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Droht der Kollaps?

Unternehmen als Akteure der Verkehrswende

Eine Verkehrswende ist dringend nötig, denn ohne erhebliche CO2-Reduktionen in diesem Bereich ­können die Klimaziele nicht erreicht werden. Die Politik lässt hier mutiges, entschiedenes Handeln vermissen. Durch kluges Mobilitätsmanagement können jedoch auch Unternehmen zu Akteuren der Verkehrswende werden und ihre Mobilität nicht nur klimaschonend, sondern zugleich innovativ, effizient und gesundheitsfördernd, also insgesamt nachhaltig gestalten.
 
Unternehmen haben es in der Hand: Die Förderung der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und Firmenfahrräder sind Maßnahmen, die gut für Umwelt und Mitarbeitergesundheit sind. © JobRad, jobrad.org Mit der Verkehrswende geht es nicht voran. Die Bereiche Energie, Industrie und Gebäude haben zur CO2-Reduktion beigetragen, doch die CO2-Emissionen des Verkehrs sind seit 1990 sogar angestiegen. Elektroautos sind weit von nennenswerten Zulassungszahlen entfernt. Probleme mit Staus und kaputter Infrastruktur im Verkehrsbereich häufen sich – dazu kommt eine tiefe Vertrauenskrise, die die Autoindustrie selbst ausgelöst hat.
 
Eigentlich wäre mutiges Handeln erforderlich – doch die Politik tut sich schwer. Lieber werden die eigenen Klimaziele verfehlt, als wirksame Maßnahmen ergriffen. Als einziges werden Elektro-Autos massiv gefördert. An umweltschädlichen Anreizsystemen im Steuerrecht wie dem Dienstwagenprivileg wird eisern festgehalten. Ein Tempolimit auf Autobahnen – undenkbar! Dann lieber kein Klimaschutz.
 
Wir warten nicht mehr auf die Politik!
Auch wenn wesentliche Teile des Verkehrssystems und der Verkehrsangebote von Politik und Verwaltung gestaltet werden, haben Unternehmen selbst vielfache Möglichkeiten, zu einer nachhaltigen Mobilität beizutragen, indem sie Einfluss darauf nehmen, wie ihre Beschäftigten unterwegs sind. Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement (BMM) systematisieren und verbessern Unternehmen ihre Mobilität, holen Innovationen in das Unternehmen und betreiben Umwelt- und Klimaschutz. Zusätzlich fördern sie die Gesundheit der Mitarbeiter, reduzieren Kosten und steigern die Attraktivität als Arbeitgeber.
 
Mobilität auf neuen Wegen
Mobilität ist für die Mehrheit der Beschäftigten ein wichtiges Thema. Ein Handlungsfeld der Unternehmen ist die (finanzielle) Unterstützung bei der Gestaltung von Arbeitswegen. Aktuell erfreut sich hier z. B. das Fahrrad-Leasing großer Beliebtheit, da es mit diesem Modell den Beschäftigten viel leichter fällt, ein hochwertiges Fahrrad oder E-Bike anzuschaffen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren zusätzlich von Einsparungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Mittlerweile boomt der Markt, ca. 250.000 Job-Räder sind bundesweit schon unterwegs. In manchen Belegschaften haben sich über 20 % der Beschäftigten auf diesem Wege ein neues Fahrrad angeschafft. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass sie deutlich häufiger mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und somit etwas für ihre Gesundheit tun. Studien aus den Niederlanden haben ergeben, dass radelnde Mitarbeiter deutlich weniger Fehltage haben.
 
Sharing is Caring
Die Umstellung der Firmenflotte auf verbrauchsarme Fahrzeuge und E-Autos – am besten im Sharing-Verbund – sind weitere Schritte in Richtung Verkehrswende. © VWDie Elektromobilität bietet mittlerweile praktikable Alternativen für den Fuhrpark. Mit (Corporate) Carsharing lässt sich zudem die Auslastung des Fuhrparks steigern oder gar die Zahl der eigenen Fahrzeuge verkleinern, so dass dann auch die Wirtschaftlichkeit steigt. Aber es geht nicht immer nur um neue Investitionen: Wenn Unternehmen einfach nur das vorhandene Wissen über moderne Mobilitätsformen und -angebote bündeln und ihren Beschäftigten (z. B. über das Intranet) zugänglich machen, ist schon viel erreicht. Mit der Teilnahme an Aktionen wie „Mit dem Rad zur Arbeit" oder „Stadtradeln" können Unternehmen ohne eigenen Mitteleinsatz Flagge zeigen und ihre Beschäftigten in sinnvolle Aktivitäten einbinden. Aktionstage mit „Ausprobierelementen", z.B. Schnupperkarten für den ÖPNV oder Probefahren von Elektrofahrrädern, Unterstützung bei der Nutzung von Mietangeboten von Rollern und Rädern, regen zum Umsteigen auf alternative Verkehrsmittel an. Insbesondere für neue Mitarbeitende sind Informationen zu den Mobilitätsangeboten und möglichkeiten am neuen Arbeitsplatz wichtig; ein Begrüßungspaket mit z. B. einer Fahrradwegekarte, Sicherheitsweste, Helm und Luftpumpe gibt einen Impuls in die richtige Richtung.
 
Von Vorbildern lernen
Durch eine umfassende Förderung der Fahrradnutzung hat es die Versicherungsgruppe Wertgarantie aus Hannover schon dreimal geschafft, fahrradfreundlichster Arbeitgeber in der Region Hannover zu werden. Das vielfältige Engagement soll auch dem Klimaschutz und natürlich dem Firmenimage dienen. Eine positive Vorbildwirkung ist auch das Motiv für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), die alle Standorte in Deutschland als FAHRRAD-fit–Betrieb hat zertifizieren lassen. In fast jedem Unternehmen gibt es Anknüpfungspunkte für das Mobilitätsmanagement. Umgesetzte Einzelmaßnahmen wie der Einsatz von Telefon- und Videokonferenzen zur Vermeidung von Reisen oder die Anschaffung von Elektrofahrzeugen können Ausgangspunkte für ein umfassenderes Mobilitätskonzept sein. In Reiserichtlinien kann z.B. geregelt werden, dass vorrangig öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad genutzt werden müssen. Bei der Barmenia Versicherungsgruppe erfolgt die Reisebuchung über ein Tool, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst und deren Emissionen über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaftet die Barmenia-Hauptverwaltung in Wuppertal klimaneutral.
 
Kostenfalle Parkplatz
Eine wichtige Stellschraube zur Gestaltung der betrieblichen Mobilität ist das Parkraummanagement. Wo kostenlose Parkmöglichkeiten in Hülle und Fülle bereitgestellt werden, drängt sich den Mitarbeitenden die Frage nach Alternativen nicht unbedingt auf. Dabei wenden viele Firmen erhebliche Mittel für die Parkplatzbereitstellung auf – und nur autonutzende Mitarbeitende profitieren davon. Ein erster Schritt für ein geordnetes Parkraummanagement ist das Ausweisen von Stellplätzen an bevorzugten Stellen, die nur Fahrgemeinschaftsfahrzeugen vorbehalten sind. Im Forschungszentrum Jülich geht man noch einen Schritt weiter und fördert die Bildung von Fahrgemeinschaften durch das Tool Pendlerportal. Sinnvollerweise hat sich das Forschungszentrum Jülich hierzu auch mit benachbarten Betrieben zusammen getan, was die erfolgreiche Vermittlung passender Fahrpartner noch erhöht. Das entlastet den regionalen Verkehr und die Geldbörsen der Mitarbeiter.
 
Staat und Berater helfen
Die Beurteilung der Standortsituation – Anzahl der verfügbaren Parkplätze, Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Verkehrsinfrastruktur usw. – kann mit einfachen Mitteln vorgenommen werden. Sinnvoll ist zudem der Einsatz standardisierter Instrumente (z. B. Mitarbeiterbefragung, Analyse der Arbeitswege der Beschäftigten, Wohnstandortanalyse, Fuhrparkanalyse), bei denen unabhängige Mobilitätsberater unterstützen. Die Anbindung an vorhandene betriebliche Instrumente (z. B. Gesundheits- und Bewegungsförderung, Klimaschutz-, Umwelt- und Energiemanagement) hilft bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Maßnahmen. Auf dem Weg zu nachhaltiger Mobilität können Betriebe Förderprogramme und Vergünstigungen nutzen, z.B. bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen und der Installation von Ladestationen. Dank Gleichstellung von Dienstfahrrädern und Dienstautos ist Fahrradleasing für Arbeitgeber lohnend. Auch zur Anschaffung von Lastenrädern gibt es öffentliche Zuschüsse. Umfassende Konzepte zu BMM werden neuerdings auch vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Seit Januar 2019 gibt es zudem neue steuerliche Vergünstigungen: Zuschüsse des Arbeitgebers zu ÖPNV-Tickets bleiben ebenso steuerfrei und ohne Anrechnung als geldwerter Vorteil wie die Bereitstellung von Firmenfahrrädern auch zur Privatnutzung für die Beschäftigten. Grundlegende und weitere Informationen zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, wie ein Leitfaden mit Praxisbeispielen, ein WIKI und ein Erklärfilm zu BMM, finden sich auf www.mobil-gewinnt.de.
 
Dieter Brübach ist Diplom-Betriebswirt und Mobilitätsmanagementberater. Seit vielen Jahren arbeitet er bei B.A.U.M. e.V. für die Sache des nachhaltigen Wirtschaftens; seit 2009 ist er Mitglied des Vorstands. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Energie, Klimaschutz, Mobilität und nachhaltige Beschaffung.

Technik | Mobilität & Transport, 01.06.2019
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2019 - Afrika – Kontinent der Entscheidung erschienen.
     
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