompetenzen für den Berufseinstieg und knüpfen gleichzeitig enge Kontakte in die Wirtschaft."   

„Unsere Kooperationspartner erhalten in der Zusammenarbeit wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu Fragestellungen in ihrem Unternehmen und zudem wertvolle Kontakte zur nachwachsenden Generation, den künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit ihren generationsspezifischen Sichtweisen und Lösungsideen", ergänzt Astrid Kramer, Leiterin Stabsstelle Hochschulförderung der Frankfurt UAS, die diese Kooperation vermittelte. 
 
„Für uns ergeben sich spannende Einsichten, die wir so nicht auf dem Schirm hatten. Das Projekt macht es uns möglich, tiefer ins Detail zu gehen als üblich. Gleichzeitig freut es uns, mit dieser Kooperation ganz allgemein das Wissen über E-Bikes und Fahrräder zu stärken. Wir glauben an eine bessere Welt durch mehr Bewegung. Das fängt mit Einsicht an", sagt Thomas Eichentopf, Brand Manager von Diamant. 
 
Informationen rund um den E-Bike-Kauf
Um Informationen rund um den E-Bike-Kauf zu sammeln, führten die Studierenden – neben mehreren Experteninterviews – eine Online-Befragung durch. An dieser beteiligten sich insgesamt 1.367 E-Bike-Besitzer/-innen sowie Personen, die den Kauf eines E-Bikes planen. Als entscheidend für die Kauf- und Nutzungsgründe gaben rund 85 % der Teilnehmenden an, dass sie besonderen Wert auf die Reichweite des Rads legen. 76 % der Befragten antworteten zudem, dass sie insbesondere auf die Ausstattung (Federung, Schaltung, etc.) des E-Bikes achten; 67 % der Teilnehmenden priorisierten zudem die Gewichtsangabe. Käufer/-innen und Kauf-Interessierte lassen sich, so das Ergebnis der Befragung, im Fachhandel beraten, lesen Tests sowie Erfahrungsberichte und besuchen die Webseite einzelner Hersteller. 76 % der E-Bike-Besitzer/-innen berichteten, darüber hinaus den stationären Fachhandel zur Kaufberatung aufgesucht zu haben. Als Entscheidungshilfen vor Ort dienten vor allem Probefahrten, die haptische Wahrnehmung des Rads sowie die Besonderheiten einzelner Modelle. Speziell jüngere Teilnehmende wickelten aber den Kauf vermehrt im Online-Handel ab. Sie begründeten dies durch einen Preisvorteil, die Lieferung nach Hause sowie die zeitliche Flexibilität des Kaufs. Basierend auf diesen Ergebnissen entwickelten die Studierenden Handlungsempfehlungen für den E-Bike-Handel: Online-Präsenzen müssten, so die Studierenden, für die jüngere Zielgruppe ausgebaut werden. Für den stationären Fachhandel empfehlen sie, zudem das Angebot längerer Probefahrten sowie die Kaufberatung weiter auszubauen. 
 
Kauf und Nutzungsgründe 
Die Anforderungen an ein E-Bike sowie die hiermit verbundenen Kaufgründe sind entscheidend für Strategien, um den mobilen Wandel zu fördern. Oft bleibt die Frage: Wann wird ein/-e Nicht-Fahrer/-in denn nun wirklich zum/zur Fahrer/-in, also was ist der ausschlaggebende Punkt? Die Studierenden befassten sich daher mit den Fragestellungen, warum E-Bikes gekauft und gefahren werden und wie jemand zur Radfahrerin bzw. zum Radfahrer wird. Dafür definierten sie zwei große Kundengruppen – private sowie gewerbliche Nutzer/-innen. Während gewerbliche Nutzer/-innen das E-Bike eher im Rahmen von finanziellen Unterstützungsprogrammen sowie zur Erfüllung von CO2-Emissionszielen verwenden, entscheiden sich private Nutzer/-innen bspw. aufgrund eines starken Umwelt- und Gesundheitsbewusstseins sowie aufgrund von finanziellen Unterstützungsprogrammen und der weiterhin anhalten Corona-Pandemie für den Wechsel auf das E-Bike. Die Teilnehmenden der Befragung gaben zudem an, dass nachhaltigere Batterien (25 %), mehr und besser ausgebaute Radwege (26 %) sowie geringere Anschaffungskosten (25 %) erforderlich seien, um andere Verkehrsmittel künftig durch das E-Bike zu ersetzen. Die Studierenden entwickelten verschiedene Personas, die in der E-Bike-Vermarktung und in der Produktentwicklung gezielt adressiert werden können. Dies sind Seniorinnen und Senioren, Pendler/-innen, Abenteurer/-innen, Familien sowie sogenannte Performer/-innen. Gewerblich werde das E-Bike bspw. von Lieferdienstleistern genutzt. Die Studierenden empfehlen eine größere Produktdifferenzierung bei höherpreisigen E-Bike-Modellen sowie ein Angebot von niedrigpreisigen Produkten zur Gewinnung neuer Kundengruppen. Gleichzeitig solle, so eine weitere Handlungsempfehlung, vermehrt auf Gewicht, Reichweite, einfacheres Handling sowie eine selbsterklärende Bedienung bei der Entwicklung neuer E-Bike-Modelle geachtet werden. Um die Attraktivität von E-Bikes zu steigern, schlagen die Studierenden zudem Kooperationen von E-Bike-Herstellern mit gewerblich Nutzenden vor. 
 
Der E-Bike-Boom und seine Bedeutung für den Tourismus 
Auch für Urlaubsreisen werden E-Bikes zunehmend attraktiver, so das Ergebnis der Befragung. Insbesondere in bergigen Regionen können Reiseveranstalter, Hotels sowie Fahrradverleihe vom E-Bike-Boom der vergangenen Jahre profitieren, denn 71 % der Befragten gaben an, Interesse an einer Reise mit dem E-Bike zu haben. 51 % der Befragungs-Teilnehmenden würden hierfür ein E-Bike vor Ort mieten. Vor allem mit zunehmendem Alter werde die Nutzung eines E-Bikes im Urlaub deutlich attraktiver. Touristinnen und Touristen ab 50 Jahren würden, so ein weiteres Ergebnis, zudem stärker dazu tendieren, ihr eigenes E-Bike mit an den Urlaubsort zu nehmen. Zwar gäbe es keine wesentliche Veränderung hinsichtlich des Reisezeitraums, jedoch zeigten die Teilnehmenden der Befragung eine leichte Tendenz zu längerem und häufigerem Reisen mit einer optimalen Reisedauer von vier bis sieben Tagen. Nicht nur das Naturerlebnis, sondern auch das Gesundheitsbewusstsein seien die wichtigsten Gründe für die Reisenden, auf das E-Bike zurückzugreifen. Durch das Befahren von unerschlossenen Regionen und Wegen, die bspw. nicht für E-Bikes ausgelegt sind, gebe es jedoch auch Interessenskonflikte mit dem Naturschutz, der Landwirtschaft sowie Wandernden. Die Studierenden kommen aufgrund der Befragung zu dem Ergebnis, dass für die Hotellerie, Radverleihe sowie die allgemeine Infrastruktur große Chancen im Hinblick auf den E-Bike-Boom bestehen. Sie empfehlen bspw. Kooperationen mit Initiativen wie „Bett+Bike", das Angebot individueller und geführter Radpauschalreisen, eine fahrradfreundliche Gastronomie mit sicheren Abstellplätzen und dem Ausbau von Ladestationen sowie ein größeres Angebot von Fahrradverleihen in der Reiseregion.  
 
Kontakt Praxisfallprojekt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Kerstin Wegener | kwegener@fb3.fra-uas.de
Kontakt Hochschulkooperationen: Frankfurt UAS, Astrid Kramer, Leiterin Hochschulförderung | kramer@hsf.fra-uas.de | www.frankfurt-university.de 
 
Weitere Informationen zum dualen Bachelorstudiengang Luftverkehrsmanagement unter www.frankfurt-university.de/ba-lvm
 
Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS): 
Die Frankfurt University of Applied Sciences zeichnet sich durch angewandte Wissenschaft, hohe Internationalität und gelebte Vielfalt aus. Fragen aus der Praxis erhalten wissenschaftlich fundierte Antworten, und Forschungsergebnisse finden einen direkten Weg in die Gesellschaft. Durch Partnerschaften mit weltweit rund 200 Hochschulen ist die Frankfurt UAS in einer globalen Bildungswelt gut vernetzt. Vier Fachbereiche bieten 72 Studiengänge mit technischer, wirtschaftlich-rechtlicher und sozialer Ausrichtung an. Ein vielfältiges Weiterbildungsprogramm ermöglicht auch Externen berufsbegleitendes, lebenslanges Lernen. Zudem wird anspruchsvolle, inter- und transdisziplinäre Forschung in außergewöhnlichen Fächerkombinationen betrieben. Im Dialog mit Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und Institutionen ist die Frankfurt UAS innovative Entwicklungspartnerin, um gemeinsam zukunftsweisende Lösungen zu generieren. Die enge Verknüpfung von Forschung und Lehre mit der Praxis qualifiziert die Studierenden für einen erfolgreichen Einstieg in attraktive Berufsfelder und gewährleistet ihre Anschlussfähigkeit im Berufsalltag. 

Der Campus der 1971 als Fachhochschule Frankfurt am Main – University of Applied Sciences gegründeten Hochschule liegt zentrumsnah im Herzen Frankfurts.  

1 Der Begriff „E-Bike" bezieht sich hier sowohl auf herkömmliche E-Bikes als auch auf Pedelecs. Pedelecs bieten nur Unterstützung, wenn die Pedale betätigt werden. Bei E-Bikes ist die Nutzung der Pedale für die elektrische Unterstützung nicht zwingend notwendig; daher ist die E-Bike-Nutzung in Deutschland zulassungspflichtig. 

Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences

Technik | Mobilität & Transport, 05.04.2022

     
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