"Jedes Unternehmen kann nachhaltig arbeiten"
Nachhaltiges Wirtschaften ist auch auf kurze Sicht erfolgreicher
Unternehmen, die sich nicht nur auf die nächsten Quartalszahlen konzentrieren, sind wirtschaftlicher erfolgreicher. Didier Cossin, er ist Professor für Finance and Governance und an der Schweizer Business School IMD tätig, weiß, dass viele Unternehmen nur noch bis zu den kommenden Jahreszahlen denken. Die Wirtschaft "sei zu kurzfristig orientiert"; hat der Monatsumsatz nachgegeben, so würden die Konkurrenten, Aktionäre und Analysten bereits die Messer wetzen. "Doch kein Mensch würde sein Haus verkaufen, nur weil der Wert in den letzten zwei Wochen leicht gefallen ist. Marktschwankungen werden immer wieder überschätzt", so Cossin. Des Weiteren seien Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften würden, profitabler als jene, die sich nur auf schnelle Gewinne konzentrieren. Auch dann, wenn die Gewinne kurzfristig erzielt werden sollen, sind Unternehmen, die sich nicht ständig auf das nächste Quartal konzentrieren, weitaus erfolgreicher. Diese Ansicht wird auch durch die Unternehmen bestätigt, die das internationale Nachhaltigkeits-Ranking anführen. Dazu gehören etwa SAP, BMW, Siemens, Henkel oder auch Umicore. Kein einziges Unternehmen, das auf nachhaltiges Wirtschaften setzt, schreibt rote Zahlen - selbst dann nicht, wenn es kurz- oder auch langfristig wirtschaftet.
Nachhaltige Unternehmen sprechen eine andere Sprache
Doch was bedeutet "Nachhaltigkeit" tatsächlich? Muss eine Solaranlage auf das Dach der Produktionsstätte, sollte der Kindergarten finanzielle Zuwendungen erhalten oder genügt es bereits, wenn die Fabrikabfälle (ohne Zeugen) in den Wald abgeladen werden? Eine nachhaltige Unternehmensführung verfolgt das Ziel, dass die Ökologie und die Ökonomie und die soziale und gesellschaftliche Verantwortung in Einklang gebracht werden. Nur dann, wenn nachhaltig gewirtschaftet wird, hat das Unternehmen - so Cossin - auch eine Überlebenschance. Nachhaltige Unternehmen haben eine höhere Produktivität und besitzen eine andere Führungsmentalität, da Innovationsfreude und konservative Werte kombiniert werden. Des Weiteren steht ein deutliches höheres Budget für Entwicklung und Forschung zur Verfügung; zudem sprechen nachhaltige Unternehmen auch eine komplett andere Sprache. "Nachhaltige Unternehmen benutzen auch eine ganz andere Sprache. So verwenden sie Worte wie Dekade, Jahre, Zukunft oder auch Reife. Diese Worte finden sich in den Schreiben an die Mitarbeiter, an die Aktionäre oder auch direkt auf den Internetseiten der nachhaltigen Unternehmen", weiß Cossin. Betriebe, die jedoch kurzfristig agieren und nur bedingt auf Nachhaltigkeit setzen, verwenden oftmals die Begriffe "schnell", "täglich", "dringend" oder auch "wöchentlich". Auch innerhalb des Unternehmens kann es zu unterschiedlichen Sprachen kommen. "Wird der nachhaltig wirtschaftende Unternehmer A Begriffe wie Jahre, Dekade, Longterm oder auch Reife verwenden, so sprechen die Mitarbeiter über Weiterbildung, Vielfalt oder Karriere. Unternehmer B, der jedoch nur sehr kurzfristig plant, spricht von Monaten oder Shortterm, die Mitarbeiter sprechen hingegen nur noch über Entlassungen oder Bewertungen", so Cossin. Jene Erkenntnisse, die Cossin und Ong Boon Hwee im Zuge einer Forschung gemacht haben, wurden bereits in einem Buch veröffentlicht.
"Die Führungspersönlichkeiten müssen die richtigen Werte vertreten"
"Jedes Unternehmen kann nachhaltig arbeiten", ist Cossin überzeugt. Die Branche spiele keine wichtige Rolle - am Ende seien es die Persönlichkeiten der Personen, die sich in der Führungsebene befinden. "Handelt es sich um starke Führungspersönlichkeiten mit sehr starken Werten, so wird es wohl ein nachhaltiges Unternehmen sein. Henry Ford war bekannt für seine extrem starken Werte. Er war aber ein bekennender Antisemit", so Cossin, der darauf verwies, dass es nicht nur um starke Werte geht - es müssen auch die richtigen Werte sein, die der CEO vertritt. Doch kann der Hang, die soziale Verantwortung zu übernehmen, auch tatsächlich trainiert werden? Ja. Cossin ist überzeugt, dass das eigene Verhalten trainiert oder derart beeinflusst werden kann, dass der Unternehmer zu einer starken Führungspersönlichkeit wird, die dafür sorgt, dass nachhaltig gewirtschaftet werden kann. "Am Ende müssen wir uns immer die Frage beantworten, ob wir nicht auch auf die Umwelt achten müssen, wenn wir neue Projekte realisieren wollen."
Wirtschaft | CSR & Strategie, 26.08.2017
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