CSR Aus- und Weiterbildung aktuell

Von Karin Fuchs-Gamböck, München

Prof. Dr. Ingo Pies vom Lehrstuhl für Wirtschaftsethik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat sich offiziell zu den "Principles for Responsible Management Education" bekannt. Er gehört damit zu den Erstunterzeichnern der Prinzipien für die Lehre, die beim Führungstreffen des "Global Compact" 2007 in Genf angenommen wurden. Der Global Compact und die Europäische Kommission machen sich dafür stark, dass CSR in den Unternehmen zur gängigen Praxis werden kann. Als logische Konsequenz fordert die Kommission Hochschulen und einschlägige Bildungseinrichtungen auf, CSR bei der Ausbildung zukünftiger Führungskräfte zu berücksichtigen und beispielsweise in die Lehrpläne für das Graduiertenstudium aufzunehmen. So begrüßenswert der Ansatz auch ist, bei den zukünftigen Unternehmern, Führungskräften, Managern ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Wirtschaftsethik zu wecken, noch ist er Zukunftsmusik.

Doch was können Führungskräfte, interessierte Angestellte und Selbständige schon heute tun, um sich entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen? In Deutschland und im deutschsprachigen Ausland gibt es eine ganze Reihe universitärer sowie kommerzieller Aus- und Fortbildungsangebote zu CSR, Nachhaltigkeit und Wirtschaftsethik. Fast alle sind sie praxisorientiert und Berufs begleitend aufgebaut, denn CSR wird selbst in den großen Unternehmen meist von interessierten Quereinsteigern, häufig aus der Unternehmens-kommunikation betreut.

Im Centre for Sustainability Management (CSM) der Universität Lüneburg wird seit 2003 der Fernstudiengang "MBA Sustainability Management (sustainament)" mit einer Mischung aus E-Learning und Präsenzveranstaltung, im so genannten Blended Learning, angeboten.
Speziell für die Managementweiterbildung konzipiert wird er mit dem akkreditierten Titel Master of Business Administration (MBA) abgeschlossen und kostet rund 10.000 Euro an Studiengebühren. In Teilzeit über 4 oder in Vollzeit über 2 Semester liegt die Ausrichtung des Studiengangs auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement mit der Verknüpfung zu Innovationsmanagement, Soft Skills und Entrepreneurship und entspricht den wachsenden Bedürfnissen der Praxis.

Die Volkswirtin Anke Steinbach schloss den MBA im Jahrgang 2007 als Jahrgangsbeste ab und war sehr zufrieden mit dem Angebot in Lüneburg: "Mit Disziplin, Flexibilität und Interesse ist das Studium nebenberuflich zu schaffen, wobei ich sehr von meinem Grundwissen als Freiberuflerin im Bereich CSR Management profitierte. Der MBA ist mir als international anerkannter Abschluss wichtig, auch um das CSR Thema in Managementkreisen stärker zu etablieren. Inhaltlich war das Studium nicht so Umwelt lastig, wie man durch die Nähe zum Lehrstuhl Umweltmanagement vermuten könnte. Ausgehend von einem Management Verständnis zu sozialen und ökologischen Fragestellungen lag bei den Businessaufgaben, Case Studies, Übungs- und Prüfungsaufgaben vielmehr ein inhaltlicher Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen, ein CSR Bezug war immer gegeben. Besonders der Abschlussworkshop bei BASF bot inhaltlich eine spannende Woche."

Stefan Löbbert leitet den Bereich Nachhaltigkeitsmanagement bei der Münchner HypoVereinsbank. Auch er begrüßt das Lehrangebot und sagt dazu: "Der MBA-Studiengang sustainament bietet meinen Mitarbeitern die beste Qualifikation, um unsere Bank zu einem führenden nachhaltigen Finanzdienstleister zu entwickeln."
Der B.A.U.M. e.V. unterstützt dieses Angebot an Führungskräfte beispielsweise durch seine Mitarbeit in der Jury zur Bewertung der Praxisarbeiten. Professor Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender B.A.U.M. e.V., sieht hier einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen und schätzt an dem Studiengang, dass "die Inhalte sowohl durch hohe fachliche Kompetenz des Lehrpersonals als auch durch die praktische Orientierung des Stu¬diums optimal vermittelt werden."

Das Institut WFI Ingolstadt School of Management der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bietet Studierenden des MBA Programms erstmals ab April 2008 einen CSR Schwerpunkt an. Ebenfalls als Berufs begleitendes, viersemestriges MBA Studium konzipiert, bietet der Studiengang im ersten Studienabschnitt eine umfassende General Management-Ausbildung mit allen wesentlichen Aspekten einer "Anleitung zur Unternehmensführung". Im Rahmen des zweiten Studienabschnitts wird als eine von vier frei wählbaren Alternativen unter anderem "Corporate Responsibility und Unternehmenskommunikation" als Vertiefungsschwerpunkt angeboten. Die Zielgruppe sind (Nachwuchs-) Führungskräfte und Selbständige. Die Kosten für das Programm belaufen sich auf 25.000 Euro. Dafür hat der executive.mba einiges zu bieten: Darin enthalten sind alle Kosten für Unterrichtsmaterialien, Verpflegung und auch die Studienreise. Die 10-tägige Studienreise ist als verpflichtendes Element im Curriculum verankert. Zielsetzung ist den Teilnehmern Einblicke in eine andere Kultur und deren wirtschaftliches Verständnis zu ermöglichen. Dabei können die Studenten zwischen einer Reise in die USA oder nach China wählen. Darüber hinaus sind Kooperationen mit Einrichtungen in Indien geplant. Für Studenten der CR-Vertiefung besteht die Möglichkeit einer weiteren Studienreise zur Universität Bocconi in Mailand. Hierfür müssen die Teilnehmer allerdings selbst aufkommen. Dabei entscheidet der Kurs, ob die Reise unternommen wird. Alle anderen Kosten sind in den Programmkosten enthalten.

Anna Katharina Hildisch betreut als Programmmanagerin das neue Angebot und sagt dazu: "Das Interesse am Studiengang geht vor allem von Einzelpersonen aus. Dabei ist die Resonanz bisher sehr groß. Die Studenten haben dabei oftmals Vereinbarungen über finanzielle Unterstützung mit ihren Arbeitgebern." Zur Frag, wie es gelingt, den wichtigen Bezug zur Praxis herzustellen, sagt Frau Hildisch: "Der Bezug zur Praxis wird durch die Interaktivität der Veranstaltungen gewährleistet. Neben einer breiten Diskussion der inhaltlichen Aspekte, deren Anwendbarkeit und tatsächlicher Anwendung in der eigenen unternehmerischen Realität werden in Fallstudien praxisnahe Problemstellungen gelöst. Darüber hinaus wird die inhaltliche Reflexion der Teilnehmer durch Unterrichtsmaterialien und Reflexionsbögen auch über die Veranstaltung hinaus gefördert. In Form von speziellen Veranstaltungen präsentieren die Teilnehmer die erkannten Veränderungen in ihrer Praxis und erhalten individuelles Coaching bei ihren Problemstellungen. In dem bereits genannten 6-monatigen Praxisprojekt erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, das im Seminar erlernte praktisch umzusetzen. Angestrebt ist die Bearbeitung gemeinnütziger Projekte, um die soziale Verantwortung nicht nur zu fordern, sondern auch in der Praxis selbst zu leben."

Für deutlich geringere 350 Euro bietet die Uni Rostock 2008 eine neue Weiterbildung an, einen Fernlehrgang mit Präsenzveranstaltung, der die Grundlagen der Wirtschaftsethik vermittelt. Das Modul erstreckt sich über einen Zeitraum von 2 Monaten mit einem ausgewiesenen Arbeitsaufwand von 90 Stunden. Es beginnt am 1. Februar 2008 mit Versand des Lehrmaterials für das Selbststudium. Die zentrale dreitägige Präsenzveranstaltung am Wochenende des 29.02.-02.03.2008 festigt Erlerntes, vermittelt solides Praxiswissen zu CSR-Strategie, CSR-Management und CSR-Kommunikation.
Zum Abschluss der Fortbildung ist eine Prüfung in Form einer Einsendeaufgabe vorgesehen.

Spricht man mit CSR-Beauftragten in Unternehmen, dann wünschen sich diese häufig einen einführenden Wissenstransfer, beispielsweise für neue Mitarbeiter, der sich auf wenige Tage beschränkt. Hierzu haben wir eine Reihe von ein- bis dreitägigen Seminarangeboten in einer preislichen Spanne von 500 bis 5.000 Euro recherchiert.
An zwei Tagen und für eine recht vernünftige Seminargebühr von 1.290 Euro führt Dr. Norbert Taubken bereits wiederholt Mitarbeiter von CSR-interessierten Fachabteilungen an das Thema heran. Als Unternehmensberater für CSR und Corporate Citizenship und Pädagoge mit langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenbildung verbindet er gekonnt Praxis und Lehre. Ziel dieses Seminars ist es, den theoretischen Hintergrund zur CSR-Debatte transparent zu machen und anhand von Praxisbeispielen aufzuzeigen, wie CSR für ein Unternehmen strategisch entwickelt und glaubwürdig ausgestaltet werden kann.

Unser Überblick erhebt in einem sehr lebendigen und wachsenden Markt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, will viel mehr Einblicke schaffen und wird in sinnvollen Abständen wiederholt. Eindrücke aus Seminaren und Informationen zu CSR Seminaren sind daher willkommen.



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Quelle:
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 07.12.2007

     
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