Bernhard Schwager

Reicht die Zeit?

Neue DIN SPEC zur Ermittlung von Einsatzzeiten

Endlich ist es mit der kostenfreien DIN SPEC 91424 möglich, die Einsatzzeiten von Betriebsbeauftragten im Bereich des Umweltschutzes und des Umweltmanagements auf Basis einer soliden Datengrundlage zu bestimmen.

DIN-Norm Logo © gemeinfreiUnternehmen kommen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Umwelt auch dadurch nach, dass sie für die Aufgabenerfüllung spezielle Beauftragte und interne Auditoren bestellen. Die Aufgaben der Umweltbeauftragten sind in entsprechenden Fachgesetzen klar geregelt – genauer gesagt im § 60 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), im § 65 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und in den §§ 54 und 58 b Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG). Bei Umweltmanagementbeauftragten und internen Auditoren ergeben sich die Aufgaben aus der DIN EN ISO 14001 sowie dem „Eco-Management and Audit Scheme" (EMAS) der Europäischen Union. Besonders im Rahmen der Eigenüberwachung der Unternehmen kommt diesen Personen daher eine Schlüsselrolle zu.

Bis heute fehlt bezüglich der Ermittlung konkreter Einsatzzeiten für Beauftragte und Auditoren eine verlässliche Daten- und Informationslage sowie rechtliche Anforderungen oder eine eindeutige Rechtsprechung. Dies birgt Unsicherheiten bei der Frage, wie hoch das Zeitbudget dieser Personen angemessen anzusetzen ist. Damit ist das nicht zu unterschätzende Risiko verbunden, dass durch zu geringe Zeitbudgets Aufgaben nicht in erforderlichem Maße erledigt werden können und demzufolge die hinreichende Erfüllung gesetzlicher und normativer Anforderungen gefährdet ist. Dies kann folglich zu Konsequenzen wie Organisationsverschulden oder nichtrechtskonformem Anlagenbetrieb führen.

Die Praxisrelevanz einer spezifizierten Einsatzzeitenermittlung besteht daher gerade hinsichtlich der Delegation von Unternehmerpflichten. Die damit verbundenen Compliance-Aspekte betreffen unterschiedliche Rechtsnormen wie beispielsweise obliegende Pflichten der jeweiligen Beauftragten, der Entsorgungsfachbetriebeverordnung, der Anzeige- und Erlaubnisverordnung, dem Ordnungswidrigkeitenrecht oder den Anforderungen von EMAS bzw. der DIN EN ISO 14001.

Bisher herausgegebene Informationen vom Verband der Betriebsbeauftragten (VBU) oder dem Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) zum Thema Einsatzzeitenberechnung konnten auf Grund fehlender Aktualität nur als allgemeine Erkenntnisquelle ohne verbindliche Außenwirkung herangezogen werden. Deshalb enthält die DIN SPEC 91424 grundlegende Inhalte und Anforderungen an die Ermittlung von Einsatzzeiten von Beauftragten für Umweltschutz und Umweltmanagement. Dies betrifft die rechtlich zu bestellenden Beauftragten für Immissionsschutz, Störfall, Gewässerschutz und Abfall sowie die rechtlich nicht vorgeschriebenen Beauftragten sowohl für den operativen Umweltschutz (Umweltbeauftragte) als auch für den Bereich des organisatorischen Umweltschutzes (Umweltmanagementbeauftragte, interne Umweltauditoren).

Zur einfachen Handhabbarkeit können die Einsatzzeiten mit dieser DIN SPEC für jeden Beauftragten und interne Umweltauditoren isoliert ermittelt und bewertet werden. Die verschiedenen Einsatzzeiten sind in entsprechenden Berechnungsgleichungen zusammengefasst worden und können einzeln oder im Fall
von Mehrfachbeauftragungen ohne großen Aufwand ermittelt werden. Zudem sind im Anhang einige Berechnungsbeispiele zum besseren Verständnis aufgeführt.

Eine kostenlose Bereitstellung dieser DIN SPEC als PDF-Version wurde im Vorfeld finanziert und lässt sich über den Beuth WebShop herunterladen.

Ein DIN-SPEC-Standarddokument wird nach dem „PAS"-Verfahren erarbeitet. Die Abkürzung steht für „Publicly Available Specification", also „öffentlich verfügbare Spezifikation". In diesen Verfahren sind alle interessierten Kreise in einem Konsortium organisiert. Eine DIN SPEC kann die Basis für eine spätere DIN-Norm sein, sie stellt aber noch keinen offiziellen Teil des Deutschen Normenwerks dar.

Die DIN SPEC 91424 ist unter Mitwirkung folgender Experten entstanden:
  • Prof. Jana Brauweiler (Hochschule Zittau/Görlitz)
  • Markus Fertig (Control Union Certifications Germany GmbH, Berlin)
  • Thoralf Kunzmann (Vattenfall Wärme Berlin AG)
  • Dirk Leonhard-Nass (Bayer AG, Leverkusen)
  • Dr. Thomas Linz (VDSI, Wiesbaden)
  • Frank Machalz (envigration GmbH Compliance & Risk Management, Berlin)
  • Bernhard Schwager (OmniCert Consulting GmbH, Bad Abbach / VBU, Essen)
Bernhard Schwager © LietschBernhard Schwager ist geschäftsführender Gesellschafter der OmniCert Consulting GmbH, die Unternehmen auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung berät. Der Umweltwissenschaftler war bei Siemens als Referent und später bei Bosch als Leiter der Geschäftsstelle Nachhaltigkeit tätig. Zudem ist er Autor beziehungsweise Mitautor verschiedener Bücher und Artikel. Als Präsident des Verbandes der Betriebsbeauftragten e.V. (VBU), Mitglied des erweiterten Vorstands von B.A.U.M. e.V. und Obmann des Ausschusses Umweltmanagementsystem/Umweltaudit im DIN treibt er Nachhaltigkeitsthemen sowie deren Standardisierung voran.

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