futurewoman im Portrait
Sie bildet die Designer der Zukunft aus
Karin-Simone Fuhs, Gründerin und
Direktorin der ecosign/Akademie für Gestaltung im Interview mit Janine
Steeger – Moderatorin, Buchautorin, Speakerin und Co-Founder von
Futurewoman UG.
Vor mehr als 25 Jahren beschließt Karin-Simone
Fuhs, die erste Hochschule für nachhaltiges Design zu gründen. Und rennt
erst mal gegen Wände. Die Banken wollen ihr kein Geld geben, weil sie
die Idee nicht verstehen, weil sie eine Frau ist, jung noch dazu. Sie
raten ihr, doch einfach erst mal Kinder zu bekommen.
„Wenn wir alle so
handeln, dass wir mit uns selbst im Reinen sind, werden wir einen
Einfluss darauf nehmen können, dass das Richtige und nicht das Falsche
in der Zukunft passiert. Die Summe unserer heutigen Handlungen formt die
Welt von morgen. Jeder einzelne Mensch steht gleichermaßen in der
Pflicht."
All diese Unverschämtheiten halten Prof.
Karin-Simone Fuhs aber nicht ab, sondern stacheln sie erst richtig an.
Heute ist die ecosign in Köln eine der wichtigsten Design-Hochschulen.
In Kooperation mit der Hochschule Fresenius bietet sie den einzigen
Bachelor und Master in Nachhaltigem Design in Deutschland an. Die
Absolventen arbeiten in namhaften Unternehmen oder sind mit eigenen
Agenturen gut im Geschäft. Viele von ihnen sind preisgekrönt. Und sie
gestalten eine innovative Zukunft. Weil sie an der ecosign gelernt
haben, die richtigen Fragen zu stellen. Eine davon: Wie werden und wie
müssen wir in Zukunft leben, um den Planeten zu retten?
Wie Phönix aus der Asche
Solche Ideen spiegeln genau den Pioniergeist
wider, den Prof. Karin-Simone Fuhs sich erträumt hat. Schon als Kind
entwickelt sich in ihrem Kopf eine große Vision. Die ersten 11 Jahre
ihres Lebens verbringt sie in Kairo. Dann kommt sie mit ihren deutschen
Eltern zurück in die Heimat. Das Mädchen kann sich damit nur schwer
anfreunden, fällt in ein Stimmungstief. Der Grundstein für die ecosign.
„Aus meinem Leiden
wurde später Kreativität. Vielleicht wollte ich mit meiner eigenen
Schule die Gemeinschaft schaffen, die ich in Deutschland so vermisste.
Mir passte es nicht, wie wir hier leben. Mir passte es nicht, wie wir
Kinder erziehen in Schulen, wie wir junge Menschen ausbilden."
Sie selbst studiert Kommunikationsdesign, aber an
allen Hochschulen fehlen ihr die soziale und die ökologische
Komponente. In ihrer eigenen Schule soll beides fester Bestandteil sein.
Schnell hat sie ein Konzept und den notwendigen Businessplan
erarbeitet. Sie benötigt 200.000 DM. Ganze zwei Jahre geht sie Klinken
putzen, kassiert viele Absagen, bis eine Frau ihr endlich Vertrauen
schenkt.
„Ich bekam im
Dezember 1993 einen Termin bei einer Bank und dort sagte meine Beraterin
zu mir: „Ja, Frau Fuhs, ich finde das interessant, und ich glaube an
Ihre Idee."
Das Abenteuer ecosign beginnt. Simone Fuhs
arbeitet nahezu rund um die Uhr. Sie lehrt selbst Ökologie und Design,
arbeitet aber gleichzeitig als Sekretärin, Reinigungskraft,
Hausmeisterin und nicht zuletzt als Direktorin.
Das Internet als Bedrohung und Chance
Die Zeit ist aufreibend, aber es läuft gut und
stetig besser. Bis 2005 ein Tiefschlag kommt. Plötzlich geht die
Bewerberzahl zurück. Im Wintersemester gibt es nur 8 neue Studierende.
Junge Menschen informieren sich plötzlich im Internet über
Studienangebote. Aber da gibt es die ecosign nicht. Simone Fuhs weiß,
dass sie die Schule schließen muss, wenn sie jetzt keine Idee hat.
„Abends saß ich
dann mit meinem Mann zusammen und sagte ihm: Ich mache jetzt eine
Website und wir gewinnen damit den Red Dot (ein berühmter Design Award),
sie soll die beste Seite der Welt sein! Ich kannte mich überhaupt nicht
aus, deshalb habe ich mich dann drei Wochen lang mit diesem neuen
Medium Internet auseinandergesetzt und ein Konzept erstellt. Eine
ehemalige Studentin setzte es um. Und tatsächlich gewannen wir damit den
Red Dot. Seitdem hatten wir so viele Bewerbungen wie nie zuvor."
Die ecosign als Vorbild
Nie aufgeben, immer nach neuen Wegen und
sinnvollen Möglichkeiten suchen. Das ist es, was Prof. Karin Simone Fuhs
in Perfektion beherrscht und so wünscht sie sich, dass der Geist ihrer
Hochschule Vorbildcharakter hat.
„Ich möchte, dass
immer mehr Menschen sehen, dass es doch Alternativen gibt. Ecosign soll
eine Modellschule für Ausbildung werden. Ich möchte Unternehmen zeigen,
dass es sich lohnt, nachhaltig zu handeln. "
Mit freundlicher Genehmigung von futurewoman.de. futurewoman macht Frauen in der Nachhaltigkeit sichtbar.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.03.2021
Dieser Artikel ist in forum 01/2021 - SOS – Rettet unsere Böden! erschienen.
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