Umwelt | Klima, 02.09.2007
Alles nur Klimahysterie?
Stefan Rahmstorf bezichtigt deutsche Medien der Desinformation
Nach Erscheinen des Weltklimaberichtes des "Intergovermental Panel on Climate Change" (IPCC) hat eine lebhafte Diskussion eingesetzt. Während zunächst in allen Medien das Weltuntergangsszenario "gespielt" wurde, wandelte sich das Urteil bald. Das Magazin Cicero, der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung räumten gaben zunehmend den "Klimaskeptikern" unter den Wissenschaftlern breiteren Raum ein. Tenor: Alles halb so schlimm, Klimawandel gab es immer und das der jetzige von Menschen gemacht sei, sei keineswegs ausgemacht.
Den "normalen" Leser ohne tiefer gehende wissenschaftliche Kenntnisse über den Klimawandel stürzt diese Diskussion in Verwirrung: Was sollen die ganzen kostspieligen und die Bequemlichkeit einschränkenden Bemühungen um den Klimaschutz, wenn es doch sowieso alles für die Katz ist? - Nach mir die Sintflut!
Gegen diesen Klimarelativismus zieht Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) zu Felde. In einem ausführlichen Beitrag, der in gekürzter Form in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31. August 2007 erschienen ist, wirft er den Medien Desinformation vor. In seinem Beitrag geht er auf eine Fülle von Argumenten ein, korrigiert Zahlen und zeigt, dass eine nicht geringer Anzahl der "Klimaskeptiker"-Beiträge von lang bekannten Lobbyisten stammen - sei es Bush-Berater oder die Vereinigung der Steinkohleindustrie.
Wie lebhaft die Debatte geführt wird, zeigt auch ein Blick in die Kommentare zum Artikel auf der Internetseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Viele der Beiträge lassen allerdings das vermissen, was Rahmstorf in seinem Fazit fordert:
"In unseren Medien wird nach wie vor regelmäßig der vom Menschen verursachte Klimawandel in Zweifel gezogen - was auch völlig in Ordnung wäre, wenn dies mit korrekten und seriösen Argumenten geschähe. Die ehrlichen Argumente sind den Klimaskeptikern aber längst ausgegangen. Die genannten Beispiele sind nur die Spitze eines Eisbergs und illustrieren, mit welch abstrusen Falschaussagen und Bauernfängerargumenten stattdessen gearbeitet wird.
Wer sich im Bekanntenkreis umhört, der merkt rasch, dass diese künstlich am Leben erhaltene Scheindebatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Viele Menschen meinen, die Ursachen des Klimawandels seien unter Experten immer noch umstritten. Diese Fehleinschätzung behindert und verzögert eine effektive Klimaschutzpolitik bis heute. Dabei geht es um viele Menschenleben. So schätzt die Weltgesundheitsorganisation in einer Studie, dass der Klimawandel insgesamt derzeit für jährlich rund 150.000 zusätzliche Todesopfer verantwortlich ist, vor allem in Afrika. Ohne rasche Gegenmaßnahmen ist dies erst der Anfang eines mehrfach größeren Klimawandels.
Ich kann hier nur an die Verantwortung von allen appellieren, die sich in den Medien zu Wort melden, mit redlichen Argumenten und sorgfältig recherchierten Fakten zu arbeiten. Täuschungen, Tatsachenverdrehungen und selbsternannte Experten ohne fundierte Sachkenntnis sind wenig hilfreich.
Vor allem aber sind die zitierten Falschmeldungen Folge eines erschreckenden Versagens der Qualitätskontrolle in unseren Medien. Dabei wäre Abhilfe sehr leicht. Im Internetzeitalter ist es einfacher denn je, Fakten nachzuprüfen. Meist genügen wenige Minuten. All die Skeptiker-Argumente, die in den letzten Monaten in den Medien aufgetaucht sind, sind von Wissenschaftlern auf diversen Internetseiten längst detailliert diskutiert und widerlegt worden."
Links:
Artikel in der FAZ mit Leser Kommentaren
Langfassung
Foto: Foto: Stefanie Mayer, PIK - Potsdam
Den "normalen" Leser ohne tiefer gehende wissenschaftliche Kenntnisse über den Klimawandel stürzt diese Diskussion in Verwirrung: Was sollen die ganzen kostspieligen und die Bequemlichkeit einschränkenden Bemühungen um den Klimaschutz, wenn es doch sowieso alles für die Katz ist? - Nach mir die Sintflut!
Gegen diesen Klimarelativismus zieht Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) zu Felde. In einem ausführlichen Beitrag, der in gekürzter Form in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31. August 2007 erschienen ist, wirft er den Medien Desinformation vor. In seinem Beitrag geht er auf eine Fülle von Argumenten ein, korrigiert Zahlen und zeigt, dass eine nicht geringer Anzahl der "Klimaskeptiker"-Beiträge von lang bekannten Lobbyisten stammen - sei es Bush-Berater oder die Vereinigung der Steinkohleindustrie.
Wie lebhaft die Debatte geführt wird, zeigt auch ein Blick in die Kommentare zum Artikel auf der Internetseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Viele der Beiträge lassen allerdings das vermissen, was Rahmstorf in seinem Fazit fordert:
"In unseren Medien wird nach wie vor regelmäßig der vom Menschen verursachte Klimawandel in Zweifel gezogen - was auch völlig in Ordnung wäre, wenn dies mit korrekten und seriösen Argumenten geschähe. Die ehrlichen Argumente sind den Klimaskeptikern aber längst ausgegangen. Die genannten Beispiele sind nur die Spitze eines Eisbergs und illustrieren, mit welch abstrusen Falschaussagen und Bauernfängerargumenten stattdessen gearbeitet wird.
Wer sich im Bekanntenkreis umhört, der merkt rasch, dass diese künstlich am Leben erhaltene Scheindebatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Viele Menschen meinen, die Ursachen des Klimawandels seien unter Experten immer noch umstritten. Diese Fehleinschätzung behindert und verzögert eine effektive Klimaschutzpolitik bis heute. Dabei geht es um viele Menschenleben. So schätzt die Weltgesundheitsorganisation in einer Studie, dass der Klimawandel insgesamt derzeit für jährlich rund 150.000 zusätzliche Todesopfer verantwortlich ist, vor allem in Afrika. Ohne rasche Gegenmaßnahmen ist dies erst der Anfang eines mehrfach größeren Klimawandels.
Ich kann hier nur an die Verantwortung von allen appellieren, die sich in den Medien zu Wort melden, mit redlichen Argumenten und sorgfältig recherchierten Fakten zu arbeiten. Täuschungen, Tatsachenverdrehungen und selbsternannte Experten ohne fundierte Sachkenntnis sind wenig hilfreich.
Vor allem aber sind die zitierten Falschmeldungen Folge eines erschreckenden Versagens der Qualitätskontrolle in unseren Medien. Dabei wäre Abhilfe sehr leicht. Im Internetzeitalter ist es einfacher denn je, Fakten nachzuprüfen. Meist genügen wenige Minuten. All die Skeptiker-Argumente, die in den letzten Monaten in den Medien aufgetaucht sind, sind von Wissenschaftlern auf diversen Internetseiten längst detailliert diskutiert und widerlegt worden."
Mathias Prange
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Artikel in der FAZ mit Leser Kommentaren
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