Das Rezept, das immer wirkt
Das Netzwerk UNSER LAND zeigt in einem neuen Buch, wie Regionalität funktionieren kann
Isabella Maria Weiss
UNSER LAND Netzwerk
Nähe, Mut und Vielfalt
2020 |
Viele ökologische und soziale Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, scheinen unlösbar. Doch es gibt ein Rezept, das wirkt: Regionalität. Indem wir unsere Lebensmittel wieder in der Region erzeugen, verarbeiten und kaufen, können wir die Natur nachhaltig schützen und die regionale Wirtschaft und Landwirtschaft stärken. Und wir schenken uns, ganz nebenbei, gesünderes Essen und Genuss. Ein allgemeingültiges Rezept für die Wiederbelebung und Umsetzung von Regionalität gibt es nicht. Doch es gibt Beispiele, die Mut machen. Eines dieser Beispiele ist das Netzwerk UNSER LAND, das seit 1994 Landwirte, verarbeitende Betriebe, Verkäufer und Kunden aus einer Region direkt verbindet. Im März 2020 hat das Netzwerk zusammen mit Isabella Maria Weiss ein Buch herausgebracht, das den Leser auf eine Erlebnisreise in einen klassischen regionalen Wertschöpfungskreislauf führt: Vom Korn zum Brot!
forum befragte Isabella Maria Weiss zu ihrem Buch.
Frau Weiss, der
Titel des Buches lautet NÄHE, MUT und VIELFALT. Warum stehen für Sie gerade
diese drei Begriffe für das Thema Regionalität?
Das Netzwerk UNSER LAND hat vor einigen Jahren einen
Werteprozess durchlaufen. Dabei haben sich diese drei Begriffe als die
verbindenden gemeinsamen Werte gezeigt. Für mich selbst als freie Mitarbeiterin wurden diese drei Werte zur
tragenden Inspiration und Motivation bei meiner Tätigkeit für UNSER LAND. Denn
mir wurde immer wieder bewusst: Es braucht wirklich Mut, um in der Nähe die
Vielfalt zu entdecken und auch zu leben. In der Vorbereitung auf dieses Buch
wurde für mich dann deutlich, wie wesentlich dieses gemeinsame Wertefundament
dazu beigetragen hat, dass das Netzwerk über die Jahre so nachhaltig wirksam
werden und auch schwierige Zeiten meistern konnte. Und gerade auch jetzt, im aktuellen Zeitgeschehen, zeigen diese drei
Werte ihre Stärke. Es braucht Nähe, um mit dem, was
für uns Menschen wirklich zählt in
Kontakt zu bleiben oder zu kommen; Mut, um sich den Herausforderungen zu
stellen und wirklich zukunftsführende Entscheidungen zu treffen und
umzusetzen. Und Vielfalt, denn wir haben
für den Wandel und seine Umsetzung kreative, neue und häufig ja auch noch unentdeckte
Wege zu finden und zu gehen.
Was ist das
Besondere an diesem Buch?
Das Buch zeigt den regionalen Wertschöpfungskreislauf vom
Korn zum Brot. Es ist reich bebildert und gibt sehr persönliche Einblicke in
das Leben und Tun und vor allem auch in die Beweggründe der regionalen Akteure
- sowohl bei den Landwirten, dem Müller und Bäckermeister, wie auch beim
Netzwerk UNSER LAND.
Regionalität
ist heute ein Thema, das in fast allen Bereichen unseres Lebens angekommen ist.
Warum dennoch ein Buch über Regionalität?
Erster Impuls war der Wunsch von Bäckermeister Julian
Kasprowicz nach einer kleinen Broschüre für seine Kundinnen und Kunden. Viele
wollten und wollen es einfach genau wissen, wie regional ein regionales Brot
heute wirklich sein kann. Zweiter Impuls waren die vielen Menschen, mit denen
ich in den letzten Jahren zum Thema Regionalität im Gespräch war. Immer wieder
wurde ich gefragt: Was kann ich als Einzelne oder Einzelner denn schon tun?
Welche Wirkung eine so „unbedeutende" Handlung wie der regelmäßige Kauf eines
regionalen Brotes erzielen kann und welch entscheidende Einflussnahme die
Käufer dadurch haben, sind deshalb zur zentralen Aussage des Buches geworden.
Und dies gilt für mich auch heute für das aktuelle Zeitgeschehen. Denn es ist
jede unserer einzelnen, vermeintlich so kleinen Entscheidungen und Handlungen,
die den Wandel bringen können und auch werden. Erst
vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einer Kundin. Sie sagte, ihr
regelmäßiger, bewusst regionaler Brotkauf sei für sie zu einem Anker geworden
ist. Ein Anker, der sie in dieser ungewissen Zeit stärker in der Region
verwurzelt und der ihr ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Denn jetzt weiß
sie einfach ganz konkret, dass sie mit ihrem Brotkauf in diesen Kreislauf
eingebunden ist und dass sie ganz persönlich etwas beitragen kann. Regionales Handeln ist ein machtvolles und
wirksames Werkzeug.
Als Beauftragte für das Brotprogramm war Isabella Maria Weiss viele Jahre lang freie Mitarbeiterin des Netzwerks UNSER LAND. Gemeinsam mit den UNSER LAND-Akteuren war es ihre Aufgabe, Mittel und Wege zu finden, die Regionalität zu erhalten oder wiederzubeleben.
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