Fairer Handel immer gefragter
Dennoch weiterhin geschätzte 99 Prozent des Handels nicht fair
Im Geschäftsjahr 2018 gaben die Verbraucher*innen in Deutschland 1,7 Milliarden Euro für Produkte aus Fairem Handel aus. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 15 Prozent. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Umsatz im Fairen Handel mehr als verdoppelt. "Diese positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin geschätzte 99 Prozent des Handels nicht fair sind. Dieser geht noch viel zu häufig zu Lasten von Mensch und Umwelt", erklärt Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel. Das betrifft insbesondere Kleinbäuer*innen und deren Familien im Globalen Süden, aber auch die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland und Europa.
![Anzahl einzelner Produkte am Gesamtumsatz des Fairen Handels. © FORUM FAIRER HANDEL e.V.](/global/images/cms/Pressemeldungen/2019_07/2019_anteil-produkte-gesamtumsatz.png)
Fairer Handel - auch im Norden eine Frage der Gerechtigkeit
"Auch hierzulande kämpfen angesichts des Preisdrucks, den die großen Einzelhandelskonzerne erzeugen, kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe um ihre Existenz", konstatiert Manuel Blendin. "Weil faire Preise und eine wirtschaftliche Perspektive keine Frage der Geografie, sondern der Gerechtigkeit sind, gewinnt der Faire Handel als Alter-native auch im Globalen Norden an Bedeutung", stellt Blendin fest. In 2018 wurden fair gehandelte land-wirtschaftliche Erzeugnisse aus Europa im Wert von 112,7 Millionen Euro verkauft. "Fairer Handel heißt für mich, von der Arbeit, die ich liebe, auch vernünftig leben zu können. Dazu gehört vor allem auch Planungssicherheit. Damit auch die nächste Generation eine Perspektive auf dem Hof hat", erklärt Jakob Sichler, Naturland Bauer. Er liefert seine Milch an die genossenschaftlich organisierte Molkerei Berchtesgadener Land und erhält dafür überdurchschnittliche Preise - denn seine Milch steht später mit dem Naturland Fair Zeichen im Kühlregal. Die Molkerei nimmt auch kleinen Bauernhöfen in entlegenen und schwer erreich-baren Bergregionen die Milch ab. Und sichert so den Fortbestand kleinbäuerlicher Landwirtschaft in der Region.
Umsatzstärkstes Produkt mit ungewisser Zukunft: Der Kaffee
![Absatzentwicklung Kaffee © FORUM FAIRER HANDEL e.V.](/global/images/cms/Pressemeldungen/2019_07/2019_absatzentwicklung_kaffee.png)
"Während sich die Produzent*innen in einer existenziellen Krise befinden, streichen die großen Röster und Händler mit Kaffee stetig wachsende Gewinne ein", erklärt Manuel Blendin. Das ist leider keine neue Entwicklung: Die Studie "Kaffee: Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise" belegt, dass die Wertschöpfung bei Röstern und Händlern in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren um 139 Prozent stieg, während sie in den Produktionsländern um zehn Prozent gesunken ist. Diese Ungerechtigkeit kann nicht allein durch informierte Verbraucher*innen und deren Konsumverhalten gelöst werden. Systemische Probleme brauchen politische Lösungen. "Deshalb setzen wir uns in Deutschland für die Abschaffung der Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee ein", erklärt Manuel Blendin mit Blick auf die Bundesregierung. Doch damit möglichst viele Kaffeebäuer*innen bessere Bedingungen erhalten, braucht es zudem übergreifende gesetzliche Regelungen.
Süße Frucht, bittere Realität: Die Banane
In punkto Absatz belegen weiterhin Bananen den ersten Platz im Fairen Handel. Mit rund 95.000 Tonnen haben sie in Deutschland einen Marktanteil von rund 14 % erreicht. Doch dieser positiven Entwicklung steht der harte Preiskampf entgegen, den sich die Lebensmitteleinzelhandels-Riesen um die Lieblingsfrucht der Deutschen liefern. Produzent*innen, die ihre Bananen zu Fairtrade-Konditionen oder an Fair-Handels-Unternehmen wie BanaFair verkaufen, profitieren von besseren Preisen und verlässlichen Handelspartnerschaften. Für die Mehrheit der Bananenbäuer*innen und Plantagenarbeiter*innen sind Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen jedoch an der Tagesordnung. Laut Oxfam Deutschland ist der Einfuhrpreis von Bananen in Deutschland zwischen 2015 und 2018 um 20 Prozent gefallen. Auf der anderen Seite sind die Produktionskosten in Lateinamerika im vergangenen Jahr-zehnt deutlich gestiegen. Auch der Rückzieher der Discounterkette Lidl, ihre Bananen auf 100 % Fairtrade umzustellen, verdeutlicht: Freiwillige Initiativen von Unternehmen reichen alleine nicht aus, um faire Handelsbedingungen herzustellen.
"Aus diesem Grund fordern wir eine gesetzliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für deutsche Unternehmen entlang ihrer Lieferketten. Sie müssen dafür Verantwortung über-nehmen, dass ihre Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden und deren Erzeuger*innen von ihrem Einkommen oder Lohn ein menschenwürdiges Leben führen können", erklärt Manuel Blendin. "Wer dies nicht tut, muss im Schadensfall von den Betroffenen haftbar gemacht werden können", ergänzt Blendin.
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 17.07.2019
![Cover des aktuellen Hefts](/global/images/cms/forum_Cover/forum_2024-03_cover-v.png)
Positiver Wandel der Wirtschaft? – So kann's gehen
forum 03/2024 mit dem Schwerpunkt „Wirtschaft im Wandel – Lieferkettengesetz, CSRD und regionale Wertschöpfung"
- KI
- Sustainable Finance
- #freiraumfürmacher
- Stromnetze
Kaufen...
Abonnieren...
21
AUG
2024
AUG
2024
StiftungsApéro SommerTour mit Engagement Global
Wie machst Du das eigentlich in Deiner Stiftung?
Berlin, 27.08. Frankfurt a.M., 04.09. CH-Basel
Wie machst Du das eigentlich in Deiner Stiftung?
Berlin, 27.08. Frankfurt a.M., 04.09. CH-Basel
12
SEP
2024
SEP
2024
Handelsblatt Tagung Energizing Real Estate 2024
Die Energiewende gelingt nur gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft
10117 Berlin
Die Energiewende gelingt nur gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft
10117 Berlin
16
OKT
2024
OKT
2024
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
![](https://www.forum-csr.net/global/images/Werbemittel/2024_01_Banner_ecozoom_forum_csr5.jpg)
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Klima
![](/global/images/cms/Symbolbild/hitze_thermometer-4353328_1280_geralt_pixabay.png)
Als Philosoph prognostiziert Christoph Quarch, dass ein klimaneutrales Leben sehr viel schöner sein wird als Leugner befürchten
Jetzt auf forum:
Jeder Kassenzettel ist ein mächtiger Stimmzettel: jetzt grün und günstig shoppen auf ethicDeals.de
edding setzt auf recyceltes Aluminium
IMPACT FESTIVAL, 30. - 31. Oktober 2024, Messe Frankfurt am Main
Wir haben ein Recht auf Wahrheit
Studie: E-Bikes und Co. als Schlüssel zu Net Zero in der EU
VCG.AI erhält 2,5 Millionen Euro Zuschuss vom europäischen Programm EIC Accelerator 2024
Weltweit erstes Hartstoff-Einstreumaterial mit Produkt-EPD für nachhaltiges Bauen: