Assistenzroboter in der Pflege
Wie können sie helfen?
Roboter können eine Bereicherung für Pflegebedürftige und eine Entlastung für Pflegende sein. Selbstverständlich sollen und werden sie den Kontakt der Pflegebedürftigen zu Menschen nicht ersetzen, aber sie können Pflegepersonal und Angehörige unterstützen und deren Leistung ergänzen. Roboter und weitere digitale Lösungen können also zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen. Viele Menschen wollen im Alter oder bei körperlichen Beeinträchtigungen so lange wie möglich zu Hause bleiben, doch hierfür fehlen Pflegekräfte. Assistenzroboter können Pflegebedürftige dabei unterstützen, Aufgaben weiterhin selbstständig auszuführen. Auch bei der Kommunikation können sie einen wichtigen Beitrag leisten. Besonders in Zeiten der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie nimmt digitales Kommunizieren für Pflegebedürftige eine bedeutsame Rolle ein, da diese bisweilen die einzige Austauschmöglichkeit mit der Außenwelt darstellt.

Die drei Module decken relevante Bereiche des betreuten Wohnens wie die Alltagsplanung und -strukturierung (digitale Tagesplanung und -begleitung, Videoanleitungen für konkrete Lebenssituationen) sowie die Telepräsenzfunktion (Videoanrufe, Kommunikation in kritischen Lebenssituationen, Nutzung von Unterhaltungsangeboten wie Podcasts) ab. Dadurch sollen neben der digitalen und nicht-digitalen Teilhabe der Klientinnen und Klienten und des Betreuungspersonals die Kommunikationsmöglichkeiten erweitert werden. Bei den Klientinnen und Klienten soll mit entsprechenden Anwendungen die Teilhabe gefördert, die Selbstständigkeit unterstützt und die digitale Kompetenz gestärkt werden. Zusätzlich könnte die bisher zeitintensive Betreuung durch das Personal vor Ort erleichtert werden. Diese soll nicht ersetzt, sondern lediglich anteilig durch die Telepräsenzfunktion von TEMI ergänzt werden, sodass eine Zeitersparnis für die Betreuenden entsteht. Die gewonnene Zeit könnte für andere wichtige Aufgaben genutzt werden.
Äußere Gestalt von Pflege-Assistenzroboter für Akzeptanz bei der Zielgruppe entscheidend
Ein anderes Projekt zielt darauf ab, einem an unserer Hochschule entwickelten Assistenzroboter eine äußere Gestalt zu geben, die von der Zielgruppe (ältere Menschen) akzeptiert wird, sodass diese in ihrem Alltag bereit wäre, einen solchen Roboter zu nutzen. ROSWITHA (Robot System WITH Autonomy) kann sich autonom in der Wohnung bewegen und nach Aufforderung mit ihrem Greifarm Gegenstände bringen. Weitere mögliche Anwendungsfelder sind das Monitoring von Vitalparametern (Blutdruck, Blutzucker etc.), die Kommunikation mit Ärztinnen und Ärzten oder Angehörigen über Telepräsenzschaltung sowie die Freizeitgestaltung etwa mit Programmen zum Gehirntraining. Bei der Produktentwicklung arbeiten Sozialwissenschaftler/-innen, Produktdesigner/-innen, und Informatiker/-innen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven an einer Lösung. Zusammen mit den künftigen Anwenderinnen und Anwendern werden unterschiedliche Verkörperungen von ROSWITHA konstruiert, mittels Augmented Reality umgesetzt sowie ein finaler Prototyp mit 3D-Druck realisiert und an dem Robotersystem angebracht. Diese Gestalten werden in unterschiedliche Stadien von Probandinnen und Probanden getestet, sodass eine Entscheidung getroffen werden kann, wie ROSWITHA aussehen soll.
Im europäischen Verbundprojektes „I-SUPPORT" haben wir mit daran gearbeitet, eine intelligente Duschhilfe zu entwickeln, die es (älteren) Menschen mit körperlichen Einschränkungen ermöglicht, sicher und unabhängig zu Hause und in stationären Pflegeeinrichtungen zu duschen.
Aber können Roboter im Alter auch einfach Spaß machen? Na, klar! Das beweisen unsere Forschungen mit den humanoiden Robotern PEPPER und PEPPA. Die beiden verfügen über eine Gesichts- und Emotionserkennung. PEPPA und PEPPER können kleine Gespräche führen und gehen dabei auf Gefühle ein, spielen Musik und führen sportliche Übungen vor oder erzählen Witze.
Zusammenfassend
Unser Ziel ist es, den technologischen und demografischen Wandel aktiv für eine gute Lebensqualität mitzugestalten und nutzungsfreundliche, sozio-technische Lösungen für das Wohnen und Arbeiten in einer älter werdenden Gesellschaft zu finden. Mehr Autonomie im Alter ist nicht nur eine Frage des persönlichen Wohlbefindens, sondern auch ein handfester wirtschaftlicher Faktor, wenn die Kosten für Pflege nicht völlig aus dem Ruder laufen sollen. Unerlässlich ist die Zusammenarbeit von Dienstleistungsanbietern im Sozial- und Gesundheitswesen sowie Herstellern und der Politik mit betroffenen Menschen, um deren spezifische Bedarfe zu erkennen. Im Blick muss immer der Wunsch der zu Pflegenden beziehungsweise der Menschen mit Behinderung nach größtmöglicher Selbstständigkeit und längst möglicher Teilhabe an der Gesellschaft bleiben. Mit der Ausstellung „Hallo Freiheit! Zusammen über Barrieren" haben wir in Frankfurt am Main einen Ort geschaffen, an dem sich Betroffene und ihre Angehörigen sowie Fach- und Führungskräfte umfassend informieren können.
Prof. Dr. Barbara Klein ist Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit sowie Sprecherin des Forschungszentrums FUTURE AGING an der Frankfurt UAS. Sie forscht zu Assistiven Technologien und Robotik im Sozial- und Gesundheitswesen.
Hinweis der Redaktion: forum Nachhaltig Wirtschaften möchte das Thema nicht propagieren, sondern zur Diskussion stellen: Was halten Sie davon, Roboter in der Pflege einzusetzen? Schreiben Sie uns dazu gerne Ihre Meinung und wir publizieren sie anonym im Anschluss an den Beitrag: a.vogt@forum-csr.net
Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences
Technik | Wissenschaft & Forschung, 15.03.2022

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