Georg Kell: ESG Finanzanalyst und Gestalter der globalen Nachhaltigkeitsagenda
Der Entwickler des Global Compact
Am 14. November 2018 wird Georg Kell in der Kölner Flora auf der „8. International Conference on Sustainability and Responsibility: Responsible Leadership in Times of Transformation" sprechen und eine Laudatio auf Robert G. Eccles halten, ESG & Integrated Reporting Pionier und derzeit Visiting Professor an der Saïd Business School der University of Oxford, der hier mit dem „Lifetime CSR Achievement Award 2018" ausgezeichnet wird. Seien Sie dabei: www.international-csr.org. |
Das Ethisphere Institute zählt den Deutschen seit 2011 jährlich zu den ‚100 Most Influential People in Business Ethics‘, Fergal Byrne nennt ihn eine „Schlüsselpersönlichkeit im Herzen der Entwicklung unserer heutigen Nachhaltigkeitsagenda". Als Georg Kell vor fast 20 Jahren an Kofi Annans Rede „A Global Compact" arbeitete war ihm nicht bewusst, dass, was als Weckruf und Appell an die Experten, Wirtschaftsbosse und Politiker des Weltwirtschaftsforums gedacht war, unter seiner Führung zur weltweit größten und einflussreichsten CSR Nachhaltigkeitsinitiative unserer Zeit werden sollte. Den größten Impact des UN Global Compacts sieht Kell heute darin, Ansichten und Denkweisen global verändert zu haben. Die größte Transformationskraft der Nachhaltigkeitsagenda sagt er, erwacht nun endlich mit dem Umdenken der Finanzwelt. Es wird höchste Zeit.
Wegbereiter
der modernen CSR Agenda
Kell studierte Ingenieurwesen und VWL
an der Technischen Universität zu Berlin, wo er seine Karriere am
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie und Innovation begann. Er
promovierte am St. Thomas Aquinas
College in New York City. Nachdem er als Finanzanalyst in mehreren
afrikanischen und asiatischen Ländern tätig war, ging er im Jahr 1987 zu den
Vereinten Nationen.
Der United Nations Global Compact ist die weltweit größte und wichtigste Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung.
Auf der Grundlage 10 universeller Prinzipien und der Sustainable Development Goals verfolgt er die Vision einer inklusiven und nachhaltigen Weltwirtschaft zum Nutzen aller Menschen, Gemeinschaften und Märkte, heute und in Zukunft. (UNGC)
Global Compact wurde bis heute von über 9.500 Unternehmen in über 160 Ländern unterzeichnet, um CSR zu verankern und eine sozialere und ökologischere Ausgestaltung der Globalisierung zu diskutieren. Während seiner Karriere bei den Vereinten Nationen etablierte Kell den UN Global Compact als branchenübergreifendes Forum für nachhaltige Praktiken und Politik. Die Plattform trägt maßgeblich dazu bei, dass verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln nicht nur innerhalb der Unternehmen implementiert wird, sondern auch stetig weiterentwickelt, offengelegt und weitergegeben wird. Neben dem UN Global Compact betreute Georg Kell die Konzeption und Einführung paralleler Initiativen wie die Principles for Responsible Investment (PRI), die Principles for Responsible Management Education (PRME) sowie die Sustainable Stock Exchange (SSE) Initiative.
Darüber hinaus ist Kell heute Vorsitzender des Vermögensverwalters Arabesque, welcher aus einer Kombination quantitativer Investment Strategien und ESG Faktoren (ökologische, soziale und Regierungsinformationen - Environmental, Social, and Governance Information)und Big Data der Beurteilung globaler, börsennotierter Unternehmen hinsichtlich Leistung und Nachhaltigkeit dient. Die Verarbeitung von mehr als hundert Billionen Datenpunkten erlaubt Arabesque diese Integration von ESG Informationen und quantitativen Investitionsstrategien. So kann langfristig finanzieller Erfolg und die Reduktion von Portfoliorisiken geboten werden.
Systemwandel und die Macht der Ideen
Erst wenn Unternehmen ESG Faktoren in den Kern
ihrer Strategien und Operationen übernehmen und erkennen, dass es sich lohnt
Mitgestalter nachhaltiger Lösungen zu sein, anstatt Mitverursacher globaler
Probleme, kann eine nachhaltige Transformation gelingen. Verantwortungsvolle
Führung, so sagt er in einem Interview mit dem UN News Center, bedeutet „alle
relevanten Punkte zu verbinden [denn] zukünftiger finanzieller Erfolg hängt ab
vom Erfolg der Märkte in denen man operiert". Im Zusammenspiel von
globalen Stakeholdern kommt der Wirtschaft so eine Schlüsselrolle im
umschreiben überholter Paradigmen. Die systemische Transformation von Märkten
steht für Kell im Zentrum einer erfolgreichen Nachhaltigkeitsagenda. Die große
Herausforderung und Zerreißprobe liegt darin, dass Institutionen und politische
Systeme sich nur langsam bewegen. Die Wirtschaft muss in Rahmenbedingungen
operieren, die im Angesicht von Digitalisierung, technischem Fortschritt,
planetarischen Grenzen und komplexen, sich wandelnden Governance-Strukturen
nicht mehr zeitgemäß sind. So ist der Weg der Transformation ein oftmals noch
chaotischer und nicht immer vorwärtsgewandter. Die Subvention von Dieselkonsum
in Deutschland bezeichnet er beispielsweise als „perverse überholte Politik des
industriellen Zeitalters". Wir haben keine vorgefertigte Karte zur Navigation
der Transformation, aber für Kell steht fest: „Wir müssen von einem
industriellen hin zu einem „future-fit" Modell." Hierfür braucht es mutige
Visionäre und Führungspersönlichkeiten, die auch im Angesicht einer
unvorhersehbaren Zukunft nicht davor zurückschrecken ambitionierte Ziele zu
verfolgen. Wir sollten nicht vergessen: Aus einer inspirierenden Rede kann mit
der richtigen Vision und Führung ein Netzwerk aus über 9.500 Unternehmen
wachsen, welches das Bewusstsein einer ganzen Generation verändern kann: „Die
größte Macht der Menschheit ist die Macht der Ideen," sagt Kell.
Wake-up Call in der Finanzwelt und die Beschleunigung der
Nachhaltigkeitsdebatte
Kell sieht die wahre
transformative Kraft hin zu einem nachhaltigen System in der Verteilung
finanzieller Ressourcen. 2018 benennt er in Fergal Byrne’s Podcast „The Sustainability
Agenda" zum Jahr der Zusammenführung von nachhaltigen Investments und
verantwortungsvollen Geschäftspraktiken. Als einer der trägsten Player hat die
breite Finanzwelt, in ihrer Besessenheit mit kurzfristigen Gewinnen, sich lange
der ESG Debatte entzogen. Erst eine Studie
aus 2015, die eine positive Korrelation zwischen ESG Performance und
langfristiger Aktienbewertung belegt, brachte laut Kell ein Umdenken: Der
Wake-up Call. In dieser Entwicklung sieht Kell den nächsten großen „Boost" der
Nachhaltigkeitsagenda. Die Anwendung der PRI wächst rasant, eine vielzahle
weiterer Initiativen nehmen Fahrtwind auf und auch der breiten Masse werden
Finanzprodukte zugänglicher, die es einer ganzen Generation ermöglichen
plötzlich Investments nach ihren persönlichen Werten zu tätigen. Die Finanzwelt
holt auf, in der Nachhaltigkeit und dank des rasanten technischen Fortschritts
in einer Art und Weise mit der sie den derzeitigen Fortschritt auf dem Gebiet
sogar überholen und maßgeblich gestalten wird: „Wenn die Finanzwelt erst
einmal spricht und Kapital verlagert, wird das Nachhaltigkeitsthema wirklich
skaliert und beschleunigt und hoffentlich werden dann auch die Politiker
realisieren, dass es höchste Zeit ist die Rahmenbedingungen anzupassen." Denn schlussendlich brauchen wir eine politische Führung und ein
regulatorisches Spielfeld, dass uns jenseits überholter industrieller
Systemgrenzen operieren lässt.
Momentan beschäftigt Kell die Frage wie sich die Zusammenführung von nachhaltigen Investments und verantwortungsvoller Managementmethoden in der Praxis umsetzen lässt und wie sich Übertragungsmechanismen so effektiv gestalten lassen, dass sie schnellstmöglich skaliert werden können – Denn: Die Zeit wird knapp.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 28.10.2018
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