BIOFACH 2025

Equilibrium Management:

Die richtige Balance für eine nachhaltige Digitalisierung

Die zunehmende Digitalisierung verändert die Wirtschaftsstrukturen und damit auch unsere Gesellschaft. Wie Digitalisierung zum Ressourcen- und Klimaschutz beitragen kann lesen Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2017  mit dem Schwerpunkt Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Das Leben hängt von Gegensätzen ab und strebt ein optimales Gleichgewicht (Equilibrium) an. Die richtige Balance zu finden, ist daher ein Erfolgsrezept für ein nachhaltig gesundes, glückliches Leben und nachhaltigen Erfolg. Ein nachhaltiges Management (Sustainable Management) integriert daher im Sinne eines systemischen beziehungsweise integralen Konzeptes die unterschiedlichen Aspekte und versucht die richtige Balance zu erreichen.

Management Excellence: Die richtige Balance finden 
Ein Balance Management zielt wesentlich auf einen Ausgleich. Dabei geht es um die Vereinbarung gegensätzlicher Ziele, vergleichbar mit der Balanced Scorecard (BSC). Dabei findet diese Ausgleichsbewegung auf verschiedenen Ebenen statt. Vorgelagert müssen gesamtgesellschaftliche, humane Interessen berücksichtigt werden. Auf der Unternehmensebene wiederum stehen verschiedene Anforderungen wie Nachhaltigkeit, Innovationsdruck und Kostendruck gegenüber. Auf Mitarbeiterebene sind es Aufgaben- und Beziehungskonflikte und auf der Managerebene Kostendruck, Zeitdruck und die Anforderungen an eine charismatische Führungskraft. 

© Equilibrium Management, Marco EnglertWird im Rahmen der Leadership Excellence auch Management Excellence realisiert, dürfte es eines der Hauptmerkmale dieses Spitzenmanagements sein, derartige Widersprüche aufzulösen und ein Gleichgewicht widerstreitender Interessenlagen im Unternehmen zu erreichen. Insoweit ist ein Equilibrium Management Vorstufe oder integraler Bestandteil einer zu verwirklichen Management Excellence. Denn es gilt die Lebenssysteme mit einem entsprechenden Management wieder in ein angemessenes Gleichgewicht (Equilibrium) zu bringen und in diesem zu halten, um eine nachhaltige Evolution (Sustainable Evolution) sicherzustellen.

Ein anzustrebender Wandel der Führungskultur ist also aus Unternehmenssicht pragmatisch durch den Leistungsprozess und die Ergebnisorientierung begründet. Die Problematik eines solchen Wandels der Führungskultur besteht allerdings darin, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Organisation, der Gruppenmitglieder und der Führungskraft selbst herzustellen, was von allen Beteiligten - im Erfolgsfall - als gerechter sozialer Austausch erlebt und geschätzt wird.

Es gilt also, Führungskräften Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie einen konkreten Wandel der Führungskultur ins Werk setzen und dabei eine lernende Organisation so führen können, dass Innovation und Nachhaltigkeit optimal gewährleistet werden können. Dabei spielen im digitalen Zeitalter vor allem agile und digitale Tools eine entscheidende Rolle. Voraussetzung für die Anwendung dieser Tools ist ein passendes nachhaltiges, digitales und agiles Mindset – ein Equilibrium Mindset.

Exponentielle Organisationen: Nachhaltigkeit, Agilität und Digitalisierung
Nach Ismail handelt es sich bei einer exponentiellen Organisation (ExO) um ein Unternehmen, das durch ein hohes Potential und ein schnelles Wachstum gekennzeichnet ist. Es zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, Innovationen beziehungsweise Digitalisierung und Agilität aus. Der erzielte Gewinn beträgt ein Vielfaches des durchschnittlichen Gewinns vergleichbarer Unternehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, dass Unternehmen neuartige Strukturen aufbauen.

Die Agilität lässt sich im Rahmen von ExOs als Beispiel für erfolgreich umgesetztes nachhaltiges Management umsetzen. Dabei geht es darum, Stabilität, Kontrolle und Ordnung in Einklang beziehungsweise Balance mit Unsicherheit, Wachstum und Kreativität zu bringen. Diese Aufgabe ist eine wichtige Herausforderung in der VUKA-Welt und wird durch ein solches nachhaltiges Equilibrium Management unterstützt.

Die Digitale Transformation ist gleichbedeutend mit einer Veränderung, die sich auf der Anwendung der digitalen Technologie in allen Bereichen der menschlichen Gesellschaft gründet. Die Transformationsphase bedeutet, dass eine digitale Nutzung neue Arten von Innovation und Kreativität in einem bestimmten Bereich ermöglicht anstatt nur traditionelle Methoden zu verbessern und zu unterstützen. Bei der Verschmelzung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu einer „Nachhaltigkeit 4.0" bzw. „Sustainability 4.0" geht es im Sinne einer nachhaltigen Digitalisierung (Sustainable Digitization) nicht vorwiegend um technologische Innovation, sondern um die Selbstermächtigung von Menschen zur Transformation ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Verhältnisse in Richtung Demokratisierung des Wirtschaftens, ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Inklusion beziehungsweise Verbundenheit (Connectedness). 

Human Balance Factor: Der Mensch ist Ausgleichsfaktor bei der digitalen Transformation
Wenn Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen sie sich frühzeitig mit der digitalen Transformation beschäftigen. Insbesondere dann, wenn sie nicht von ExOs überholt werden möchten. Dabei werden allerdings enorme Spannungsfelder entstehen, da die Unterschiede zwischen den bisherigen Arbeitsplätzen in den traditionellen Strukturen und den Möglichkeiten, aber auch Anforderungen der Digitalisierung einfach zu groß sind: Tiefe Hierarchien können weder schnell genug auf die dynamischen Prozesse reagieren, noch fördern sie das Innovationspotenzial des Unternehmens selbst. 

Die Wirtschaft und Politik sollte also die richtigen Fragen stellen, um den Menschen in den Mittelpunkt der Digitalisierung zu rücken. In den Unternehmen selbst entscheidet das Management darüber, ob und inwieweit das Potenzial ausgeschöpft werden kann: sowohl in Bezug auf die Produktivität als auch auf den allgemeinen Wohlstand. Individualisierte Programme zur Weiterbildung, klare Kommunikation, weniger Regulatorik, mehr Agilität, und die Konzentration auf menschliche Interaktion könnten vieles bewirken, wozu Maschinen und Künstliche Intelligenz (KI) gar nicht in der Lage sind. Die Prioritäten müssen also konsequent gesetzt werden: Digitalisierung um ihrer selbst willen kann keine Zukunft haben, das Maß der Dinge sollte der Mensch bleiben.

Quellen:
  • Englert, M. (2019). Digitalisierung als evolutionärer Erfolgsfaktor für ein exzellentes Management in Ternès, A. (Hrsg.); Englert, M. (Hrsg.). Digitale Unternehmensführung: Kommunikationsstrategien für ein exzellentes Management. Berlin: Springer Gabler Verlag
  • Englert, M. (2019). Potenzial des Sustainable Management im 21. Jahrhundert in Ternès, A. (Hrsg.); Englert, M. (Hrsg.). Nachhaltiges Management: Nachhaltigkeit als exzellenten Managementansatz entwickeln. Berlin: Springer Gabler Verlag
  • Englert, M. (2017). Ein Sustainability Mindset für Sustainable Excellence. Abgerufen am 10.01.2019 von http://www.gesichter-der-nachhaltigkeit.de/gesichter/marco-englert
Marco Englert (MSc, MBA) ist Manager, Berater und Coach. Er ist Experte für eine nachhaltige und digitale Unternehmensführung und steht für ein Excellence-Mindset, das Menschlichkeit, Gleichgewicht bzw. Balance, Innovation und Nachhaltigkeit fördert. Mit seinem Managementkonzept „Equilibrium Management", das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, verbindet er die Kernthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit und macht Organisationen zukunftsfähig.
 
Johannes Pföhler (MSc) ist Experte für verantwortungsvolle Unternehmensführung, Managing Director von Sutron, Initiator des Nachhaltigkeitsnetzwerks Sustainable Management Circle (SMC) und Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Als Berater berät er Unternehmen, u.a. zu Sustainable Branding, humaner Digitalisierung und agilem Nachhaltigkeitsmanagement.

Wirtschaft | Führung & Personal, 10.04.2019

     
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