Verwüsten wir die Erde?
Der Weltzukunftsrat wirft den Rettungsanker
Wüstenbildung, auch Desertifikation genannt, fordert heute mehr Menschenleben als jede andere Umweltkatastrophe. Diese „stille Krise" bahnt sich schleichend ihren Weg: Mehr als ein Drittel der Erdoberfläche sind Trockengebiete und sie breiten sich rasant aus. Nicht-nachhaltige Landnutzung, Rodungen und der Klimawandel verstärken und beschleunigen diesen Effekt zusätzlich. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und sind von Hunger und Armut bedroht. Sie sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Siedlungsdruck, Ungleichheit und Armut führen zu – oder intensivieren – soziale Konflikte. So zählen Trockengebiete zu den konfliktreichsten Regionen der Welt.
So ist es in der äthiopischen Tigray-Region gelungen, durch eine einzigartige Massenmobilisierung, Freiwilligenarbeit und Einbeziehung der Jugend degradiertes Land in großem Stil wiederherzustellen. Die Erosion konnte dabei signifikant reduziert werden. Die Übernahme von nachhaltigen Landwirtschaftspraktiken, die Einrichtung von abgesperrten Flächen und Gemeindewald, die Regulierung der Nutzung des Weidelands und die Ausbringung von Dung und Kompost tragen nun erheblich zur Nahrungssicherheit und zu wirtschaftlichem Wachstum bei.|
Gute Gesetze erreichen viel
Gesetze sind Regulatoren der Gesellschaft: Sie stellen Ordnung her und sorgen für Sicherheit. Doch sie sind noch viel mehr: Sie bilden einen politischen Willen ab. Im Idealfall schaffen sie das Gerüst für eine stabile Gesellschaft und dienen so den Menschen, die in ihr leben.
Mit dem Future Policy Award (FPA) hat der World Future Council (WFC) den ersten Preis weltweit ins Leben gerufen, der Gesetze auszeichnet und nicht Personen. Als „Oscar für gute Gesetze" prämiert der WFC seit 2009 Gesetze und Maßnahmen, die die Rahmenbedingungen für eine gerechte, nachhaltige und friedvolle Welt schaffen. Die „best policies" oder besten Politiken qualifizieren sich dann für den Award, wenn sie eine nachhaltige Ressourcennutzung, die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit und die demokratische Partizipation fördern. Die Methodologie basiert auf den sieben Prinzipien für nachhaltige Entwicklung, die von der International Law Association (ILA) vorgestellt und auf dem Erdgipfel im Jahr 2002 in Johannesburg verabschiedet wurden. Dabei werden jene Gesetze besonders positiv bewertet, die nicht nur die oben genannten Aspekte berücksichtigen, sondern darüber hinaus friedliche Konfliktlösungen in Angriff nehmen.
Schwerpunkte setzen Akzente
Jedes Jahr wählt der World Future Council ein Politikfeld, in dem innovative Lösungen besonders wichtig sind. In den letzten Jahren würdigte der WFC Politiken aus den Bereichen Nahrungssicherheit, Biodiversität, Abrüstung und Kinderrechte, um nur einige Beispiele zu nennen. Ziel des Future Policy Awards ist es, zukunftsweisende Gesetze bekannter zu machen, damit Vertreter anderer Länder von positiven Beispielen lernen und ähnliche Gesetze bei sich einführen können. Der Gold-Gewinner aus dem Jahr 2015 war beispielsweise die Kinderschutzpolitik Sansibars, des halbautonomen Teilstaats Tansanias. Dessen innovativer Ansatz bezieht Kinder und Jugendliche in die Gesetzgebung mit ein. Und dank effizienter Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Kinder hat sich die Sicherheit und Lebensqualität für junge Menschen ungemein verbessert. Durch die Initiative des WFC wurde so bei vielen anderen Regierungen Afrikas, Asiens und Südamerikas großes Interesse an dieser Gesetzgebung geweckt: Auf einer internationalen Tagung werden Vertreter interessierter Regierungen zusammengebracht, um vom guten Vorbild Sansibars zu lernen.
Wüsten werden grün
Das Jahr 2017 hat der Future Policy Award dem Thema Wüstenbildung gewidmet, denn die Ausdehnung von Wüsten betrifft einen großen Teil der Weltbevölkerung: Laut den Vereinten Nationen breiten sich die Trockengebiete aufgrund des Klimawandels rasant aus. Maßnahmen, die Wüstenbildung erfolgreich bekämpfen und verhindern, bringen nicht nur ökologische Verbesserungen: Sie können Menschen aus der Armut führen, Ungleichheiten bekämpfen, Selbstbestimmung und friedliche Gesellschaften fördern. In anderen Worten: Wer Landverödung in Angriff nimmt, kann die Lebensbedingungen für Millionen von Menschen verbessern und dauerhaft für Frieden und Gerechtigkeit sorgen. Der Future Policy Award 2017 zeigt, dass dies mit dem entsprechenden politischen Willen möglich ist. |
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Der WFC bietet auf seiner Website hervorragende Broschüren und Studien zu aktuellen Herausforderungen unserer Epoche. |
Quelle: World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2017 - Jetzt die SDG umsetzen erschienen.
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Ein Kommentar von Jakob von Uexküll
Umweltzerstörung, Klimawandel, Kriege und Krisen haben unseren Planeten und unsere Gesellschaften nachhaltig erschüttert. Wir können uns jetzt selbst die Schuld geben oder mit dem Finger auf andere zeigen. Aber besser machen – das zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre – werden wir es trotzdem nicht. Wir reagieren nicht angemessen auf diese Herausforderungen, obwohl viele Lösungen vorhanden sind.
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