Der naive Glauben an die Überlegenheit von Fortschritt, Technik, maskuliner Kraft und westlicher Werte ist gebrochen.
Für Christoph Quarch ist der neue James Bond-Film das Dokument der Dekonstruktion eines Mythos.
"Keine Zeit zu sterben" – Erst seit zwei Wochen läuft der neue James Bond Film in den Kinos und schon hat er einige Rekorde gebrochen. Mit einem Einspielergebnis von gut 100 Millionen Euro allein am ersten Wochenende hat der Thriller den besten Kino-Start seit Beginn der Covid-Pandemie hingelegt. Doch der Streifen sorgt nicht nur deshalb für Gesprächsstoff: Der 25. Bond-Film ist zugleich die Abschiedsvorstellung von Hauptdarsteller Daniel Craig. Und manches deutet darauf hin, dass mit „Keine Zeit zum Sterben" die Ära der Bond-Filme überhaupt zu Ende geht. All das hat auch unseren Philosophen Christoph Quarch neugierig gemacht.
Herr Quarch, was hat der neue Bond einem nachdenklichen Zeitgenossen wie Ihnen zu sagen.

Dass ein Bond-Film brisante Zukunftsthemen verarbeitet, ist nicht neu. Was hat er sonst noch zu bieten?
In meinen Augen ist es den Produzenten gelungen, der westlichen Gesellschaft eine Art Zauberspiegel vorzuhalten, in der etwas sichtbar wird, was die meisten noch nicht sehen: Das herrschende Narrativ unserer – us-amerikanisch geprägten – Kultur erodiert; wenn es nicht bereits zusammengebrochen ist. Bond war immer die Chiffre dafür, dass sich das Gute durchsetzt: der Held, der alle Gefahren meistert und am Ende triumphiert. „Keine Zeit zu Sterben" zeigt: Das war gestern. Der naive Glauben an die Überlegenheit von Fortschritt, Technik, maskuliner Kraft und westlicher Werte ist gebrochen. Der Film ist das Dokument der Destruktion eines Mythos.
Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut so. Irgendwie passte doch dieser Macho mit seinen Bond-Girls schon länger nicht mehr in die Zeit.
Das ist nicht der Punkt. Seit Daniel Craig die Rolle interpretiert, gehört der aalglatte Bond ohnehin der Vergangenheit an. Das radikal Neue – und wirklich Verstörende – ist viel gravierender als die Gender-Moral: Es geht um die Einsicht, dass sich die westliche Zivilisation mit ihrer Technikversessenheit in eine Sackgasse begeben hat, aus der es keinen einfachen Ausweg mehr gibt: Die Schurken sind Privatpersonen. Sie nutzen avancierte Techniken, die beispiellose Schäden anrichten können. Und es gibt keine moralische oder politische Autorität, die sie stoppen könnte. Angesichts dieser Situation sagt der Film: Es gibt kein Weiter-So. Es gibt nur die Disruption – die schöpferische Zerstörung des Narrativs. Deshalb ist es nur konsequent, dass Bond am Ende drauf geht – und womöglich dieser Bond-Film der letzte seiner Art war.
Nun haben Sie das Ende gespoilert. Aber sei’s drum. Wenn ich Sie so reden hören, scheinen Sie den Ausgang gut zu finden.
Ja, der Schluss ist ehrlich. Er zeigt: Wir haben uns so sehr verlaufen, dass wir nicht mehr daran vorbeikommen werden, Opfer zu bringen. Eine äußerst unpopulärer Gedanke. Bond opfert sich, um die Menschheit zu retten. Das ist ein nachgerade religiöses Motiv. Er opfert sein Leben und zeigt damit, dass es uns Menschen um mehr gehen muss, als nur darum, am Leben zu bleiben. Das ist eine klare Absage an Bezos, Musk und die anderen Unsterblichkeits-Apostel und Transhumanisten: Es kann nicht sein, dass wir keine Zeit mehr zum Sterben haben. Das ist die Message. Und damit vollzieht der Film eine Kehre zum Ursprung unserer Kultur: zum echten Heldenepos, zur Tragödie. Die Griechischen Helden sterben alle, und werden genau dadurch groß. Dieser Bond hat es nun auch endlich zur Größe gebracht. Und er macht Mut, die Tragödie unserer Zeit anzuerkennen und Opfer zu erbringen, um ebenfalls groß zu werden.

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