„Unternehmenskultur ist ein unsichtbares Band im Herzen jedes Einzelnen“

Initiative Wertvolle Unternehmenskultur und die Volksbank in der Ortenau eG

Die „Initiative Wertvolle Unternehmenskultur" (I.W.U.) startete im Vorjahr unter dem Titel „Wirtschaft.Kultur.Preis". 2018 geht sie mit Kultur Werten und „Fitnesstraining" für Unternehmen in die zweite Runde. Messen, Begleiten, Sichtbarmachen und Vernetzen – mit diesem vierfachen Nutzen bietet sich Unternehmen und Organisationen neben Orientierung und greifbaren Ergebnissen ein Netzwerk zur Weiterentwicklung. Dass auch im oft als konservativ und träge empfundenen Bankensektor durchaus Bewegung steckt, beweist die Volksbank in der Ortenau eG. In der Kategorie „Purpose – sinnstiftendes Management" machte sie im Vorjahr den ersten Platz. Markus Dauber, Vorstandsvorsitzender der Volksbank in der Ortenau eG, zeigt im Gespräch, was achtsame Führung ausmacht und wie er sie im Team strategisch umsetzt und lebt.
 
Herr Dauber, Sie haben im November 2017 in der Kategorie „Purpose – sinnstiftendes Management" gewonnen. Wie wurde die Auszeichnung von Ihnen und Ihren Mitarbeitern aufgenommen?
Markus Dauber von der Volksbank Ortenau sind eine ausgeprägte, interne Kommunikation und Information sehr wichtig. © Volksbank OrtenauDie Unternehmenskultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen. Sie ist nichts Sichtbares, sondern das unsichtbare Band, das die Dinge zusammenhält: Die Menschen in unserer Bank, die Art und Weise, wie sie denken, wie sie unser Unternehmen, dessen Zukunft und damit auch ihre eigene berufliche Zukunft sehen. Ausgehend von dieser Überzeugung handelt die Volksbank in der Ortenau mitsamt ihren Mitarbeitern. Und wie Sie sich vorstellen können, sind wir alle sehr stolz, dass wir die Auszeichnung erhalten haben – eine weitere Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Warum ist Ihrer Meinung nach Unternehmenskultur heute so wichtig?
Angesichts der sich verändernden Rahmenbedingungen wird immer wieder appelliert, die klassischen Geschäftsmodelle zu überdenken und neu auszurichten. Dabei ist klar, dass der Weg vom heute ins morgen mit vielen Unbekannten und Risiken verbunden ist. Aber auch mit Blick auf die bestehenden Regeln im Unternehmen ist eine kritische Durchsicht empfehlenswert. Die bisherigen Methoden stoßen insbesondere dann an ihre Grenzen, wenn Umfeldbedingungen sich immer schneller und unberechenbarer ändern – also von Komplexität geprägt sind. Komplexität ist dabei weder gut noch schlecht zu bewerten. Komplexität kann lediglich nicht „gemanagt" werden.

Und aufgrund der Komplexität kommt dann die (Unternehmens-) Kultur zum Tragen?
Angesichts der Megatrends Globalisierung, Digitalisierung, Vernetzung, Instabilität, Individualisierung bedarf es anderen, interdisziplinären Methoden in der Unternehmensführung. Komplizierte Probleme löst man in erster Linie durch Organisation und Management – komplexe Probleme primär durch Führung, Befähigung und Kommunikation. Und genau da setzt meines Erachtens das Thema Unternehmens- und Risikokultur an.

In Ihrem Unternehmen sind Mitarbeiter und Führungskräfte insgesamt sehr zufrieden und würden Sie auch an Bekannte weiterempfehlen. Was sind Ihre Erfolgsgeheimnisse?
Die Volksbank in der Ortenau eG arbeitet im Rahmen ihrer Unternehmensentwicklung mit den Methoden des Managementzentrums St. Gallen. Die selbstkritische Reflektion über den eigenen organisatorischen Reifegrad mit Hilfe des integrierten Managementsystems gehört dabei seit vielen Jahren zum festen Ritual jeder Planungs- und Strategietagung. Vorteil dieser Methode ist unter anderem das Aufzeigen der gegenseitigen Abhängigkeiten. Es bedarf dem Gleichgewicht aller notwendigen und hinreichenden Elemente im System „Volksbank in der Ortenau". Durch dieses vernetzte Denken wird Abteilungsdenken und Abgrenzung von Anfang an vermieden – das fördert die Gesamtverantwortung aller für das Gesamtsystem. Ein wichtiges Element einer „gesunden" Unternehmenskultur!

Welche strategischen Maßnahmen setzen Sie konkret? An welchen Maßstäben orientieren Sie sich dabei?
Im Laufe der letzten Jahre haben wir die Erfolgsfaktoren der „Hidden Champions" nach Prof. Dr. Hermann Simon in die Strategiearbeit integriert. Dieser Systematik folgend, setzen wir uns seit Jahren sehr ambitionierte Ziele und erreichen oder übertreffen diese per Saldo! Die Erfolgskriterien der Hidden-Champions setzen in erster Linie den Maßstab für unsere Organisation und die Stoßrichtung der Strategiearbeit. Wir definieren damit das Ambitionsniveau für die Bank als Ganzes beziehungsweise für die einzelnen strategischen Geschäftsfelder. In der funktionalen Ebene planen und steuern wir hingegen bewusst innerhalb der Grenzen des Möglichen unserer eigenen Organisation. Damit nehmen wir jeglichen Druck aber auch jeden Anreiz für ungewollte Risiken aus dem Horizont der Mitarbeiter.

Ausgezeichnet wird Ihr Unternehmen durch eine starke Führungskultur und einen guten Führungsstil. Was machen Sie anders als andere Unternehmen?
Wenn die Unternehmenskultur nicht zur Strategie passt, entsteht Chaos. „Hard facts" verlieren schnell ihre Wirkung, insbesondere wenn die Menschen mit ihren Werten und ihrem Verhalten nicht hinter der Unternehmensvision, der Strategie und den Zielen stehen. Demotivierte Mitarbeiter können ein Unternehmen durch ihre Einstellung in den Ruin treiben. Hierin steckt aber auch DIE Chance: Denn umgekehrt kann eine hoch motivierte Mannschaft vermeintlich Unmögliches möglich machen. Treiber einer positiven Unternehmenskultur ist das Verhalten der Führungskräfte und die erlebte Vorbildfunktion für die Mitarbeiter.

Klingt einfach, aber wie überträgt sich das Vorbild von der Führungsriege – also ganz oben – bis in die breite (Mitarbeiter-) Basis?
Durch Vorleben und Kommunikation. Und Vertrauen. Eine ausgeprägte, interne Kommunikation und Information sind natürlich immens wichtig. Denn nur wenn Mitarbeiter wissen, welche übergeordneten Ziele das Unternehmen erreichen möchte, können sie ihr Verhalten hieran orientieren. Und: Nur durch Gestaltungsfreiräume haben Mitarbeiter die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und am lebendigen Konstrukt der Unternehmenskultur aktiv mitzuwirken.

Welche neuen Erkenntnisse und Ergebnisse konnten Sie anhand der Teilnahme am Wirtschaft.Kultur.Preis. 2017, dem Vorgänger der heutigen Initiative Wertvolle Unternehmenskultur, für sich gewinnen?
Mit der zu Beginn erarbeiteten Analyse beim Wirtschaft.Kultur.Preis haben wir die Grundlage für einen offenen Dialog über die immaterielle Basis unseres materiellen Erfolges gelegt. Wir konnten damit besser verstehen, wie innerbetrieblich über Leistung, Verantwortung und Zukunft gedacht wird.
Transparenz ist der erste Schritt zur Kommunikation und bietet überhaupt erst die Chance zur positiven Weiterentwicklung des Unternehmens. Der Unternehmenskulturcheck bietet aus unserer Erfahrung ein exzellentes Instrument zur Operationalisierung und Entwicklung der Unternehmenskultur!

Welche Schritte planen Sie in diesem Jahr, um sich noch mehr im Bereich Unternehmenskultur positionieren zu können?
Wir setzen derzeit die Erarbeitung und Dokumentation eines Verhaltenskodex um. Auch aus den Veröffentlichungen der Bankenaufsicht kann die Erwartung an einen solchen „Code of Conduct" interpretiert werden – gerade im Hinblick auf AT 3 und AT 5 der MaRisk. Mit Hilfe des Verhaltenskodex können wir unseren Mitarbeitern unsere Grundsätze und Werte in Schlüsselsituationen vermitteln und dadurch unsere Risikokultur verdeutlichen sowie auf andere Situationen leicht übertragen.

Was würden Sie Unternehmen empfehlen, die noch unschlüssig sind, an der Initiative 2018 teilzunehmen?
In Anlehnung an Albert Einstein: „Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll." Ein weiteres Regelwerk allein erzeugt lange nicht die gewünschte Wirkung. Vielmehr führen ständige Kommunikation und ein offenes, kollegiales Führungsverständnis sowie eine Atmosphäre des Miteinanders über alle Gruppen-, Bereichs- und Hierarchiestufen hinweg zum „großen Ganzen". Wir benötigen einen offenen und ehrlichen Austausch über die immaterielle Basis des materiellen Erfolgs. Die Teilnahme an der Initiative Wertvolle Unternehmenskultur schafft hier die nötige Transparenz und öffnet den Weg in eine zukunftsfähige Unternehmens- und Risikokultur. Und so kann ich nur jedem Unternehmer und Führungsverantwortlichem empfehlen: Nutzen Sie diese Chance – besser heute als morgen.

Vielen Dank Herr Dauber für das interessante Gespräch, Ihre Einblicke und Ausführungen.

Weitere Informationen zur Initiative Wertvolle Unternehmenskultur und Teilnahme finden Sie unter
 
Kontakt: Initiative Wertvolle Unternehmenskultur
info@wertvolle-unternehmenskultur.de | www.wertvolle-unternehmenskultur.de

Wirtschaft | CSR & Strategie, 15.04.2018

     
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