Umbau des Agrar- und Ernährungssystems: Jetzt gemeinsam handeln!
Resolution der ökologischen Lebensmittelwirtschaft an die Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP
Mit mehr als 50.000 Unternehmen der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft arbeiten wir seit Jahrzehnten tagtäglich daran, unser Ernährungssystem nachhaltig umzubauen. Jeden Tag schließen sich uns mehr Unternehmerinnen und Unternehmer an - und schaffen auf dem Land und in der Stadt zehntausende zukunftsfähige Arbeitsplätze.
Wir begrüßen, dass die verhandelnden Parteien Signale für eine Zeit des Aufbruchs senden. Gerade in der Landwirtschafts- und Ernährungspolitik braucht es diesen Aufbruch in Richtung einer grundlegenden Transformation jetzt dringend. Ohne den nachhaltigen Umbau der Tierhaltung, ohne mehr Ökologische Lebensmittelwirtschaft als starkem Motor für die nachhaltige Transformation des Sektors, ohne eine substanzielle Pestizidreduktion, ohne entscheidende Veränderungen des Ernährungsverhaltens und ohne eine wirklich nachhaltige Wirtschafts- und Finanzpolitik würde die neue Bundesregierung alle Klima- und Nachhaltigkeitsziele krachend - und wissentlich - verfehlen.
Weil Umbau drängt und eilt, muss die neue Bundesregierung handlungswillig und vor allem handlungsfähig sein - vom ersten Tag an!
Worauf es ankommt: Alle künftigen Ministerinnen und Minister, die für Transformation von Landwirtschaft und Ernährung relevant sind, müssen jetzt die Weichen für den Umbau stellen - mit ihren tausenden Mitarbeitenden in ihren Ressorts, nachgelagerten Behörden und Ressortforschungseinrichtungen. Es muss gewährleistet sein, dass auch bei komplexen Umstrukturierungen genug personelle und finanzielle Ressourcen bereitstehen, um gleichzeitig die Entwicklung und Umsetzung des Umbaus in Richtung eines zukunftsfähiges Agrar- und Ernährungssystem vorantreiben zu können.
Klar ist aber auch: Konflikte zwischen Ressorts lassen sich nur durch eine kohärente Politik befrieden. Kohärenz fordert auch die 'Zukunftskommission Landwirtschaft' (ZKL), in der Praxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sich auf gemeinsame Analysen und Empfehlungen für einen Umbau des Sektors verständigt haben.
Ob es um den Um- oder Neubau von Ställen für eine artgerechte, flächengebundene Tierhaltung oder die Entwicklung von nachhaltigen Pflanzengesundheitsstrategien als Alternative zu chemisch-synthetischen Pestiziden geht: Umbau braucht Investitionen, vor allem vom Bund. Landwirtschaftsbetriebe, Lebensmittelherstellungs-, Handels- und Gastronomieunternehmen wollen in Bio einsteigen. Dafür brauchen sie die Gewissheit, dass die Bundesregierung die Ressourcen für (Umstellungs-)Förderung, Beratung, Forschung etc. für Bio bereitstellt.
Wir stehen bereit für Umwelt-, Arten- und Klimaschutz. Wir brauchen jetzt eine schnell handlungsfähige Regierung, statt jahrelangem Stillstand durch interne Umstrukturierungen oder unzulängliche Budgetplanung.
Gesellschaft | Politik, 13.11.2021
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