Uta Dobler

Die Wahlfreiheit der europäischen Konsumentinnen und Konsumenten hat Vorrang

Anbauverbände und Naturkostbranche erleichtert über EuGH Gentechnik-Urteil

Mit großer Spannung war das heutige Urteil des EuGH zur rechtlichen Einstufung des neuen CRISPR-Verfahrens erwartet worden.
Der Gerichtshof stellte fest, dass durch Mutagenese gewonnene Organismen genetisch veränderte Organismen (GVO) seien und damit grundsätzlich den in der GVO-Richtlinie vorgesehenen Verpflichtungen unterlägen. Mit „Mutagenese" werden alle Verfahren bezeichnet, die es, anders als die Transgenese, ermöglichen, das Erbgut lebender Arten ohne Einführung einer fremden DNS zu verändern. Dank der Mutagenese-Verfahren konnten Saatgutsorten mit Resistenzen gegen ausgewählte Herbizide entwickelt werden.

DNA © geralt, pixabay.com
In einer ersten Stellungnahme sagt Martin Schulz, Bauer aus dem Wendland und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL):  „Mit großer Erleichterung nehmen europäische Bäuerinnen und Bauern das heutige EuGH-Urteil, das auch die neuen Gentechnik-Verfahren betrifft, zur Kenntnis. Wir haben uns – egal ob  konventionell oder biologisch wirtschaftend - einen großen Wettbewerbsvorteil und das Vertrauen der BürgerInnen erobert, dadurch, dass wir auf die gentechnikfreie Erzeugung -setzen und uns dafür in unseren Regionen stark machen. Dies wollen wir nicht durch neue Gentechnik-Verfahren aufs Spiel setzen. Dem ist der EuGH in seinem aktuellen Urteil gefolgt und betont, dass die mit dem Einsatz der neuen Gentechnik-Verfahren verbundenen Risiken vergleichbar seien mit denen der alten Gentechnik-Verfahren. Würden die neuen Techniken nicht als Gentechnik reguliert, würde dies dem Vorsorgeprinzip zuwiderlaufen, so der EuGH. […] Schutz für Gesundheit, Umwelt und die gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung müssen aber Vorrang haben. […]" www.gentechnikfreie-regionen.de

BNN-Geschäftsführerin Elke Röder: „[…] Es ist im Sinne der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher und es trägt zum Schutz von Umwelt und nachfolgenden Generationen bei. Trotz der positiven Botschaft gilt es nun zunächst den Urteilstext in Gänze abzuwarten und gründlich zu prüfen. Der Versuch, mit den neuen gentechnischen Methoden wie CRISPR/Cas oder zielgerichteter Mutagenese das Gentechnik-Gesetz zu umgehen, scheint vereitelt worden zu sein. […] Wir bleiben bei unseren Grundsätzen: Das Vorsorgeprinzip hat Priorität. Die Wahlfreiheit der europäischen Konsumentinnen und Konsumenten hat Vorrang!" www.n-bnn.de

Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bio-Spitzenverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): „Jetzt ist es amtlich: Gentechnik ist Gentechnik. Das hat Europas höchstes Gericht heute klar und deutlich bestätigt. Das Gericht bekräftigt damit, was eigentlich schon immer klar war. Dass nämlich auch die tiefen technischen Eingriffe in das Erbgut von Lebewesen mit einer Gentechnik-Schere als Gentechnik eingestuft und reguliert werden müssen. Der EuGH hat in seiner Entscheidung wissenschaftliche Fakten ebenso berücksichtigt wie europarechtliche Grundlagen, und insbesondere das Vorsorgeprinzip. Was aus dem Urteil folgen muss, ist klar: Die Bundesregierung muss gewährleisten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Regulierung und Kennzeichnung für die neuen Gentechniken voll-umfänglich umgesetzt werden. […] Die europäischen Richter sorgen dafür, dass Bauern und Verbraucher weiter selbst darüber entscheiden können, was sie anbauen und essen."  www.boelw.de

Verena Föttinger, 2. Stellv. Bundesvorsitzende der ÖDP: „Eine andere Entscheidung des EuGH wäre eine Katastrophe für den Verbraucherschutz, den Schutz unserer Lebensgrundlagen und die biologische Vielfalt gewesen." Konkret bezieht sich das Urteil auf die sogenannte Genscheren- oder Mutagenese-Technologie, mit der das Erbgut von Pflanzen schneller und gezielter verändert werden kann als bisher. Mit Mutagenese werden Verfahren bezeichnet, die es ermöglichen, das Erbgut lebender Arten ohne Einführung fremder Gene zu verändern. Zu den neuen Verfahren zählen beispielsweise Crispr, Talens oder ODM. Ein anderslautendes Urteil hätte vor allem die strenge Europäische Kennzeichnungspflicht ausgehebelt. 

Die ÖDP steht dafür, die natürliche Artenvielfalt zu erhalten. Dazu gehört auch die unabdingbare Reinheit des Saatgutes. Den Einsatz gentechnischer Verfahren in der Nahrungsmittelproduktion lehnt sie ab. Die vollständige, für den Verbraucher verständliche, konsequente Auflistung aller Inhaltsstoffe und der Einsatz von Gentechnik muss gesetzlich garantiert bleiben. Ein anders lautendes Urteil des EuGH hätte diesen Grundsatz beim Thema Gentechnik stark verwässert. www.oedp.de

Weitere Artikel von Uta Dobler:

Trauer um Ibrahim Abouleish
SEKEM-Gründer kurz nach seinem 80. Geburtstag verstorben
"Insbesondere faszinierte mich die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die aus der Anthroposophie entwickelt worden war und mit der man in Europa schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreich arbeitete. Durch sie, so war ich sicher, würde die landwirtschaftliche Situation in Ägypten entscheidend verbessert werden können."
Ibrahim Abouleish


Rettet die Nacht- und Autozüge
Die Abschaffung der Nachtzüge würde es für umweltbewusste Reisende noch schwieriger machen, sinnvolle Alternativen zum innereuropäischen Fliegen zu finden.
Die Deutsche Bahn AG plant, bis spätestens Ende 2016 alle Nacht- und Autozüge mit Schlaf-, Liege- und Sitzwagen abschaffen. Stattdessen sollen ICEs, ICs und Fernbusse durch die Nacht fahren. Unterzeichnen Sie die Petition von WeAct. Die Sammlung läuft weiter.


Starke Frauen - Marli Hoppe-Ritter
Kakao aus dem Kaffeeland - Die Initiatorin von Cacaonica in Nicaragua.
Die Idee von Marli Hoppe-Ritter klingt simpel: „Wenn wir den Bauern helfen, ihren Kakaoanbau weiterzuentwickeln und die Qualität ihres Kakaos zu steigern, werden sie damit mehr Geld verdienen und langfristig ihre Lebensumstände verbessern können." Seit 25 verfolgt sie eisen Ansatz mit dem Projekt Cacaonica in Nicaragua - mit Erfolg!




     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Die Wahrheit in der Politik
Christoph Quarch betrachtet die aktuellen Realitätsverweigerungen mit Sorge
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy

Wie Unternehmen mit regionaler Aufforstung ihre ESG-Ziele stärken

  • TÜV SÜD Akademie
  • toom Baumarkt GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • circulee GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Engagement Global gGmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Global Nature Fund (GNF)