Der Schein kann trügen
Indikatoren für Klimaneutralität
Einziger Indikator für die Klimaneutralität ist oft der CO2-Fußabdruck. Für Unternehmen bzw. Institutionen hat sich als internationaler Standard zu dessen Ermittlung das Greenhouse Gas Protocol durchgesetzt. Davon abgeleitet ist die ISO 14064. Diese gängigen Standards lassen bei der Auswahl von Berechnungsmethoden und Datenquellen große Freiheiten. Für drei Bereiche (Scopes) werden die anfallenden Treibhausgase in CO2e bilanziert (DENEFF, GUTcert, ÖKOTEC, 2020; s. Abb. 1).
Während direkte Emissionen (Scope 1) und indirekte Emissionen (Scope 2) recht genau ermittelt werden können, ist es sehr aufwändig, die indirekten THG-Emissionen zu erfassen, die aus vor und/oder nachgelagerten Prozessen entstehen (Scope 3), z.B. aus der Anlieferung von Produkten oder ausgelagerten Prozessen. Die Wertschöpfungskette kann sehr lang sein. Dann sind pragmatische Entscheidungen zu treffen, bis wohin das Unternehmen sich in der Verantwortung sieht.- Es gibt keine eindeutigen Vorgaben, welche Emissionen für die Neutralstellung erfasst werden müssen. Den Unternehmen bleibt überlassen, für sich festzulegen, wie weit die Verantwortlichkeit für die Emissionsquellen reicht, wo folglich die Bilanzgrenzen gezogen werden. So besteht praktisch keine Vergleichbarkeit in Bezug auf Klimaneutralität zwischen Unternehmen.
- Unternehmen können frei entscheiden, auf welchem Weg sie die Klimaneutralität ihrer Geschäftsprozesse erwirken wollen. Vermeidung, Einsparung und Kompensation werden gleichrangig behandelt. Es ist also durchaus möglich, Einsparmaßnahmen zu umgehen und stattdessen Kompensationsmöglichkeiten zu nutzen – nach dem Motto „sündige ruhig, es gibt ja den Ablasshandel".
- Außerdem gibt es kein Zertifikat zur Klimaneutralität, das einer offiziellen Norm unterliegt. Ein Unternehmen kann zwischen verschiedenen Zertifikatgebern wählen. Hier findet folglich ein Wettbewerb statt, der großzügige Hand habung begünstigen kann.
- In der ökologischen Dimension liegt der Fokus auf all jenen Prozessen und Aktivitäten des Unternehmens, die unmittelbar zu THG-Emissionen beitragen.
- Inwiefern die Aktivitäten des Unternehmens in Richtung Klimaneutralität auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament stehen, erfasst die ökonomische Dimension.
- Ob hierbei den Beschäftigten zukunftsfähige Arbeitsbe dingungen geboten werden, bewerten die Indikatoren der sozialen Dimension.
- Und in der Dimension Governance liegt der Fokus auf der gesellschaftlichen Verantwortlichkeit des Unternehmens.
Quellen:
DENEFF, GUTcert, ÖKOTEC (2020) (Hg.): Vom Energiemanagement zum Klimamanagement, Berlin.
Grothe, A. (2016) (Hg.): Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Modelle und Methoden zur Selbstbewertung, Berlin.
Grothe, A. & Teller, M. (2016): Das Kriterien- und Indikatorenmodell (KIM) zur Bewertung von Nachhaltigkeit, in: Grothe, A. (2016), S. 103-121.
Schaltegger, S. (2016): Nachhaltigkeit managen mit der Balanced Scorecard, in: Grothe, A. (2016), S. 41-57.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2021 mit Heft im Heft zur IAA Mobility - KRISE... die größte Chance aller Zeiten erschienen.
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